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Treasure Land

"Questions"


8 Punkte
Kurzinfo
english version

Treasure Land
"Questions"
1997, Modern Music Records

Zenny Gram - Lead vocals
Jonas Hörnqvist - Guitars, Backing vocals
Magnus Lind - Bass
Kaspar Dahlqvist - Keyboards and Hammond organs
Magnus Hörnqvist - Drums, Percussion, Backing vocals

Vorab...

Vor der Kritik noch kurz die Verleihung eines Sonderpreises außer Konkurrenz: Einen Lifetime-Award in Anerkennung an die letzten 15 Jahre Heavy Metal/ Crossover / Death Metal / Gothic Metal / Neoklassik-Rock etc für ganz Skandinavien (und Dänemark nehmen wir aufgrund des von dort stammenden diamantenen Königshauses auch noch dazu). Doch nun ....

...ist es soweit. 8 Punkte gehen nach .... nein, nicht nach Deutschland...da hat man sich ja schon bei diversen Wettbewerben an Null Punkte gewöhnt, denn was will man von Retorten-Heileweltlern aus dem genetischen Versuchslabor mit Ralf Siegel an den Reagenzgläsern auch erwarten. ;-)
Nein...8 Punkte gehen (*umschlagraschel*) in das Land der Regale und der wahnwitzig ausgeklügelten Montageanleitungen - nach Schweden. 8 Punkte an Treasure Land für mitreissende 48:20 min mit "Questions".


Die Songs
Das Album

Was für ein Opening... Da rauscht einem mit den ersten 20 Sekunden von "The Gift" sofort ein Riffstakkato um die Ohren, das sich gewaschen hat. Progressiver Power-Metal. Oopss...schon vorbei...eine ruhige Zwischenpassage, eine Keyboard-Überleitung und wieder das Gitarrenstakkato ... ein Bass/Keyboard-Break ... eine straighte Metalpassage, ein Tonleiterhinaufspring-Break .. sanfte Stimme ... schreiende Stimme ... und nun ... ein Gitarrensolo der Extraklasse das an die Zeit der vielen Malmsteen-Plagiate in den End80ern erinnert ... aber in positiver Weise .. den Song zu beschreiben ist schierer Wahnsinn. Hier fällt schon auf, daß Treasure Land wohl ihre Metal-Hausaufgaben ab den Mitt-bis-End-80ern gemacht haben. Passagenweise weht hier wieder der Flair dieser glorreichen Metal-Epoche um dann nach kurzer Zeit von progressiven Klängen der Extraklasse wieder weggefegt zu werden.

"Misery" - Kein Verschnaufen. Furios geht es weiter. Ein Song, der mich in den eigentlichen Textpassagen an so manche Bruce Dickinson (nach der Zeit mit Maiden, zb "Balls to Picasso") erinnert. Bridge und Refrain hämmern schon fast extrem-crossover-like und plötzlich finden wir uns wieder in Keyboards und Gitarrenakkorden wieder. Und gerade glauben wir, Luft schnappen zu können, da flitzt eine Bluesgitarre über schon fast lateinamerikanische Tanzrhythmen und kaum hat man sich daran gewöhnt erschlägt einen der Refrain mit den Stakkato-Guitarbreaks erneut.

Und genauso druckvoll, melodisch, rhythmisch, antirhythmisch, progressiv, sanft, facettenreich geht es weiter. Wer in das Album mal reinhören will, sollte neben "The Gift" auch "Why" komplett auf sich wirken lassen. Absolut fesselnd in diesem Track das Solo, das dem Flitzefinger Yngwie Malmsteen alle Wasser reichen kann - und zwar nicht nur seitens der Geschwindigkeit sondern auch seitens der Melodieführung (und das haben nicht viele geschafft).

Nach dem ebenfalls genialen "Demons" wird das begeisterte und stark beanspruchte Gemüt mit der Ballade (nur Piano und Vocals) "To live again" belohnt. Ja man bekommt sogar wieder Gespür für vorausahnbare Akkorde und es hegt sich der Verdacht, man erlange sein Rhythmusgefühl so langsam wieder ...

"Miracle" ist für mich neben "The Gift" die Albumhymne. Ein Stück das für jeden etwas hat: Für den Melodiösen, für den knallhart Progressiven, den gemäßigt Progressiven, den Rhythmischen, den Abwechslungspsychopathen, den Mosher, den Jump-Arounder, den Flitzefingerfetisch, die Keyboard-Soli-Freaks, die Drum-Freaks sind sowieso immer gut bedient ... habe ich schon erwähnt, daß ich 10 Punkte für dieses Album vergebe ? ;-)

Und dann wären da noch "Spirits", "Kingdom" und "Let the rain", die eigentlich alles bisher gesagte nur bestätigen.

Fazit

Wenn die alteingessenen Progressive-Ikonen eben nicht mehr mit perfiden Werken wie "Perfect Symmetry" (Fates Warning) oder "When dream and day unite" (Dream Theater) aufwarten können, müssen sie sich nicht wundern, wenn Ihnen von ihren frühen Fans vergleichsweise "Radiotauglichkeit" vorgeworfen wird - ein Urteil, daß ich mittlerweile auch über FW's "A pleasant shade of gray" fällen würde, (genial ist es trotzdem !).

Dann greifen wir eben ganz legal zu Ersatzdrogen: Melodiöse eingängige Passagen, plötzliche Breaks, kurze Tonleiter-Climbs/Descends, ruhige spannende Zwischenpassagen, powernde Parts, dann die zwei ryhthmischen Latino/Jazz-like Einschübe.
Was mir an dieser Scheibe besonders gefällt ist, daß sie viele Geschmäcker bedient. Wenn ich - was eigentlich ungerecht ist, denn der Stil von Treasure Land sucht seinesgleichen - aus drei anderen Alben die vorliegende Scheibe basteln müßte, sähe die Auswahl wie folgt aus:

  • Helloween "Walls of Jericho",
  • Yngwie Malmsteen "Marching out",
  • Dream Theater "When dream and day unite".
"nur" 8 Punkte, da Sänger Zenny Gram die Stimmbänder von den hohen Tonlagen lassen sollte. Noch Fragen, Hauser ?

More info ? Visit the Treasure Land Homepage: http://home4.swipnet.se/~w-48707/
© 09/1997 Markus Weis / Die Ultimative Review Page - https://durp.cf2.de