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Merlons

"Sinnlicht - live: 17.06.98 Nürnberg - Hirsch"


9 Punkte

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Kurzinfo

Merlons
CD-Präsentation "Sinnlicht" - 17.06.98 Nürnberg, Hirsch"

Antje Haensel - vocals
P.G. Andreas Haensel - guitar, laute, drehleier
Fritz Schmitz - guitar, violin
Peter Henrici - bass
Frank Jooß - drums, samples

Vorab...

Was für ein verrückter Tag in Nürnberg. Da nimmt man sich einen Tag frei, fährt des Morgens in die Franken-Metropole, steigt aus dem PKW und fängt sich erst mal eine Regen-wie-aus-Kübeln-Prasseldusche ein. Kurz darauf Affenhitze und blauer Himmel ... ab gehts also in die Innenstadt, CD's abchecken, Klamotten besorgen und hinein ins Dürer-Haus. Kurz darauf am frühen Nachmittag wieder ein überraschender Platzregen, als ich gemütlich im Freien eine fränkische Vesperplatte verdrücke. Und siehe da, ab 15 Uhr blauer Himmel und Sonne, als wäre nichts gewesen. Und als ich mich schließlich gegen 19:00 Uhr auf den Fußweg zum Hirschen mache, nochmals eine Blitzdusche. Mir wars inzwischen wirklich egal, aber was würde aus dem kleinen Mittelalterspektakel vor dem Konzert auf dem Vorhof des Hirschen werden ?

Absolute Gedankenverschwendung, denn ab 19:45 Uhr war bis in die Nacht wieder blauer Himmel und Sonne angesagt.

Das Konzert

Vor dem "Hirsch" empfängt mich eine üppig mit Stroh ausgelegte Wiese, auf der sich Strohballen als Sitzmöglichkeit anbieten. An einem Stand gab es (neben Getränken) Steaks vom Grill, an einem anderen Stand gab es mittelalterliche Hemden und Gewänder, wiederum an einem anderen Stand waren Met und eine kleine Auswahl an Alchemist-Schmuck zu erstehen. Bis 21 Uhr füllte sich der Platz dann schon ganz ordentlich. Und wie ich es auf Merlons-Konzerten so liebe, waren auch wieder zig sympathische Leute aus den unterschiedlichsten Szenen gekommen. Metalheads, Gothic-Anhänger, "Normalos", leicht mittelalterlich gekleidete Menschen, Rocker und vereinzelt einige Freax, die sich wohl in ihrer Rollenspielverkleidung (Umhang, Füllhorn, Stiefel) eingefunden hatten. Eine große Familie aus verschiedenen Bewegungen war wieder einmal zusammengekommen um gemeinsam eines zu erleben: Musik !

Als die Dunkelheit so gegen 22 Uhr einsetzte, wurde der anwesenden Gefolgschaft durch zwei Feier-Speier/Schlucker noch einmal so richtig eingeheizt, bevor sich die mittlerweile wohl 300 erwartungsfrohen Fans im mit weißen Schleiern verhängten Konzertsaal des Hirschen einfanden.

Und was einem dann am Rest des Abends geboten wurde, war schlicht und einfach grandios. Schalmey, Drehleier, Rauschpfeifen, Violine, Powerbass, treibende Drums und betörender Gesang zusammen mit dem akustischen Druck, wie er nur live zu erleben ist schufen eines der packendsten Konzerte, die ich bislang in diesem Jahr erleben durfte. Aber auch einfühlsame und nachdenkliche Songs wurden zum Besten gegeben.

Ich war zu Beginn etwas skeptisch, da ich wußte, daß alle Texte auf "Sinnlicht" in deutscher Sprache sein würden. War umsonst, denn die Texte besitzen derartige Tiefe und packende Eleganz, daß man schon gar nicht mehr auf die Sprache achtet. Auch optisch war der Abend ein voller Erfolg ... eine dezente aber absolut angebrachte Lightshow, Vollblutmusiker, die egal ob mit Bass, Drehleier oder Akustikgitarre abrockten, während Sängerin Antje wieder einmal mit ihrer einzigartigen Ausstrahlung dem Ganzen noch die Sahnehaube in punkto Mystik aufsetzte.

Was ich an jenem Abend schon aus dem neuen Material heraushörte, bestätigte sich beim Anhören der Promo-CD von "Sinnlicht". Die Merlons haben einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht, "Sinnlicht" ist musikalisch differenzierter ausgefallen und wohl das bis dato (ich hasse dieses Wort) modernste Merlons-Album geworden, das auch schon mal vereinzelt leicht in Richtung Medieval TripHop zu schielen scheint ... aber dennoch alles beim Alten lässt, nämlich ROCK !

Und so war es auch kein Wunder, daß nach anfänglicher Zurückhaltung das Publikum so richtig mitging und alle Anwesenden vor allem während der treibenden Stücke (sowie natürlich des Salamanders) den Konzertsaal in einen Hexenkessel verwandelten.

Fazit

9 Punkte für ein packendes, mitreißendes Konzert, auf dem sowohl Mittelalt'ler und Gothicer als auch open-minded Headbanger voll auf ihre Kosten kamen !

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© 07/1998 Markus Weis / Die Ultimative Review Page - https://durp.cf2.de