progressive Interview , progressive band talk Marillion: Anoraks Live ! |
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Interview |
Marillion zählen zu den Bands, die man auf diesen Seiten
nicht näher vorstellen muss. Wie mittlerweile bei vielen Bands schon fast zur
Regel geworden, verfahren nun auch die Briten nach dem Motto - Studioalbum,
Tour, Livealbum zur Tour. So kommt nun also "Anorak In The UK Live"
in die Läden.
Keyboarder Mark Kelly weiss mehr dazu.
Ein neues Live - Album von
Marillion - warum erschien Euch das sinnvoll?
Es gibt ja schon einige Live-Alben von uns, „Real To
Real“, „The Thieving Magpie“ und „Made Again“. Aber wir hatten das Gefühl, dass
alle drei nicht wirklich rüberbringen, was einen Gig von Marillion ausmacht.
Also haben wir es erneut probiert.
Wir nahmen drei Shows auf, und verwendeten dann zwei
davon für das Album. Die Gigs in Manchester und London nahmen wir,
Wolverhampton haben wir nicht mehr benötigt. Natürlich sollte es dann auf der
CD wie nur ein Konzert klingen, weil das unserer Meinung die beste Art ist,
eine Live-CD zu gestalten. Es kommt vor allem darauf an, die Atmosphäre der
Konzerte einzufangen, wenn man das schafft, dann ist es schon die halbe Miete,
freilich ist es auch eine Frage der Songauswahl.
Da gibst Du mir das nächste
Stichwort. Natürlich sind auf dem Album vor allem Tracks vom letzten
Studioalbum zu finden. Genauso wundert es nicht, dass Ihr Euch auf Titel der
Steve Hogarth - Ära fokussiert. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf,
dass es nur Tracks der EMI - Alben enthält...
Es ist vor allem eine Frage der jeweiligen
Vertragssituation. Unser früheres Label wäre sicher nicht sehr glücklich, jetzt
auf einem EMI-Album einen Live-Track zu finden, der in der Studioversion bei
ihnen erschienen war. Es ging also hauptsächlich darum, solchen Problemen von
vornherein aus dem Weg zu gehen. Es gibt wieder zwei Versionen von dem neuen
Live-Album. Die einfache Version wird offiziell über EMI vertrieben, aber es
gibt eine Variante als Doppelalbum, die über unsere Webseite bezogen werden
kann. In gewisser Weise setzen wir also die Dinge fort, die wir mit „Anoraknophobia“
begonnen hatten, auch damals gab es ja zwei Versionen des Albums. Auf der
Doppel-CD gibt es aber natürlich auch Songs der Nicht-EMI-Alben.
Was strebt Ihr bei Euren
Konzerten an - Songs möglichst nahe am Original zu spielen, oder eher mit ihnen
zu experimentieren?
Das ist nicht einfach zu beantworten. Verschiedene Leute
haben verschiedene Vorlieben. Die einen wollen lange Improvisationen und
ausgefeiltere Instrumentalpassagen, andere wollen, dass es einfach so klingt
wie auf der CD, weil sie so der Show leichter folgen können. Meine Meinung ist,
dass man Songs durchaus in anderer Form live präsentieren sollte, man darf aber
nicht zu weit gehen. Wenn die Fans den ursprünglichen Song nicht mehr erkennen,
dann wäre das wohl eher enttäuschend.
Auf dem neuen Album sind
auch Stücke Eurer Konzeptalben enthalten - zum Beispiel "The Great
Escape" von Brave. Macht das Herausnehmen eines Tracks aus dem
ursprünglichen Zusammenhang eigentlich Sinn?
Konzeptalben sind diesbezüglich wirklich eine schwierige
Sache. Man kann das Problem natürlich so lösen, wie wir es bei „Made Again“
gemacht haben. Da gab es auf einer CD das komplette „Brave“ - Album in der
Live-Fassung. Aber so etwas macht man natürlich nur einmal auf CD, alles andere
wäre Unfug. Man muss also wirklich die Songs sehr sorgfältig auswählen. Aber es
gibt auf unseren Konzeptalben auch immer Stücke, die allein für sich stehen
können - wie eben „The Great Escape“. Also konzentrieren wir uns auf diese.
Fragen Fans eigentlich
gelegentlich noch nach Songs von den ersten vier Alben mit Fish während Eurer
Shows?
Die Frage wird wirklich gelegentlich gestellt. Meine
Antwort lautet gewöhnlich: Wir haben jetzt so viele Studio-Alben produziert,
und haben für einen Gig üblicherweise nicht mehr als zwei Stunden. Da muss man
zwangsläufig auf Dinge verzichten. Selbst wenn Fish immer noch in der Band
wäre, würden wir vermutlich kaum noch Songs von den frühen Alben spielen. Aber
es gibt keine Absprache innerhalb der Band, dass wir dies nicht mehr tun
würden. Und gelegentlich tun wir es ja auch noch, nur eben nicht sehr oft. Beim
Marillion-Weekend vor einiger Zeit zum Beispiel brachten wir auch „Warm Wet
Circles“, „Sugar Mize“ und „Garden Party“.
Ihr habt ja seit
"Anoraknophobia" wieder einen Deal mit EMI, dem gleichen Label, bei
dem Eure ersten Alben bis
einschließlich "Afraid Of Sunlight" erschienen. Was ist der
Unterschied zwischen Eurer Zusammenarbeit damals und heute?
Unser Verhältnis zu EMI ist heute wesentlich besser als
zu der Zeit, als wir uns trennten. Wir waren einfach zu lange dort gewesen,
gehörten quasi zum Inventar. Album folgte auf Album, Jahr für Jahr. Mit Castle
freilich gab es andere Probleme, hier gab es Defizite beim Marketing, Vertrieb
und Promotion. Unsere Beziehung zu EMI ist heute ein andere als damals. Sie
bringen die Alben in die Läden, wir vertreiben unsere Versionen über das
Internet. Ein paar der Leute von damals sind noch da, was uns durchaus gefällt,
aber es hat sich auch sehr viel geändert. Im ganzen Musikbusiness hat sich sehr
viel geändert. Wir brauchen heute keinen Manager mehr, und können so viel
direkter mit den Leuten vom Label kommunizieren.
Inwieweit wurde euer
Live-Album - nun sagen mir mal - nachträglich bearbeitet?
Du meinst, ob wir schummeln? Ich gebe zu, in der
Vergangenheit wurde das sehr viel gemacht. Für „Real To Real“ zum Beispiel
wurden viele Passagen später im Studio neu aufgenommen. Aber das war damals
eben so, das haben nicht nur wir gemacht. Selbst Peter Gabriel, der damals auch
eine Live-Scheibe veröffentlichte, hat zugegeben, nachgebessert zu haben. Aber
heute ist die Technik einfach besser als früher. Wenn ein Part nicht stimmt,
dann ist es nicht mehr nötig, ihn neu einzuspielen. Man verwendet dafür zum
Beispiel den Mitschnitt eines anderen Gigs.
Gibt es schon etwas zum
nächsten Studioalbum zu sagen?
Dazu ist es noch zu früh. Wir werden wahrscheinlich
wieder mit Dave Meegan als Produzenten arbeiten und hoffen, dass das Album Ende
des Jahres fertig ist. Dieses Mal werden die Fans aber nicht im Voraus bezahlen
brauchen!