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Kurzinfo |
Rollins Band
"Come in and burn"
JAHR, LABEL
Henry Rollins - Vocals
Chris Haskett - Guitar
Melvin Gibbs - Bass
Sim Cain - Drums
Theo van Rock - Rök Juicer, Low End Ranger
Vorab... |
Nach langer Nacht - dank der 6 stündigen Rockpalast-Nacht vom zweiten Abend des 11. Kölner "Bizarre"-Festvials in der ARD - ist es nun Sonntag morgen. Gerade habe ich die verpassten letzten 2 1/2 Stunden der Übertragung per Video nachgeholt und beim Zurückspulen des Tapes passiert das Fatale - der Videorekorder geht dort auf Empfang, wo er die vergange Nacht aufhörte: Sonntag morgen in der ARD, "Immer wieder Sonntags" mit Max Schauzer, dem knallwach und knallgut gelauntem Sonntag-Morgen-Publikum und einer Live-Hochzeit aus der Alptraumhölle des braven Kleinbürgers namens "Fernsehgarten". Kein Wunder, wenn soviele Ehen geschieden werden, diese wirds bestimmt spätestens, wenn während der (von der ARD gestifteten) Flitterwochen nach dem Besuch der wundervollen "ßiieeegfrieed un Rrrööööi"-Show im abendlichen Hotelzimmer in L.A., der "Stadt der Engel" (und Psychopathen), nochmal schnell ins Hochzeitsvideo reingeschaut wird, auf dem Max persönlich dem Brautpaar alles Gute wünscht und die Fischer-Chöre - unterstützt von 50% des sich ebenfalls für die Fischerchöre haltenden Publikums - "Ein Tag so wunderschön wie heute" anstimmen und der Protagonist der Sendung mit einem philosophischem "Und jetzt machen wir, das ganze Team und die ganze wundervolle Kulisse hier im wundervollen Berlin winke winke" das Ende der Sendung ausruft. Was ? Warum abschweifend ? Schließen wir den Bogen hin zu L.A., der Großstadtstadt der Psychopathen (nicht nur die mit den weißen Tigern) , der Coolen und der Gewalt. Scheinbar genau der richtige Ort für fernsehgartenmäßige Flittwerwochen. Inmitten und gefangen von dieser erdrückenden Sozialglut wirbelt ein muskelbepackter Mad-Man durch seine eigene Gefühlswelt, läßt seine Seele aufschreien, musiziert sich seine blinde Wut vom Leib, jedoch nicht um sich und andere im Selbstmitleid zu ertränken, sondern, um durchzuhalten. Die Rede ist von Henry Rollins. |
Die Songs |
1. Shame (5:32)
2. Starve (4:08)
3. All I want (4:42)
4. The End of something (4:50)
5. On my way to the cage (3:20)
6.Thursday afternoon (4:05)
7. During a city (3:40)
8. Neon (4:28)
9. Spilling over the side (3:45)
10. Inhale Exhale (3:39)
11. Saying goodbye again (3:35)
12. Rejection (4:37)
13. Disappearing Act (3:41)
Das Album |
Zugegeben, von Rollins kenne ich zu wenig "ältere" Songs, um sagen zu können, inwiefern sich dieses Album von den vorherigen unterscheidet. Fest steht allerdings, daß "Come in and burn" eine 54:04 minütige Dampfwalze ist, auf der sich Heavy Metal und Funk in Rollins-Manier die Hände reichen.
Rollins befasst sich zum Großteil mit seinen eigenen Problemen, dem Kampf gegen das Ertrinken im hektischen, berufsorientieren, dreckigen, gewalttätigen, isolierten Alltag. Naja, befassen ist wohl eher das falsche Wort, sagen wir, er beschreibt bzw. beschreit. Belehrend und Lösungen aufzeigend sind die Texte nicht, in Verbindung mit der Musik aber umso aggressiv antreibender ("The cold wind's blowing through my clothes and I've got noone, nothing, nowhere to go", "Inhale Power, ..." , "I have what I need...I can live without").
Über die Person Henry Rollins sollen sich die Geister weiterstreiten: Genie oder selbsternannter selbstzentrierter Märtyrer und stählerner Held, der aller Kritik erhaben ist ? Ich tendiere eher zu letzerem. Aber egal. Von den elegischen, melancholischen, destruktiven und alternativen Metal-Trends hebt sich dieses Album schon dadurch ab, daß es die Musik als Ausdruck von Zorn verwendet, nicht resignativ oder hinunterziehend sondern wutschnaubend tollwütig antreibend und aufschreiend. Und das entscheidende: Im Gegensatz zu vor allem im Mainstream-Hardrock der 80er vorgetragenen Hilfestellungen zu Sozialproblemen, die solch geistreiche Titel/Durchhalteparolen hervorbrachten wie Paganini's "It's a long way to the top" oder die 100ertfach anzutreffenden Textzeilen "Don't give up" oder "Be yourself" packt Rollins das Übel an der Wurzel: Kanalisieren statt analysieren !
Nicht gerade ein easy-Listening Album, mir jedenfalls ist es streckenweise schon fast zu wütend. Aber zum Glück gibts dann solche sanftwütenden Kleinod-Songs wie "The End of something" bzw. zumindest ähnlich "leise" Passagen, die einem ein wenig Zeit lassen, den Wutschaum vor dem Mund abzwischen.
Fazit |
6-7 Punkte: Für Rollins-Fans und geschockte L.A.-Pauschalurlauber sicherlich ein ultimatives Muß, zumal mir "Come in and burn" musikalisch ausgereifter und satter vorkommt, als die früheren Rollins-Songs, die ich kenne (sind wie gesagt nicht viele). Für frohgelaunte Naturen gilt: Finger weg, und der interessierte Rest sollte zumindest mal reinhören. |
english summary |
6-7 points Egoistic madman, iron heroe or genius ? Compared to the elegic, melancholic, destructiv and alternative trends this albums differs because it uses music as expression of anger ...no resignation, no pulling yourself under. No, this album is screaming and furious. This might be the better way instead of giving such brilliant advices like some rock albums of the 80ies (like "Don't give up" or "It's a long wy to the top") ... Rollins shouts it out instead of analyzing it to death. This is no easy listening album, sometimes it's too angry for me. But luckily there are such smooth jewels like "The end of something" and some "silent" passages that are time enough to wipe the anger from your face. For Rollins-Fans and L.A.-visitors (crime, waste, dirt) this album is a must and it will roll over you. For flower-power-people this album will be suicide ! ;-) |
© 08/1997 Markus Weis / Die Ultimative Review Page - https://durp.cf2.de |