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Joy of Colour

"live: 27.6.98, Miley's Cassidy Irish Pub, Hagen"


8 Punkte
Kurzinfo

Joy of Colour
Dominic Becking - bass/vocals
Ralf Gies - percussion
Michael Martin - drums
Stefan Rewig - keyboards
Jens Rosenhan - guitar
Stefan Vallbracht - noises/effects/additional keyboards

Vorab...

Wir alle kennen die Rekordmeldungen. 50 Mann im VW-Käfer. 30 Mann in einer Telefonzelle. Sowas kann man heute nicht mehr bringen, denn
  • a) ist das keine Schlagzeile mehr wert (aber wenn ein verlebtes Rock-Fossil auf der Suche nach dem Playboy-Sammelband der 1950er von der goldbestickten Leiter seiner Bibliothek fällt, dann ist das komischerweise eine Medienmeldung wert)
  • b) wird der gute alte Käfer nicht mehr gebaut und
  • c) sind mittlerweile eh fast alle Telefonzellen offen oder fallen schon auseinander, wenn man angesichts der Meldung "Karte unbrauchbar, bitte überweisen Sie der Telekom 150 DM" mal kurz den Hörer an die Scheibe donnert ;-)
Nein ...es sind die 90er ! Da müssen andere Superlativen her, auf die noch kein angetrunkener Kegelverein gekommen ist ... Also stellte man sich des Abends am 26.06.98 im Irish Pub zu Hagen die Frage: "Wie kriegt man 2 Keyoards, ein Drum-Set, ein kleines Percussion-Set, einen Bass, eine E-Gitarre und 2 Mikrofonständer sowie einen Drummer, 2 Keyboarder, 1 Percussionist (nebst Stühlen), einen Gitarristen und den Basser(gleichzeitig auch der Sänger) auf 10 Quadratmeter ?

Ich kann es vorwegnehmen - es funktionierte. Zwar mußten alle Musiker die Kugelschreiber aus der Brusttasche nehmen, die Schnürsenkel hochbinden und eventuell hervorstehende Zähne richten lassen sowie eine Extra-Versicherung abschließen, da eine etwaig reißende Gitarrenseite 6 Mann mit Gesichtsnarben verziert hätte ;-))) ... aber es klappte !

Der Gig

Hexenabend im Irish Pub. Als das Konzert begann und sich alle Anwesenden schon mit mindestens einem Pils, Guiness oder Weichei-Schlonze warmgetrunken hatten, betraten Joy of Colour die Bühne ... naja, Drums und Keyboards wurden eher bekrochen als betreten ... Die Hexenvrkleidungen beschränkten sich auf 2 grufti-like-dressed girlies, einen am Bühnenrand sitzendes Stoffteufelchen, das kontinuierlich Nebelschaden furzte (will sagen: das auf dem Nebelwerfer saß) und einer höchst seltsamen Erscheinung an der Gitarre, gegen die selbst Rincewind auf der Scheibenwelt wie ein Zauberguru ausgesehen hätte. Der Rest der Band hüllte sich passend in schwarze Kapuzenumhänge, in dekorative "Ich will Kühe"-Shirts, ja einer verkleidete sich sogar mit einem Rotmann als Hagebutte.

Joy of Colour eröffneten nach einem Instrumental mit dem Kracher Claire - A ghost story, welches auch auf dem DURP-Sampler Vol.1 zu finden sein wird. Fetzige Riffs, progressive Passagen und spukig-düstere Athmosphäre sorgten damit gleich in den ersten Minuten des Konzertabends für gute Stimmung im mit streckenweise 120 Leuten prall gefüllten Irish Pub. Der Sound war trotz der eher ungewohnten kleinen Verhältnisse gut, auch die extrem auf (Zitat: "3 Funzeln") reduzierte Lightshow wußte Akzente zu setzen, wenn auch zunehmend die Percussion von Ralf Gies zeitweise komplett unterging, aber der hatte auch so seinen Spaß und wirbelte wild vor sich hin.

Gespielt wurde sämtliches Material aus "...and this glow", und zwar in rundum überzeugender Weise. Hier und da waren jedoch auch vor allem gegen Ende des Abends einige Disharmonien herauszuhören, was jedoch wohl einzig und alleine dem Fakt zuzuschreiben ist, daß man platzbedingt über keine Monitorboxen verfügte und auf der Bühne zwangsläfig mehr das (vereinzelt zu laute) Publikum zu hören war als die Band selbst - insofern also eine reife Leistung !

Höhepunkte des Abends waren zweifelsohne

Fazit

8 Punkte für ein absolut sympathisches, kleines, dichtes, spannendes und lockeres Konzert. Bleibt zu hoffen, daß wir das ganze noch mal in größeren Ausmaß genießen dürfen.

© 07/1998 Markus Weis / Die Ultimative Review Page - https://durp.cf2.de