CD review / album review / CD Rezension / Album Kritik / Plattenkritik

Spyhole

"Simian Blend"


7 Punkte

goto english summary

Kurzinfo

Spyhole
"Simian Blend"
1997, Demo-Tape

Christoph Söller - vocals
Christian Bretz - guitar
Dominik Wind - guitar
Christoph Hassel - bass
Leonhard Istel - drums

Vorab...

Entweder werden meine Grenzbereich-Gänge immer verrückter oder die Bands aus den von mir noch nicht so richtig erschlossenen Rock/Metal - Nachbarbereichen werden einfach immer besser. Nur an ersterem kann es eigentlich nicht liegen, denn es gab bei mir schon einige Anläufe zur Erschließung des Punk/Punk-Rock/Hardcore-Punks, aber bislang schafften das nicht einmal so angesagte Sachen wie etwa Lagwagon. Als Progger ist man halt einfach abwechslungsreiche Songs gewohnt und ich komme einfach mit den punk-typischen Hau-drauf-und-ändere-wenig-am-Rhythmus-Songs nicht so richtig klar ... was keine Verteufelung des Punks als einfallslose Musik sein soll ... die Prog-Fans wissen, was ich meine. Jedoch das vorliegendes Demo-Tape von Spyhole hat mich positiv überrascht aufhorchen lassen.

Die Bandmitglieder - zum Zeitpunkt dieser Kritik altersmäßig der Gymnasialoberstufe entsprechend - benennen (wie sollte es anders sein) im Punk-Sektor ihre musikalischen Roots. Sie traten bereits auf dem Weinheimer Nachwuchsfestival auf und werden noch in diesem Jahr zwei Gigs zusammen mit Stoned und Skin of tears bzw. Venerea absolvieren.
Spyhole wurden 1996 im unterfränkischen Miltenberg ins Leben gerufen. Ich hätte mir das zu meiner Zeit im Johannes-Butzbach-Gymnasium gewünscht, denn das Westernhagen-Geseiere bzw. Grunge-Nachgeplemper der von mir dort erlebten Schulbands wären eigentlich ein Grund gewesen, durch das Sprayen von Pentagrammen oder King-Diamond-Logos an die Außenfassade des Schulgebäudes einen Schulwechsel zu provozieren... ;-)))

Das Demo

Das Demo-Tape umfasst 5 Songs nebst Texten und erstreckt sich über 15 min. Der Opener "A piece of luck" war der bereits angesprochene Song, der mich aufhorchen ließ. Ein melodisches Punk-Riff leitet den Song ein, bevor er so richtig loslegt. Trotz allen Tempos eine melodische Punk-Abgehnummer, die mich vor allem aufgrund der kurzen Pausen (Stille !) im Song positiv überraschte.
"Love escapes never again" schraubt die Erwartungen an den Rest des Demos nochmal um einiges höher, denn hier gehts fast schon progressiv zur Sache. Schnelle Hardcore-Punk-Passagen, Melodic-Punk-Parts, zu Beginn sogar ein eher metallisches Kurz-Intermezzo.
"Our way" könnte man in der ersten Hälfte als progressive Punk-Ballade bezeichnen. Die Rhythmen sind zwar punk-ähnlich, die restliche Instrumentierung vermittelt jedoch einen eher sanften Eindruck. Die zweite Hälfte des Songs fetzt dem Hörer sodann wieder unmittelbare Punk-Härte um die Ohren.
"Back in reality" ist ein typischer Punk-Song. Kurz, griffig, schnell, melodisch, energiegeladen.
Mein favourite Track dieses Demo-Tapes jedoch ist "Losing", eine schnelle, melodische Nummer, mit äußerst interessanten Rhythmusverschleppungen und Breaks. Das größte Überraschungsmoment ist jedoch der Schluß des Songs: gerade noch in punkigen Klängen, finden wir uns plötzlich in einem elegischen Ausklang mit Klavier wieder - ähnlich zu Faith no More's "Epic". So stelle ich mir Punk aus unserer progressiven Sicht vor. Seit langem mal wieder ein Punk-Song der mich begeistern konnte.

Ach ja...fast hätte ich es ganz vergessen: Wir haben's hier mit einem waschechten Demo-Tape zu tun, sprich mit bescheidensten Mitteln aufgenommen, daher ist die Tonqualität auch nicht gerade weltklasse, aber was solls .. es ist ein Demo ... und da gehts um die Musik, und die hats in sich und kommt gut genug rüber.

Fazit

7 Punkte und das wohlgemerkt aus Sicht eines open minded Progressive Rock/Metal-Freaks. Hut ab, denn mich von Punk/Hardcore zu überzeugen ist wohl genauso schwer wie Costa Cordalis zu einer Brusthaar-Rasur zu zwingen und ihm die Gitarre zu amputieren. Eine intelligente Mischung aus Swedish Melodic-Core (z.B. aus des Labels Burning Heart) und Californian Punk-Rock (z.B. aus dem Hause Fat Wreck Chords). Anhänger bzw. Späher dieser Sparte sollten sich dieses Demo unbedingt zu Gemüte führen. Den musikalischen Grenzgängern und anderen Neugierigen sollten 8 Mark das Risiko wert sein.

Für mich war's jedenfalls eine innovative Neuentdeckung, die auf mehr Spyhole hoffen läßt, insbesondere wenn in punkto Songwriting a'la "Losing" weitergearbeitet wird. Von meiner Stelle: Weiter so und ich als Progger würde noch mehr Mut zur Progressivität begrüßen. Was mir Spinner da vorschwebt, ist eine neue Stilrichtung: Crossovermetaljazzpunk mit athmosphärischen Gothic-Keyboards im Hintergrund .. das wär doch was ;-)))

Das Demo-Tape ist mittlerweile eine Demo-CD mit 2 Bonustracks.

english summary

#NUMBER# points the missing english summaries will be inserted until end the middle of october 1998 !

© 11/1997 Markus Weis / Die Ultimative Review Page - https://durp.cf2.de