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King Diamond

"Voodoo"


8 Punkte

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Kurzinfo

King Diamond
"Voodoo"
1998, Massacre

King Diamond - vocals, harpsichord, organ & keyboards
Andy La Rocque - electric & acoustic guitar, keyboards
Chris Estes - bass guitar, acoustic guitar & keyboards
Herb Simonsem - electric guitars
John Luke Herbert - drums

Vorab...

Guildo = Meister ? Sorry, aber ein dahergelaufener Schwiegermutterliebling mit der Haarpracht einer Predator-Perücke, der nach dem Grand Prix auf dem Dach des Ü-Wagens nicht ein einziges vernünftiges spontanes Wort an die Fans rausbringt und sinnlos mit Schokolade überzogene Preßspanplatten unters Volk wirft ... ist für mich KEIN Meister. Zudem habe ich mich wirklich mehrmals fragen müssen, was denn nun schlimmer ist: das stupide "äiichbinimfernsehenundfußballissosubbergeil"-Publikum der Fußballshow "ran" oder das komplett durchgeknallte Studiopublikum der WDR-1live-Grandprix-Meister-Sondersendung. Trotzdem sei nur kurz angemerkt, daß ich den deutschen Beitrag zum Grand-Prix insofern für den ehrlichsten hielt, weil es ein Beitrag war, der derzeit eben einer relativ großen Musik-Bewegung in Deutschland Rechnung trug, und nicht z.B. ein drumcomputer-verseuchter Liebeskitsch a'la Switzerland. Naja, Geschmäcker sind verschieden und das ist auch gut so.

THEMAWECHSEL: Der wahre "Meister" ist kein Meister, sondern seines Zeichens König (und Könige haben meines Wissen schon Meister enthaupten lassen). Statt kariesfördernder Nußecken serviert der König regelmäßig Alben, die mich zumindest für das Vierteljahr nach dem Erscheinungsdatum sättigen, oder auch auf Lebenszeit, wie das bei "Abigail" und "Conspiracy" der Fall ist. Und trotzdem kann ich mich nicht erinnern, daß ich "Wir wolln den König sehn, wir wolln den König sehn, wir wolln den König, König sehn ... hey .. hey (rülps, gröhl)"-singend in oder vor einer Konzerthalle gestanden habe. ;-)

Die Songs
  1. Lousiana Darkness (1:43)
  2. "LOA" house (5:33)
  3. Life after death (5:41)
  4. Voodoo (4:34)
  5. A secret (4:04)
  6. Salem (5:18)
  7. One down, two to go (3:46)
  8. Sending of dead (5:40)
  9. Sarah's night (3:22)
  10. The excorcist (4:53)
  11. Unclean spirits (1:49)
  12. Cross of Baron Samedi (4:30)
  13. It they only knew (2:32)
  14. Aftermath (10:32)
Gesamtspielzeit: 61:59
Das Album

Auf dem neu bezogenen Anwesen der Lafayettes liegt die bedrückende Wärme einer louisianischen Sommernacht. Voodoo-Trommeln durchdringen die Nacht aus der Richtung des weiter entfernt auf dem Anwesen liegenden alten Friedhofs. David Lafayette liegt wach neben seiner Gemahlin Sarah und lauscht entsetzt den Klängen der Voodoo-Drums. Diese Ausgangssituation vermittelt uns das spookige Intro Lousiana Darkness. Wow, was für ein Beginn ....

Wir schreiben das Jahr 1932. Am Ufer des Mississippi steht das LOA house, ein typisches Anwesen der damaligen Kolonialzeit. In jeder Vollmondnacht kann vom dortigen alten Friedhof die Voodoo-Drums erklingen hören. Das Haus gehörte einst dem Voodoo-Priester Jean Le Noir, der auf besagtem Friedhof begraben liegt. "They never should have come to the LOA house" verkündet der Song unheilsvoll. "They", das sind die schwangere Sarah , ihr Ehemann David und der blinde Großvater Lafayette. Ein deftiges Metal-Brett von einem Opener, ähnlich "Arrival" auf Abigail. RROOOCK ! "In the LOA house misery will strike again" !

Life after death ist bereits der erste Highlight des Albums. Abgedrehte Vocals, freakige Diamond-Screams, Hammond-Orgel, gewohnt abwechlungsreiches druckvollstes Riffing mit massig Headbang-und Mitzelebrier-Potential. Im Gegensatz zum etwas sprechgesangbetonteren Vorgängeralbum "Graveyard" steht der King's facettenreicher Gesang auf "Voodoo" wieder voll im Vordergrund. Auf dem Voodoo-Friedhof im Anwesen der Lafayettes treffen sich vier fremde Schatten, um das Voodoo-Ritual der Totennährung zu vollziehen - darunter auch der Hausbutler der Lafayettes, Salem, der stärker mit dem Thema "Voodoo" verwurzelt ist, als man zunächst annehmen könnte.

Der Friedhof während der Zusammenkunft. Lodernde Flammen, Rituale, Voodoo-Tanz ... all dies kommt nicht etwa aus den Texten hervor, nein, dazu reicht schlicht und einfach die musikalische Stimmung dieses Tracks, der mit Voodoo-Drums unterlegt ist. Schlichtweg genial !

A secret heißt die nächste Bang-your-brains-out-Nummer, heavy, rhythmisch, abwechslungsreich und garniert mit einem zuckersüßen Refrain, bevor es wieder so richtig heftig mitreissend zur Sache geht. Die Lafayettes sind mehr als nur beunruhigt und eingeschüchtert aufgrund der nächtlichen Voodoo-Sitzungen auf ihrem Anwesen. Daher beschliessen sie in einer Familiensitzung (inklusive Butler Salem), sich des Friedhofs zu entledigen, um damit ein für alle mal in Ruhe leben zu können. Selbstverständlich gilt: "it must remain a secret or the plan will never work". Doch Salem versucht Einhalt zu gebieten: "Wenn man einem Ruhenden seine Ruhstätte nimmt, wird er zurückkommen und denjenigen solange heimsuchen, bis er wieder seine Ruhe gefunden hat". Die Lafayettes begehen denselben Fehler wie damals ein gewisser Jonathan LaFey angesichts der schwarzen Reiter ... sie winken müde lächelnd ab.

Und weiter gehts ohne Verschnaufpause mit Salem. Metallisch gesehen eine der besten Nummern, die der King jemals geschrieben hat. Des Nachts macht sich Salem auf den Weg zum alten Friedhof, um dort den Voodoo-Priester Doctor Le Croix zu treffen und ihn in die unangenehmen Pläne der Lafayettes einzuweihen. Le Croixs Entsetzen über diesen Entschluß weicht schon nach kurzer Zeit tiefem Haß. "Great Wanga will befall the Lafayettes ... Salem help me, save us ... by turning them to dust". Er drückt Salem ein wenig Geld in die Hand, mit dem er in Madame Sarita's Voodoo-Boutique die für die Verfluchung der Lafayettes nötigen Utensilien besorgen soll.

Das sanft beginnende (Akkustikgitarre und Vocals) One down, two to go schließt sich an. Der nächste Morgen, ein bezaubernder Sonnenaufgang, die Vögel zwitschern, alles wie im Traum. Salem bereitet in der Küche das Frühstück und ein wenig Tee, den er später David Lafayette servieren wird - gewürzt mit einer Brise Staub von einem der Voodoo-Gräber. Und schon weicht der balladenhafte Beginn einer kultverdächtigen Aggresso-Nummer, die sämtlichen alten Metal-Herren, die meinen, sie wären noch einen Pfifferling wert (hallo Her Hatfield und Konsorten), so richtig zeigt, wo und vor allem wie heftig der Hase zu laufen hat. Kultverdächtig ist alleine schon der Refrain "You used to be so beautiful .... but now you're gonna die !". Ein Track, den ich nur eine Qualitätsstufe unter "A visit from the dead" (Conspiracy) platzieren würde.

Düster wie ein Voodoo-Tribunal, das über die Lafayettes (ohne deren Beteiligung) abgehalten wird, trumpft Sending of dead auf. Während David schweißgebadet und von mysteriösem Fieber geschüttelt im Bett liegt, versucht Salem nocheinmal gütig Sarah vor dem Unheil zu warnen, das hereinbrechen wird, wenn sie den alten Friedhof zerstören lassen. Als sie Salem's Worten erneut keinen Glauben schenkt, wird während einer Voodoo-Sitzung die endgültige Vertreibung der Lafayettes beschlossen.

Finstere Nacht. Das Schlafgemach der Lafayettes. David wälzt sich im Fieberwahn und nimmt von seiner Umwelt nicht einen Hauch mehr wahr. Mit gänsegauterzeugenden Spinettklängen beschreibt Sarah's night einen unsichtbaren - an Sarah's Bett stehenden - Geist (Salem). Langsam öffnet er seine Hand ... Staub rieselt auf Sarah's Hände ... ein Fluch ergreift besitzt von ihr. Plötzlich schreckt Sarah auf, mit unvorstellbaren Schmerzen in Kopf und Bauch. Ihre schmerzerfüllten Schreie reißen Großvater Lafayette aus dem Schlaf. Bei Sarah angekommen versichert er ihr, es sei alles nur ein Alptraum gewesen und redet sie beruhigend in den Schlaf zurück.

Der nächste Tag ... Salem ist verschwunden. Wird Sarah diesen Tag überleben ? Sarah's Stimme hat sich verändert ... tiefer als sonst ... männlich ! Es schien, als wäre Sarah ausgelöscht. Großvater Lafayette erinnert sich an einen alten Freund ... und verständigt ihn sofort .... The exorcist Father Malone. Ein düsterer Refrain und wie alle anderen Songs eine kräftige Metalnummer vom Format "Cremation".

Der Exorzist schreitet zur Arbeit, kämpft seinen anstrengenden Kampf gegen die dämonisch-grollenenden Stimmen der Toten, die von Sarah Besitz ergriffen haben. Ein faszinierendes theatralisch-horrendes Zwischenstück, wie es nur von King Diamond kommen kann und welches den Kampf des Fathers mit seinen Feinden dokumentiert. Der Father sinkt erschöpft in einen Stuhl ... eine dämonische Stimme lacht triumphierend. Stille. Nun kommt das Kreuz des Baron Samedi ins Spiel.

Die unsichtbare Lula, die auch zur Voodoo-Runde gehört, erscheint in Salems Zimmer, nimmt das mit Nägeln gespickte cross of baron Samedi von der Wand und reicht es Salem mit den Worten "Take it to Sarah". Kurz darauf in Sarah's Gemach. Sarah steht vor dem im Stuhl schlafenden Father Melone und hebt ihren Arm. In der Hand: Das Kreuz des Baron Samedi. Mit den Worten "Father, I'm about to sin" fährt das Kreuz immer und immer wieder ins Gesicht des Geistlichen, der schreiend und blutüberströmt zu Boden geht. Großvater Lafayette nimmt den Lärm wahr, tastet sich ins Schlafgemach, erahnt die schreckliche Sitaation und verständigt die Polizei.

Die atmospärisch-kribbelnden ("nur" noch erzählenden) Tracks If they only knew und Aftermath klären den Fall Lafayette noch ein wenig auf. Hier kommt auch wieder Salem ins Spiel. Was es mit Salem, dem Anwesen, Baron Samedi und dem alten Friedhof nun auf sich hatte und was aus der schwangeren Sarah geworden ist, erfahrt ihr auf VOODOO !

Fazit

8 Punkte : Das nach "Conspiracy" und "Abigail" beste Werk des Kings und seinen Mannen. Auch was Andy La Rocque wieder abfeuert, ist absolute Obersahne ! Dicke 9 Punkte für einen der Metal-Highlights 1998, der den Diamond-Freaks einige augenzwinkernde Bezüge auf ältere Scheiben offenbaren wird. Eine packende Grusel-Stunde, eine dichte Atmosphäre, druckvoller Sound, ein kompaktes Album, exzellente songdienliche Musiker, griffige Texte, phänomenales Moshpotential, abgerundet durch ein fantastisches Artwork (Leute, nehmt den Digipack !). Als Bonbon gibts zudem noch ein Schauder-Schmankerl, das ihr erst als solches entlarven werdet, wenn es Euch mal so richtig kalt erwischt hat.

Was vor allem für mich überbleibt ist die Gewißheit, daß niemand ... und ich meine wirklich: NIEMAND dem King in seinem Metier das Wasser reichen kann und reichen können wird ... erst recht nicht ihr filmblut-spukende Schminkfressen, die ihr euch Kiss nennt: Freßt Gräberstaub, ihr Dilettanten ! ;-)


english summary

9 points for one of the metal highlights 1998. After "Conspiracy", "Abigail" and "The Graveyard" "Voodoo" my fourth topfavourite album of the King. Andy La Rocque's guitarplay again is stunning, as well as Kings vocals. A great story, a compact album and spine-tingling metal at it's best. An exciting hour of gloomy horror, powerfull sound, great musicians, lot's of mosh and a perfect artwork. "Voodoo" showed me once again, that noone (I repeat: noone) can cope with King in his genre ... even not you fakeblood-spitting paintfaces called KISS. Eat dust from the graveyard ... fools !

© 05/1998 Markus Weis / Die Ultimative Review Page - https://durp.cf2.de