Es war im Spätsommer 1997 ... Kontaktaufnahme mit Eternity X im Dienste Der Ultimativen ReviewPage, allen voran: Keith Sudano. "The Edge" war mir bereits mehr als nur ans Herz gewachsen. Man wechselte dann und wann mal ein paar Mails, nach einem Banner-Exchange lag dann auch Mind Games im Briefkasten. Schon damals fiel positiv auf, daß sich diese Band rührend um ihre Fans bemüht. Am 18.03.1998 war es dann endlich soweit :

Eternity X in Action
18.03.1998 Edguy, Eternity X - RockCafe München |
Ich platze vor dem Konzert mitten in den Soundcheck der Fuldaer Melodic Powermetaller Edguy hinein und fühle mich sofort wohligst an frühe Helloween-Zeiten erinnert. Im Soundcheck brät mir insbesondere "Until we rise again" um die Lauscher und nistet sich sofort darin ein. Nach dem Soundcheck lerne ich dann in einem knapp halbstündigen Talk Eternity X Drummer Jimmy Peruta näher kennen ... man quatscht über sich, Musik in Europa und den Staaten und das Gefühl vor dem allerersten Gig in Europa. Hierbei stellt sich leider heraus, daß nach den Scorpions (hust), Accept und Helloween keine deutsche Metalband mehr einen entsprechenden Sprung über den Teich in punkto Popularität geschafft hat ... auch andere europäische Progressive-Acts (wie zb IQ) sind noch nicht in dem Maße in den Staaten bekannt, wie sie es sicherlich verdient hätten. Aha ... so langsam auch gepflegte Hektik am Merchandising-Stand. Dort treffe ich auf die schon fast manisch-emsige Betreuerin des dt/int. ETX-Fanclubs - Manu Bäuml ( Manu, das war ein positiv gemeintes manisch ;-) ) - endlich wird auch hier eine email-Adresse in meinem Gedächtnis mit einem Gesicht hinterlegt ;-). Der Abend sah zwei Support-Acts vor: zum einen natürlich Edguy und zum zweiten (im Hintergrund) der "special-guest-roadie-for-one-night" Helmut Bäuml, der in diesem Job förmlich aufging.
Der im Spätherbst erst zu ETX als Gitarrist gestoßene Kevin Reilly war sichtlich etwas unruhig vor dem Auftritt, denn dieser Abend stellte für Kev' eine dreifache Premiere dar: 1) der erste Aufenthalt in Deutschland, 2) sein erster Auftritt in Europa, 3) sein erstes Konzert als Gitarrist von ETX.
Dann blieb auch nur noch ein wenig Zeit für einen Smalltalk mit Frontmann Keith Sudano, der im Gespräch versicherte, daß ETX alles daran setzen würden, ihre Fans auf dieser Tour vollends zufrieden zu stellen. Schließlich habe man sämtliche Kohle zusammengekratzt, um sich diese Tour überhaupt aus den Rippen schneiden zu können.
Das Licht ging aus, die Musik verstummte .... "Edguy" betraten die Bühne und warfen zuallererst "Until we rise again" in das akzeptabel gefüllte Rockcafe (50 Leute werdens gewesen sein). Aufgrund der vielen Sitzmöglichkeiten war die Stimmung jedoch erst mal ein wenig zum Scheitern verurteilt. Für mich war es an diesem Abend das erste Mal, daß ich mit Edguy-Material konfrontiert wurde ... also war passives und bewußtes Zuhören angesagt. Es war wirklich mehr als erstaunlich, was diese 5 jungen Musiker auf der Bühne rüberbrachten ... purer hymnenhafter Melodic Powermetal ... der leider wohl nicht so richtig euphorisch beim Großteil des Münchner Publikums ankam. Als dann die Stimmung im RockCafe immer noch nicht so am brodeln war, wie ich mir es gerne erhofft hätte, unternahm Sänger Tobi(as) Sammet das schwierige Unterfangen, das etwas träge Publikum zum Mitsingen zu bewegen und folglich penetrierte er die Anwesenden solange mit dem Refrain "How many miles" , bis die anwesende Gefolgschaft entweder brav und artig den Refrain mitsang/hauchte/gröhlte oder panisch mit den Worten "Ich kann den Räfrö net mehr hörn !" an die frische Luft stürmte ;-)). Hut ab vor einer saustarken Vorstellung, bei der man allen Akteuren die Liebe zum Metal und zur eigenen Musik förmlich anhören und -sehen konnte.
Edguy übergaben an Eternity X, der Telefonhörer war aufgelegt und los gings mit dem Kracher "Rejection" ... Jimmy an den Drums, Zeek am Bass, Kevin an der Gitarre und Jamie an den Tasten ... aber wo zur Hölle war Keith ? Fest stand nur eines: Es war Keith, der da gerade sang ... plötzlich fliegt von hinten ein Schatten an, stößt mich und meinen Nachbarn in der ersten Reihe leicht zur Seite und wer springt zwischen uns hindurch auf die Bühne ? Na da isser ja. Der Mann, der den ganzen Abend nicht zu bremsen war: ob am Boden mit dem Kopf nach unten liegend, Fans im Arm haltend mitten im Publikum, durchs Rockcafe rennend, hinter der Bühne sitzend, mit Camcorder in der Hand von der Bühne filmend, auf einem Stuhl kauernd ("The Confession"), seine Bandkollegen auf der Bühne anfeuernd ... das Headphone verlieh im geradezu endlose Freiheiten und man war sich eigentlich nie sicher, ob er einen gleich kniend von der Bühne her anstarrte, einem von hinten auf die Schulter tippt, einem freudestrahlend über diesen ersten Auftritt die Hand zum Abklatschen hinhielt oder einem plötzlich vor den Füßen umherkroch/-strauchelte ("Crawl before you walk").

Keith Sudano
Gespielt wurde vorwiegend Material aus "The Edge", aber auch "Zodiac" und "Mind Games" kamen keineswegs zu kurz. Bassist Zeek holte alles aus seinem Hackbrett heraus, Drummer Jimmy ließ seinen Halbkäfig nur so beben, Tastenmagier Jamie bediente höchst-beeindruckend seine Keys und Kevin wuchs im Verlauf förmlich an seiner E-Gitarre fest ... selten habe ich einen so guten Gitarristen erleben dürfen, der zumal noch so mit seinem Instrument verschmolz, wie ich es von noch keinem anderen gesehen habe - er kitzelte, zog, quälte, streichelte, und stampfte die Töne und Riffs nur so aus seinem roten Utensil, schnaubte Riffs-ins-Publikum-feuernd über die Bühne und stand im nächsten Moment wieder innigst in sein Saiteninstrument verliebt an seinem Platz.

Kevin Reilly
Bei Drummer Jimmy mußte man sich schon fast fragen, ob er sich während seiner wahrlich nicht unkomplexen Spielweise langweilte, denn er fand zwischen den Schlägen oft noch genügend Zeit, die Drumsticks in der Hand kreisen zu lassen oder sie kurzerhand Richtung Raumdecke entlassen zu können, um danach just in time damit wieder seinen Drums was aufs Fell geben zu können.

Jimmy Peruta
Kurzum ein gelungener Auftakt für diese erste Europatour, auch wenn a) gehörige Probleme mit dem Sound - insbesondere mit den Monitorboxen auftraten und b) auch ruhig ein paar Leute mehr hätten kommen können. Die gesamte ETX-Crew zeigte sich nach dem Konzert zum ersten ziemlich fertig aber auch sichtlich erleichtert und zufrieden, vor allem Kev, der schon fast nach Luft japsend an der Bar saß. Man hatte wirklich alles gegeben ... und konnte sich somit ein wohlverdiente Flasche Sekt genehmigen, während der Autor dieses Artikels kurzzeitig den Merchandising-Stand übernahm, damit sich die gute ETX-Fee Manu auch an der Vernichtung der Flasche Sekt beteiligen konnte, was sie auch wirklich verdient hat ! Ein Tour-Auftakt, dessen Brillianz auch der streckenweise etwas verwaschene Sound nicht trüben konnte.
26.03.1998 Edguy, Eternity X - Rotplombe, Erfurt |
Was liegt näher, als einen einwöchigen Thüringen-Urlaub mit einem erneuten Edguy/Eternity-X Konzert zu krönen ? Zugegeben, wir haben uns Erfurt für diesen Tag aufgehoben ... mußten ja noch ein Zimmer suchen, was nach etwas längerer Odyssee dann aber noch rechtzeitig geklappt hat, um sich in aller Ruhe auf die Suche nach dem Sorbenweg zu machen - trotz allem hätte ich mir die Ausdauer der biblischen Herbergssuchenden gewünscht ;-). Dort endlich entnervt angekommen, grinste uns das Firmengebäude der Pro-Gas an ... von Konzertgebäude und eventuellen Konzertgängern keine Spur. Also ab in eine Telefonzelle, die Adresse der Rotplombe neu rausgesucht und gegen die schon fast Frankfurt/Main-verdächtigen Einbahnstraßen angekämpft, bis wir dann schließlich vor der Rotplombe standen, wo dann schon 2 Stunden vor Konzertbeginn genügend Zeit war, diesen wirklich schön gestalteten Club zu erkunden und sich mit bereits oben erwähnten Leuten näher zu unterhalten und das eine oder andere Pils zu schlörchen. Als man dann schon mehr als eine Stunde mit dem Beginn gewartet hatte und noch immer nicht mehr als knappe 15-20 Leute anwesend waren, blieb auch nichts anderes mehr übrig als einfach loszurocken ... und so schickten sich die Edguy's an, ihren letzten Abend mit Eternity X zu einem Heidenspaß umzugestalten. Die Playlist wurde im Vergleich zu München zwar ein wenig gestrafft, doch waren Spielfreude und Energie kilomet- äh
meilenweit intensiver als in München. Das Konzert wurde fast schon zu einer Privatveranstaltung zwischen Edguy und ETX, bei der alle Anwesenden auf ihre Kosten kamen. Man schäckerte miteinander, hatte so richtig Spaß an der Musik und mit sich und hatte genügend Zeit, sich kurze Wasserspiele mit Thüringer Waldquell zu leisten, oder mit Videokamera, Taschenlampen und Cheese-Gesichtern die ETX-Bühne zu stürmen. Der rührendste Höhepunkt jenes Abends war zweifelsohne das Liebesgeständnis Tobi Sammet's an ETX-Keyboarder Jamie, als er die Anwesenden grinsend in angebliche "heiße Liebesnächte im Tourbus" einweihte. Da er dies natürlich brav auf Deutsch erzählte, hatte dies zur Folge, daß der halbe Saal vor Grinsen und Lachen kaum noch stehen konnte - abgesehen vom achselzuckenden und kopfschüttelnden Jamie, der natürlich nicht wußte, wie ihm geschah. Als dann die Edguys (von ETX daraufhin auch liebevoll Edgays genannt) die Ballade "Scarlet Rose" anstimmten und ich Jamie auf dessen Drängen die Sach- bzw. Gefühlslage erläutert hatte, ließ es sich Tobi nicht nehmen, auf Knien vor Jamies um dessen Liebe zu flehen, um den Song schließlich mit herz- und lachmuskelzerreißendem Geschluchze zu Ende zu bringen.
Auch Eternity X machten aus diesem Abend das Beste ... RRRRROOOCK !. Keith Sudano war wieder im ganzen Gebäudetrakt unterwegs, saß oben auf der Empore bei Besuchern singend am Bistrotisch, verschwand hinten links um kurz darauf oben rechts wieder aufzutauchen; alle hatten sichtlich ihren Spaß, u.a. auch als Keith für ca. eine halbe Minute nicht zu sehen war, jedoch Tobi kurz darauf mit patschnaßen T-Shirt wieder zurück vor die Bühne kam. Zeek gab seine Basskunst vor allem beim Highlight "Fast forward" zum Besten (ebenso Drummer Jimmy), Keyboarder Jamie widmete per Blickkontakt die Orchestra-Hits während "Crawl before you walk" mit dahinschmelzender Hingabe seinem "Liebhaber",

Jamie Mazur
Kevin mußte wie in München von seiner Gitarre amputiert werden und wenn seine Blicke des Tötens mächtig gewesen wären, hätte man den Verantwortlichen am Rotplombe-Mischpult wohl in einer streichholzschachtelgroßen Urne nach Hause tragen können.
Nach dem Konzert füllten die Edguys und die ETXler noch gegenseitig ihre Autogrammsammlung auf und es schien, als würde zu diesem Zweck alles auf die Bühne getragen, auf dem eine Silberstift-Unterschrift langfristig draufbleibt ... ich war schon kurz davor, die Seitentür meines Passats reinzuholen und ETX darauf unterschreiben zu lassen, was aber auf entschiedenste Ablehung stieß ;-). Ein bahnbrechend todgeiles Konzert, das zu Erleben nur einigen Wenigen vorbehalten war.
27.03.1998 Vernissage, Eternity X - Hafenbahn, Offenbach |
Im festen Glauben, daß Offenbach soundtechnisch und besucherzahlenmäßig einen der besten Gigs der ETX-Tour darstellen würde, entschlossen wir uns, Eternity X auch auf dem letzten Konzert dieser Tour beizuwohnen. Anstelle von Edguy plazierte AFM Records kurzerhand Vernissage als Vorgruppe für diesen Abend. Spielerisch gesehen waren Vernissage sicherlich keine Enttäuschung, der Funke sprang jedoch in keinster Weise auf das Publikum über, da schließe ich mich mit ein. Zu schwerfällig und unkonkret kamen die Songs daher ... und so wurden auch vereinzelt Sehnsüchte nach Edguy laut.
Als Eternity X die Bühne betraten (naja, bis auf Keith eben), waren so ca. 70 Leute in der Hafenbahn ... immer noch ein vergleichsweise kleiner Haufen, der aber die beste Stimmung machte, die die Band auf ihrer Tour erleben durfte. Noch vor dem Konzert war den ETXlern deutlich anzumerken, daß sie aufgrund der dürftigen Besucherzahlen und aufgrund teils desolater Mischer bzw. anderweitigen Soundprobleme doch etwas geknickt waren. Davon war während des Konzerts nichts mehr zu spüren , Keith wirbelte wieder wie gewohnt durch die Halle, tauchte sogar zu Beginn plötzlich in der ersten Reihe auf, um dort headbangend sowohl Band als auch Fans anzufeuern. Die Playlist wurde - wie bereits nach dem Gig in Erfurt angekündigt - ein wenig umgestellt und kam der von München wieder beträchtlich nahe:
- Rejection
- The Edge (Intro)
- Fly away
- The Confession
- A day in verse
- The edge part 3
- The saviour and the disease
- Baptized by fire
- Cancer
- The edge part 2
- Viper II
- Fast forward
- Despair
- Pisces
- Crawl before you walk
- The edge part 4
- Zugabe: Libra
- Zugabe: Aries
- Zugabe: Endless journey
Auch an diesem Abend gab es wieder das Bass- und Drum-Special "Fast Forward" (Zodiac - Bonustrack) zu bewundern. Schlichtweg: Wahnsinn, was vor allem Zeek mit seinem 6-saitigen Bass anstellte.

Zeek
Der Offenbach-Gig entwickelte sich dann also doch schließlich zu einem Abend mit frenetischem Beifall, lautem Mitsingen und Mitklatschen, der locker ausreichte, um die leicht offenen Wunden der Band zu schließen und diese Tour mit einem absoluten Erfolgserlebnis zu beschließen, was man allen Beteiligten (inkl. Crew) nach dem Konzert an der Bar sowie am Kicker-Tisch anmerkte - hiermit herzlichen Gruß an Wolfgang Volk vom Jesters News ... das nächste Mal werden Kev' und ich das Dreamteam Wolfgang / Jimmy schlagen... oder Du kriegst wieder ne Grippe von mir angehängt ;-)).
 Wolfgang Volk, Jimmy Peruta |
 Kevin Reilly, Markus Weis |
Trotz der beiden Wermutstropfen "dürftige Promotion" und "zu häufige Soundprobleme" war diese Tour ein Erfolg, denn auch die Gigs in der Schweiz sowie Frankreich und Lüttewitz müssen laut Aussage von ETX ähnlich gut wie in München verlaufen sein. Edguy und Eternity X haben mit dieser Tour definitiv einige neue Fans erschlossen und vor allem den bestehenden und "älteren" Fans ein dickes "Danke" vor die Augen und Ohren geknallt. Eine Tour, die man sich zumindest auf einem Konzert hat erleben müssen, denn ich bin mir sicher, daß sich in 5 Jahren einige Leute in den Allerwertesten beißen werden, wenn sie daran denken, daß sie bei dieser ersten ETX-Tour hätten dabeigewesen sein können ...

...nach dem Gig
...vielleicht eine Tour, die in punkto persönlicher Athmosphäre nie wieder in solch intensivem Ausmaß wiederkehren wird.
Nochmals herzlichen Dank an Gerrie Lemmens für die Bereitstellung seiner Fotos.
© 04/1998 Markus Weis / Die Ultimative Review Page - https://durp.cf2.de |