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Senser
"Asylum"
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Senser
"Asylum"
1998, Ultimate Records
Kerstin Haigh - vocals
James Barrett - bass
Nick Michaelson - guitar
Paul Soden - drums
DJ Awe - scratching
Senser - programming
Vorab... |
Balsam auf die Seele ! Selten hat mich das bloße Erblicken eines Albums (von dessen Erscheinen ich vorher nichts wußte) in einem Funsport-Magazin so verzückt. Ein Lebenszeichen von Senser ! Yeah, that's cool man ..scratch it, rock it, bang it, kick it ! 5 Jahre ist es her, als ein Blitz aus dem Nichts in einschlägigen Kreisen so unerwartet spontan einschlug wie ein Hundefurz unter einer vollbesetzten
kleinbürgerlichern Eßzimmersitzgruppe. Die Rede ist vom Senser-Debüt "Stacked up", das damals schon in punkto Crossover die Meßlatte in eine für fast alle unerreichbare Höhe schraubte. Zweifelsohne: "Stacked up" gehört zu den wichtigsten Innovationen der 90er, die vor allem in der Skater/Fun- und Extremsport-Fraktion musikalischen Kultstatus erreichte. Nun nach 5 Jahren und diversen Rotationen im Line-Up steht der Nachfolger im Regal und mit ihm die Frage, ob man einer ähnlichen Mischung von Metal, New Wave, Skater-Riffing, Rap und sphärischen Klängen begegnet, wie das auf "Stacked up" der Fall war.
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- Book of flies (5:14)
- Charming demons (3:33)
- Adrenalin (5:48)
- Strange asylum (5:34)
- Burn out (4:28)
- Desensitised (6:14)
- Breed (4:59)
- Lizard (6:10)
- Oyster (5:07)
- Weatherman (24:59)
Gesamtspielzeit: 72:08
Bonus-CD (limitiere Auflage):
- Charming demons (DJ Awe remix) (5:34)
- Eye kaleid (6:42)
- Tried & untested (3:48)
- OM - Harry hogg mix (7:47)
- Rows of people (5:43)
- Gabba man (8:02)
Gesamtspielzeit: 37:39
Zuallererst ein beruhigender Hinweis an alle Käufer der limitierten Version mit Bonus-CD, die sich wunderten, warum beim Durchsteppen der Songs so gut wie keine E-Gitarren zu finden waren ... Ich hatte vertauschte Aufdrucke auf den CDs ... auf dem eigentlichen Longplayer prangten die Titel der Bonus-CD, während die eigentliche Bonus-CD lediglich den Aufdruck "Asylum" trägt. Die CD mit den im Player 10 angezeigten Tracks ist das eigentliche Album, um das es hier erst mal gehen soll.
Book of flies beginnt mit verzerrtem Bass und legt mit fast schon drum'n'bass-mäßigem Rhythmus los, bevor das fette Riff einsetzt ... Kerstin's Stimme ist einen Tick moderner ... sphäriger ... cluborientierter als ihre weibliche Vorgängerin. Der Track hätte auch locker Waltari's "Space-Avenue" entsprungen sein können, wenn man mal ein wenig die Härte zurückschraubt und die weiblichen Vocals vernachlässigt. Wie auch auf "Stacked up" werden Synthi-Effekte äußerst geschickt eingesetzt (ich erinnere nur an "Age of panic"), ebenso auch die Scratch-Einlagen. Rammstein meets Drum'n'Bass, könnte man während der Riffs meinen, und kurz darauf ist man schon fast in housigen Sphären, die auch irgendwie einen Trip-Hop-Einschlag haben.
Charming demons ist vom Feeling her ein Song wie The switch aus "Stacked Up". Im Refrain trifft der sonst eher TripHop-ige Flair auf fette Riffs der Güteklasse Rage against the Machine. YEEEESSSSS. RRROOOCCCK !! METAL ! METAL ! Kick it !
Adrenalin ist da schon deftiger ausgefallen, Hardcore-Crossover-Riffs treffen auf Gabba-Beats, eine Nummer, während der gilt: Bang your brain out and dance - or die ! Ach ja ... der Refrain ist echt catchy geworden ... trotz aller E-Gitarren-Wände.!
Strange asylum bringt wieder etwas Ruhe ins Gemüt ... melodischer Trip-Hop-Rock ... so könnte man das wohl am besten beschreiben, bei dem gegen Ende auch die E-Gitarren nicht zu kurz kommen.
Burn out entlarvt "Rage against the Machine" und solch trendlastige Hitparadenstürmer wie die Guano-Apes als 15-minuten-lang-gekochte und monotone Weicheicher und klatscht sie nur so an die Wand ... ein Song irgendwo zwischen den beiden erwähnten Bands und Concrete Blonde.
Sphärisch club-atmosphärig beginnt Desensitised ... und das bringen wirklich nur Senser fertig ... Drum'n'Bass im TripHop-Sound mit übrigens genialen Stimmeffekten.
Chemical-Brothers-mäßiger Wind weht auf Breed, jedoch nicht ganz so deftig, was vor allem dem Abwechslungsreichtum und Kerstin zu verdanken ist.
Wie ein Reptil schleicht sich Lizard von hinten am Boden entlang an ... verzerrte Streicher mit Trip-Hop-Rhyhtmen ... schon fast eine Ballade, die aber verdammt gut wirkt und vor allem: treibende Tiefe besitzt.
Oyster startet mit einer epileptischen Einlage des Chef-Scratchers und entpuppt sich als wirklich schräger Song mit wütendem Sprechgesang, wie wir ihn schon vom Debütalbum kennen ...
Weatherman driftet schließlich in house/tekkno-lastige Rock/Metal-Gefilde. Der Track endet nach knapp 6 Minuten und bei Minute 22:55 wird die Stille erst wieder unterbrochen, durch Tischtennis in Stereo und einem wohl augenzwinkernd gemeintem Loop, der aus meiner Sicht eine kleine Widmung an den mittlerweile peinlich-simplen Breakdance-Sound der Mitt-Achtziger darstellt.
Die Bonus-CD:
Zur Bonus-CD nur soviel: Die 6 Tracks sind wirklich so gut wie rein auf Dance-Clubs zugeschnitten. Für Liebhaber von Drum'n'Bass, TripHop und umliegenden Bereichen sind diese Tracks sicherlich empfehlenswert und können dort locker mit der Spitze mithalten. Aber was den "uffz uffz uffz uff"-Sound auf Gabba Man angeht: Eine solche Übertreibung war aber nun wirklich nicht nötig ... ;-)
Fazit |
9 Punkte, und zwar nicht deswegen, weil mir jeder Track dieser Scheibe zusagt (sonst wären's nämlich nur 8 Punkte). Nein, den Aufschlag auf die 9 gibt es als Anerkennung für eine reife musikalische Leistung, mit der ich nicht gerechnet hätte. Diese Scheibe wird die Senser-Gemeinde in zwei Lager spalten. Der eine Teil, der sich an "Stacked up" schon so gewöhnt hat und wieder was in der Richtung erwartet hat, wird sich wohl eher enttäuscht abwenden und zuviel moderne Einflüsse vorfinden. Der andere Teil, der die eigentliche Philosophie von Senser begriffen hat, nämlich die perfekte Verschmelzung von Musikstilen auf der Höhe der Zeit, wird sich von diesem Album begeistern lassen. Einziges Manko: Ab und zu hätte (wie auf Stacked Up) ein männlicher Gesangspart für Abwechslung gesorgt.
Für die VIVA-Generation heißt das im Klartext: Pinguinexkrement-Affen vergessen tun und auch mit Tekkno- und Rap-Metal-Kombinationierern wie z.B. Bodycount oder Saints of Eden genauso machen. Denn nach Stelle, wo die ihren musikalischen Höhepunkt erreichen tun, erstmal lange Nichts und Leer ... erst dann kommt das untere Level ... von Senser. Na denn, astra luego und ade..bisi !
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english summary |
#NUMBER# points
the missing english summaries will be inserted until end the middle of october 1998 !
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© 05/1998 Markus Weis / Die Ultimative Review Page - https://durp.cf2.de |