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Ivory Tower

"Ivory Tower"


8-9 Punkte

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Kurzinfo

Ivory Tower
"Ivory Tower"
1998, Inside Out

Andre Fischer - vocals
Sven Böge - guitars
Stephan Laschetzki - bass
Stephan Machon - keyboards, percussion
Thorsten Thrunke - hands & feet

Vorab...

Wie hieß doch gleich die Band, die einst solche Hammerscheiben wie "Images and words" oder "When day and dream unite" in den Progmetalhimmel eingravierte ? Ja, genau die , die mit "Falling into infinity" mehr in die Bedeutungslosgkeit als in die Unendlichkeit fiel. Ach ja, Dream Theater (so steht's zumindest auf den obigen 2 CDs in meiner hochheiligen Glasvitrine). Warum ich diesen leicht sarkastischen Einstieg wähle ? Weil eine Band aus Hamburg aus dem nichts kommend an eben diese Glasvitrine pocht: Ivory Tower !

Die Songs
  1. One life in asia (7:27)
  2. A distant light (8:04)
  3. Alive (5:53)
  4. Falling leaves (5:28)
  5. Spring (4:28)
  6. She (6:48)
  7. Music (6:05)
  8. Blinded (14:18)
Gesamtspielzeit: 58:40 min
Das Album

Was habe ich mir in letzter Zeit nicht alles an angeblichen Progmetal-Highlights anhören müssen bzw. zugelegt. Athena, Kenziner, "Twilight von Olympus" von Symphony X, Magnitude 9 und wie sie alle heißen. Kenziner's "Timescape" rockt echt gut ab, die geilen Nummern werden aber zu oft von Profifilierungsgriffbrettgefuddel sowie absolut songuntauglichen Breaks zerpflückt, den lieblos nachgeschobenen Weichspüler "Twilight in Olympus" vergessen wir mal ganz schnell, bei Magnitude 9 ists auch nur Stückelwerk. Lediglich Athena's powerndes "A new religion ?" ging mir nahe (und viel mehr als das). Wo sind die Alben, die die Gratwanderung aus Brett, Hymne, Vertracktheit, Melodie und Geschlossenheit der Songs problemlos meistern ? HIER IST EINS DAVON !

Was die Hanseaten auf Ihrem Debüt abfeuern, haut mich echt von den Socken. Erlesener Progmetal im Stile von Dream Theater's "Images and words"/"Awake", jedoch streckenweise einen Schuß härter, rauher, mitreißender, tragender und dank der Songstrukturen sowie Weltklasse-Refrains absolut eigenständig. Gesangstechnisch liegt Ivory Tower irgendwo zwischen der (zarten und harten) Wärme eines James La Brie und der hochadligen druckvoll-klaren Sängergarde der Melodic-Powermetalfraktion.

Da wäre der Opener One life in Asia, der gleich in bester Melodic-Powermetalmanier und progmetallischer Eleganz den Boden unter den Füßen wegzieht. Vertrackt, kompakt, melodisch, und mit einer Spanne von hymnisch bis doublebassdrumbretternd. Schon hier zeigt sich auch die textliche Qualität der Combo (die sich später als vielfältig qualitativ entpuppt).

Weiter geht's mit der Melodic-Powerprogmetalhymne A distant light. Verschleppt, keyboardgetragen, rhythmische Stakkati, preschend, packend ... und wieder so kompakt, daß die 8 Minuten schon fast unbemerkt verstreichen.

Alive schrammt gerade so am Prädikat "Zu Tode gebreakt" vorbei, kratzt aber letztendlich die Kurve zu einem melodicpowermetallischen Brecher.

Falling leaves ist dann fast das Surrounded dieser Scheibe. Ein unheimlich hymmnischer Track zwischen Midtempo und kraftvollem Progmetall.

Die Ballade Spring ist mir zu schmalzig ausgefallen (liegt aber nicht am Text). Hinzu kommt, daß in Gesangspassagen, die nicht so richtig aus sich rausgehen, etwas die Brillianz fehlt. Der Song bringt aber willkommene Verschnaufsminuten, denn She legt dann wieder etwas zu.

Wer kennt sie nicht ? John Miles Ode an die Music (Music was my first love ....). Hier ist sie ... in einer mitreißenden Energieschale serviert und so richtig andächtig um die Ohren gelegt. Stark ! Bleibt nur zu hoffen, daß die "Komm wir vergewaltigen wieder einen Klassiker Hauptsache wir kommen dann auf VIVA" - Fraktion ihre dollarverschmierten Dreckgriffel von diesem Song läßt.

Der Start von Blinded klingt leicht von Pull me under inspiriert, aber das soll nicht weiter stören, denn das 15-Minuten-Teil verlässt nach 2 Minuten dieses Terrain und baut sich zu einem facettenreichen Ivory Tower Track aus, der alle bisher erwähnten Prädikate enthält und streckenweise jeden Dream Theater Song an die Wand nagelt.

Fazit

  8-9 Punkte Danke, daß es im Zeitalter des spieltechnikgeilen Kaputtfrickelns noch solche kraftvollen und mitreißenden Progmetal Highlights gibt. Definitiv eine der 5 besten Progmetal Highlights dieses Jahres ! Unterstützt diese Band, mit ihr haben wir die Chance, nach den Scorpions (hust), Accept, Helloween (etc) mal wieder was über den Teich in die Verselbstüberhebleinigten Staaten zu werfen ! Volle 9 Punkte gibts nicht, wegen einiger leichter Gesangsabstriche in gefühlvollen Passagen und der etwas zu boygroupmäßig ausgefallenen Ballade, die zwar nicht großartig stört, aber auch nicht großartig trägt. Trotzdem: dicker Daumen nach oben !

english summary

  8-9 points What's the name of the band that drifted more into incompatibility than falling into infinity after such great albums like "Images and words" or "Awake" ? Oh yes, Dream Theater, I remember them. For two years I wondered, "where are the albums that combine power, melody, prog, complexity and the art of writing compact songs ?". The german band Ivory Tower (from Hamburg) has done it !

All songs except one knock me off my feet. A stunning debut ! Brilliant Progmetal in the style of Dream Theater's "Images and words"/"Awake" but a little bit heavier. All tracks are hymns, exciting, powerful, rhythmic, complex and the best: no useless breaks that could destroy the atmosphere of each song (hello Kenziner !). Refrains you simply have to shout with because they're so hard, warm and melodic. The vocals are somehow between James La Brie and the good school of current melodic powermetal singers. (A bit of quality is missing during quit and balladesk parts, but it does not matter). This brilliant album gives you progressive melodic powermetal, clean powermetal, energy, warmth and hymns like the opener One life in Asia or the second track A distant light (stakkati, keyboard wings, power and melody ... a PROGMETALHYMN !!!). All other songs are similar to those two, except the ballad Spring (a bit too soft for me) and the interesting cover of John Miles' Music. If you are a progmetalhead then close your goddamn webbrowser : go and get this progmetal highlight of 1998 !


© 12/1998 Markus Weis / Die Ultimative Review Page - https://durp.cf2.de