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CD review / album review / CD Rezension / Album Kritik / Plattenkritik
Mayfair - Funkaholics
"live - 25.06.1998, München - Babylon"
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Vorab... |
Donnerstag abend ... Massenauflauf am Kunstpark Ost ... gerade ergattere ich einen Parkplatz in zumutbarer Zu-Fuß-Entfernung, steige aus und denke mir: "Mensch ... endlich mal wieder viele Leute auf nem guten Konzert." Als mir dann der erste Passant mit "Bierhoff ! Oi oi !"-Rufen das Trommelfell strapaziert, wandelt sich die Freude spontan in Frust. Open-Air-Übertragung "Deutschland-Iran" und zig Großleinwände im Kunstpart Ost ... na spitze ... nix wie in die Hallen Babylons, denn dort fühlte ich mich besser aufgehoben.
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Planmäß sollte es um ca. 22:00-22:30 losgehen. Aber da sich um diese Uhrzeit gerade mal 20 Leute in die Halle verirrt hatten - der Rest lag sich wohl noch nach dem WM-Spiel in den Armen (oder an den Tischbeinen) -, von denen dem Anschein nach 15 einfach mal in die Halle schauten, weil Instrumente auf der Bühne standen, begann der Abend erst gegen 23 Uhr ...
Egal, dachten sich Mayfair, die eigens wegen dieses Gigs nach Deutschland gereist waren und schickten sich an, einen in allen Belangen überzeugenden und ehrlichen Gig zu spielen. Eröffnet wurde mit Things will be better, welches die wenigen Zuschauer, die musikbezogen bei der Sache waren, auf Anhieb aufhorchen ließ. Mir war beim Hören der Studio-CD schon klar, daß dort sämtliche Instrumente (positiv unauffällige) Präzisionsarbeit leisten. Um so packender war es für mich, diese Arbeit live on stage bewundern zu können. Weitere Songs, die vom Album "Fastest trip to cybertown" dargeboten wurden, waren BG how was BG Pure, das psychedelische Trip, Waterproof, Gold coated girls, Bye bye Mr. T. sowie Joesie loves decibel. Auch wenn Teile des Publikums wohl streckenweise mit Mayfair's Spacerock leicht überfordert waren, ernteten die sympathischen Österreicher ehrlichen (und verdienten) Beifall.
Auch die mir zum Zeitpunkt des Gigs noch unbekannten Songs (z.B. Madame Pest, oder das ruhige Sunlight) wußten zu überzeugen.
Fazit: Zuerst ein dickes Lob an die Band, daß für die wenigen Zuschauer, die mit dem Herzen bei der Sache waren, ein so aufrichtiger und trotz leerer Halle energiegeladener Gig absolviert wurde. Alleine die ausgefeilte Arbeit von Little am Schlagzeug und Mötle am Bass genügten schon, um mich zu begeistern, hinzu kamen noch die freakigen Guitars von Rene, der (für Ersthörer gewöhnungsbedürftige) interessante Gesangstil Mario's sowie die Keyboards, die leider lautstärketechnisch etwas untergingen. Der Auftritt von Mayfair endete mit frenetischen Beifall (der mittlerweile 20-30 Zuschauer), was vor allem auch an der besten und druckvollsten James Bond-Theme Coverversion lag, die mir jemals zu Ohren gekommen ist ...
Als zweite Band des Abends wurde die deutsche Funk-Combo Funk*A*Holics ins Rennen geschickt. Exzellente Musiker - wie sich schon beim Soundcheck herausstellte.
Nachdem nun (dank zweier verzichtbarer DJs, die das absolut nervige WM-98-Titellied in den Saal peitschten, worauf das Publikum zu allem Unglück auch noch ansprang) der Saal zumindest etwas voller war, (zu Spitzenzeiten 50-60 Leute inklusive ignorantem Passantenpack, das die Halle als Wegabkürzung benutzte), füllte sich die Bühne mit sage und schreibe 8 Musikern, die - so zeigte es der gesamte Konzertverlauf - ihr Herz dem leicht jazz-orientierten Funk verschrieben haben.
Ich war erst etwas skeptisch, als ich von einer Funk-Combo als zweiter Band erfuhr, jedoch genügten alleine der Soundcheck und der Opener Pick up the..., um meine erste Live-Funk-Experience in mich aufzusaugen. Drei homogen in noblen Zwirn gehüllte Blecherer (Martin Schmitt - Altsaxophon, Frank Spaniol - Tenorsaxophon, Jürgen Dederichs - Zugposaune) machten sich (von unten gesehen) im rechten Bühnendrittel breit, in der Mitte thronte mit Martin Preiser ein überragener Keyboarder, und im linken Drittel waren Martin Glass (Schlag-Gitarre), Drummer Elmar Federkeil und der bestgekleideste (lag auch an der edelschwarzen Bassgranate) Christian Hautz (ich such mir nen Wolf nach so nem Rüschenhemd und der kommt mit so nem Teil auf die Bühne ;-) ), der zusammen mit Sänger Stefan Möhnen (dieser jedoch besonders), die breite Bühne gar nicht mehr so breit erscheinen lies, da er immer mal hier und dort zu finden war.
Die Funk*A*Holics hatten von Beginn an das Publikum auf Ihrer Seite ... ein Umstand, der für mich etwas übrraschend kam, da sich dieses noch zuvor in der Pause zu 08/15-Gestampfe abgezappelt hatte. Hier wurde kein Funk gespielt, hier wurde Funk zelebriert ! Egal ob bei den etwas eigenverzierten Coverversionen von "Cantalope", dem Urknaller "Sex machine", dem (auch für mich Metalhead) dauerbrennenden "I feel good" oder bei den Eigenkompositionen ... man hatte Spaß auf und vor der Bühne, denn man bezog auch streckenweise durch kleine Showeinlagen (z.B. Pass the peas, Soulpower) das Publikum mit ein.
Durch die Bank exzellente Musiker, die es doch tatsächlich schafften, ein angesichts der Spielkunst und des musikalischen Anspruchs gänsehautbegleites Lächeln auf das Gesicht eines von der kommerzielle Seite des ProgRock/Metal-Biz ziemlich angekotzten DURP-Schreiberlinges zu zaubern. Doch nicht nur für sich genommen war das vereinzelte Konzentrieren auf einen Musiker ein Erlebnis ... auch die Harmonie und Abstimmung stimmte zwischen den 8 FUNKtionären. Obwohl eigentlich alle 8 nochmals erwähnt werden müßten, will ich mich auf meine 3 Favoriten beschränken: Zum einen der Satan an den Tasten Martin Preiser, dessen jazzige Einflüsse mich immer wieder während der Instrumentalparts (mit und ohne Keyboard-Soli) in Verzückung geraten ließen, Bassist Christian Hautz, der förmlich mit seinem schwarzen Edelbrett verschmolz und Drummer Elmar Federkeil, der zwar nicht furios auffällig durch die Gegend rührte, jedoch exzellente Basisarbeit verrichtete.
Fazit: Ein grandioses Funk-Happening, das einfach Spaß machte. Streckenweise konnte ich sogar meine Funk-Allergie überwinden, in zu funkigen Abschnitten jedoch nicht. Hierzu trug beizeiten auch Stefan Möhnen's Gesang bei, der von gefühlvoll bis kraftvoll und funkig-kreischend ebenfalls voll auf der Höhe war, mich jedoch vor allem aufgrund häufigerer Sprechgesang-Einlagen störte, da mir die mitreißenden jazzig-funkige Instrumentalparts (mit eingestreuten Soli) absolut lagen (und diese keines Sprechgesangs bedurften). Aber glücklicherweise gab es vor allem gegen Ende genügend wunderschön ausufernde Instrumental- und Soli-Passagen, die das Herz eines jeden, der sich gern mit anspruchsvoller Mucke beschäftigt, zwangsläüfig berühren müssen.
Fazit |
Ein rundum perfekter Abend, der leider von zu Wenigen besucht wurde. Hut ab vor Mayfair und den Funk*A*Holics ... diesen Abend sollte man im großen Stil wiederholen ! Dafür gibts satte 8 Punkte.
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© 07/1998 Markus Weis / Die Ultimative Review Page - https://durp.cf2.de |