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Soundtrack
"Command & Conquer Red Alert"
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Soundtrack
"Command & Conquer Red Alert"
1996, edel
Vorab... |
Was waren das noch für Zeiten ... am seeligen Amstrad CPC 6128. Spielesoundtracks beschränkten sich auf frequenzmodulierte Sägezahnsounds mit ein paar läppischen Kanälen - nichtsdestotrotz kamen wirklich fesselnde Soundtracks zustande, ich erinnere nur an Platoon, Stormlord, Elite, Friday 13th, Cybernoid und etliche Demos von Codergroups. Im Zeitalter von Multimedia und sinnlos verschwendeter Rechenleistung für ein paar läppische Pulldown-Menüs, BILL-ige Desktops oder animierte Mauscursor werden auch Soundtracks zu Computergames immer essentieller und aufwendiger. Zugegeben: Command & Conquer habe ich nie gespielt, es wird wohl auch nie ein Spiel oder Genre für mich sein (ich weine lieber den guten alten Magnetic-Scrolls-Textadventures nach) ... aber was mich immer wieder mal das Zimmer meines Bruders aufsuchen ließ, wenn er mit Freunden am Rechner zockte, waren die Soundsamples des Verkaufsknallers "Command & Conquer 2 - Red Alert".
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Die erste CD (69:09 min) enthält Songs aus dem Spiel - bildet also den wahren Soundtrack-Part des Doppelpacks. Da geht es düster, hart, elektronisch,rhythmisch und exakt genauso geladen und hektisch zugange wie in den command-and-conquerianischen Schlachtfeld-Szenarien. Der Opener "Hell march" (6:22) knallt in seinen ersten zwei Dritteln nicht gerade einfallsreiche, aber preschend druckvolle Metallriffs aus den Marschstiefeln. Das letzte Drittel des Tracks - eingeleitet von Marschschritten - fällt elektronisch aus, nein...kein Tekkno oder Breakbeat..., sondern dramatisch aufbauende Synthiklänge mit weiterhin stampfendem Rhythmus.
Ein weiteres Highlight ist Track 6, "Twin Cannon" (4:46). Der Track beginnt mit dumpfen Synthi-Effekten und Rhythmen. Hierzu gesellen sich sodann steigernderweise Drums und effektvoll dumpfe E-Gitarren. Den Ausklang bilden Piano und schwebende Synthis.
"Face the enemy" (5:35) ist wohl einer der spannendsten Songs auf Silberscheibe 1. Düster schleppende Streicher im Vordergrund, stampfend aggressive tiefe Streicher im Hintergrund. Dazu ein paar Pauken und dann hohe Streicher. Exakt als ob man sich bewaffnet durch von blauem Licht durchströmten feuchten Wald tastet und hinter jedem Baum einen potentiellen Aggressor erwartet. Ähnlich ausgefallen ist übrigens auch Track 9 "Terminate" (5:18).
Track 12 "Militant Force" (1:49) ist ein elektronisch verziertes Metall-Brett und der Abschlußtrack "Smash" (4:35) stampft vor allem drumtechnisch recht metall-ähnlich daher.
Fazit CD 1: Um mal eines klarzustellen: Ich nehme nicht an, daß auf Scheibe 1 ein echtes Instrument vewendet wurde. Aber für einen Computer/Synthi/Keyboard-Soundtrack klingen die Songs wirklich druckvoll, wenn auch mir zeitweise zu elektronisch. Wer während etlicher Schlachten den Soundtrack ins Herz geschlossen hat, der wird mit CD 1 sicherlich rundum zufrieden sein, alle anderen haben ohne CD 1 auch nicht viel versäumt, wenn auch das eine oder andere Stück wirklich gefallen dürfte.
So...aber jetzt gehts ans eingemachte. CD 2 - ein Sampler, der alle Register aus Industrial, Independent und deren Paarung mit Metal zieht.
Cobalt 60 "Crush - C&C Mix" (3:05) leitet CD 2 ein. Industrial-Gothic-Tekkno könnte man das nennen. Der Tekkno-Beat ist allerdings ebenso einfallslos wie Melodieführung und Refrain.
Revolter "Full screen horror" (3:52) geht da schon besser und vor allem metallischer zur Sache. Satte Drums, ein sattes Riff, verzerrte Vocals, Synthi-Effects, jawollja...ein Industrial-Metall-Brett, das selbst die Metall-Experimente der Krupps in den Schatten stellt.
16 Volt "Two wires thin" (4:00) knüpft nahtlos an "Full screen horror" an, geht jedoch etwas langsamer (aber nicht weniger heavy) zur Sache. Erinnert ein wenig an den Sound von Marilyn Manson. Der Track hätte auch prima auf den Soundtrack zu The Crow 2 gepasst.
Laibach "God is god" (3:42) ist wohl einer der besten Songs auf CD 2. Die Independent-Helden mit wohl eher musikalisch-neonazimäßiger Vergangenheit (die Lieder klangen aber trotzdem gut, z.B. das absolut geniale Cover des Opus-Schlagers "Life is live" im runtergefahrenen Stechschritt-Sound) liefern hier den besten Beweis, daß Rammstein wirkliche Waisenknaben sind ... der Sound ist einfach ne Spur dramatischer und irgendwie wirken die Songs von Laibach einfach glaubwürdiger.
Oomph! "I.N.R.I. vs Jahwe" (5:15) geht noch nen Schritt weiter. Industrial-Metal mit wirkungsvollen melodischen Einlagen das alles bei gleichbleibend schnellem Rhythmus. Klasse !
"Project Pitchfork" (3:21) haben ebenfalls einen Track mit Stromgitarren beigesteuert. Alles ist im Stile von Pitchfork, wie man's kennt. Hat eine kräftige Dosis Prodigy im Fahrtwind ....
The Prodigy "Firestarter" (3:59) ... zu dem Track muß wohl nichts mehr gesagt werden....
Machines of loving grace "Richest Junkie Still Alive" (3:36) ist düsterer rhyhtmischer Independent, der vom Flair auch locker auf den Crow2-Soundtrack gehört hätte.
Ugly Mustard "Twist and shake" (4:56) beginnt spannend, industrialisch, bevor die E-Gitarren einsetzen und der Song recht abgefahren weitergeht ... nichts für schwache Gemüter.
Strapping young lad "Spirituality" (6:34) packt ebenfalls gut industrial-metallisch zu. Klingt irgendwie wie ein langsamer Instrumental-Stampfer a'la Metallica mit einem guten Schuß Industrial-Touch, bevor's Death-Metal-mäßig (aber immer Industrial-verzerrt) zur Sache geht.
Girls under glass "Burning eyes" (4:45) kommt im Tekkno-Beat daher, gewürzt mit verzerrten Vocals und E-Guitars - allerdings wird der Song schnell langweilig, denn vor allem der Refrain besitzt nicht unbedingt mitreißenden Charakter. Das stampft alles zu arg....
Psykosonik "Ride" (5:00) wirkt gegen den Rest der CD schon nahezu entspannend. Der Song siedelt sich genau in der Mitte zwischen CD1 und CD2 an. Ein weiterer Highlight von CD 2.
Violent Vision "Pleasure of sin" (5:09) hätte nun wirklich nicht sein müssen. Ein House-Stampfer, der für sich alleine nicht vom Rocker reißt, der jedoch - im Gesamtkomplex von CD2 gesehen - einen irgendwie stimmigen Abschluß schafft. Wenn da nur nicht die amateurhaften Vocals wären ... als Instrumental wäre das Teil wirklich mehr als nur erträglich gewesen.
Fazit CD 2: Wer schon immer mal nen Einblick in den Industrial-Metal und angrenzende Sparten haben wollte, ist hiermit absolut cremig bedient. Eine für einen Sampler hochgradig abgefahrene und gelungene Mischung, die allen bislang erschienenen und massig beworbenen Trend-Zusammenstellungen von irgendwelchen Labels oder Plattenfirmen den erhobenen Mittelfinger entgegenreckt und den Möchtgern-Trendgurus mal so richtig zeigt, wo in diesem Metal-Grenzbereich der Hammer hängt und was die Zukunft hier noch alles bringen kann.
Fazit |
Die Bewertung gestaltet sich als etwas schwierig, wenn ich beide Scheiben betrachten muß. CD 1 würde ich als interessant mit einigen brauchbaren Sachen (3 Punkte) bezeichnen, jedoch ist für mich CD 1 nur eine nette preiswerte Zugabe für CD 2, die für mich den eigentlichen Part an dieser Doppelpackung ausmacht. Und CD 2 bekommt pralle 7 Punkte mit dem dicken Etikett "Kult !", denn diese Compilation hat alles, was eine Kultscheibe braucht: Underground-Status, sie ist der Zeit voraus, sie besitzt packende Musik eines Grenzgenres und vor allem: sie kümmert sich einen feuchten Schmiss um alles andere bisher derartig dagewesene. Falls also das beklemmende "Strange Days"-Szenario in der Nacht zum 1.1.2000 wahr werden sollte ... hier ist die Musik dazu !
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english summary |
#NUMBER# points
the missing english summaries will be inserted until end the middle of october 1998 !
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© 11/1997 Markus Weis / Die Ultimative Review Page - https://durp.cf2.de |