progressive Interview , progressive band talk Kaipa: Notes from the presence |
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Interview |
Man soll nie nie sagen. Als ich mich vor einigen Jahren
mit Roine Stolt über die Möglichkeit einer Kaipa-Reunion unterhielt, schätze
der die Chancen eher schlecht ein. Doch nun steht mit „Notes From The Past“
tatsächlich ein neues Album des schwedischen Prog-Urgesteins in den
Plattenläden. Das jedoch liegt nicht so sehr an Roine Stolt, sondern viel mehr
an Keyboarder Hans Ludin.
Von dem wollten wir mehr wissen.
Du hast mit Kaipa bis 1982 fünf Alben veröffentlicht, besonders die ersten drei („Kaipa“, „Ingett Nytt Under Solen“ und „Solo“) werden in der Prog-Szene noch immer sehr geschätzt. Wie kam es nach nun zwanzig Jahren wieder zu einem neuen Kaipa-Album?
Wir überlegten ja bereits 1991 Kaipa zu reformieren. Es war zu dem Zeitpunkt, als drei der Original-Kaipa – Alben bei Musea wieder veröffentlicht wurden. Ich schrieb mit Roine an neuem Material, aber die Chemie zwischen den Bandmitgliedern stimmte einfach nicht und so wurde das Projekt gecancelt. Einige von Roine’s Songs wurde später auf Alben der Flowerkings veräffentlicht, und einer von meinen Titeln - „Folke’s Final Decision“ - ist auf dem aktuellen Album. Ich hatte danach immer noch Kontakt zu Roine und wir sprachen oft darüber, etwas gemeinsam zu machen, aber es kam einfach nicht dazu. Roine hatte die Flower Kings ins Leben gerufen, und er ist ja nun wirklich sehr beschäftigt. Ich wurde dann in ein Projekt der Band Hagen involviert. Das Konzept von Hagen war es, härteren Rock mit schwedischer Folk-Musik zu verbinden. Und diese Idee hat mich sehr interessiert, besondes weil ich mich bei meinen eigenen Kompositionen auch stark von dieser Art von Musik inspirieren lasse. Was Hagen angeht, so war ich ja nicht am Songwriting beteiligt, weil einfach alle Songs schon fertig waren, aber es gibt auf dem Album auch eine englisch gesungene Coverversion eines Kaipa-Songs. Die Arbeit mit Hagen war der Kick, den ich brauchte, um auch selbst wieder aktiver zu werden.
Und
wann nahmen die Dinge dann konkrete Gestalt an?
Anfang 2000 begann ich damit, das beste aus dem Material auszuwählen, was ich über die Jahre geschrieben hatte. Ich nahm also wieder Kontakt mit Roine auf, und dieses Mal hatte es endlich Hand und Fuß. Als wir mit den Arbeiten begannen, stand jedoch noch nicht fest, dass das Resultat ein neues Kaipa-Album werden würde. Ich wollte nur ein Album mit meinen Songs machen und sicherstellen, dass Roine dabei die Gitarren spielt. Zunächst plante ich ein Doppel-Album - ich hatte 160 Minuten Musik – aber Roine überzeugte mich dann, dass eine einfache CD zunächst wohl doch besser wäre.
Das ist sehr interessant, denn viele Leute scheinen der Meinung zu sein, dass „Notes From The Past“ nicht viel mehr ist, als eine Art weiteres Side-Project von Roine Stolt, dass er die Hauptrolle bei Kaipa spielt...
Nun, das gesamte Material stammt aus meiner Feder. Aber das ist nicht unbedingt die Hauptsache! Wichtig ist, dass die Musik den Leuten gefällt. Auf der Promo-CD gibt es keinen Hinweis darauf, wer die Songs geschrieben hat. Da kann man schon auf die Idee kommen, dass ein Großteil der Arbeit auf Roine’s Konto geht. Aber wie gesagt, solange die Musik gut ankommt, habe ich damit kein Problem.
Wie kam es dann schließlich zu der Entscheidung, dass es kein „Lundin-Stolt-Project“ sondern doch ein neues Kaipa-Album wird?
Das lag vor allem an Per Nordin, der für das Cover verantworlich ist, und der ja auch die Transatlantic Cover gemacht hat. Ich kannte Per aus den Siebzigern als Musiker, aber ich hatte keine Ahnung, dass er auch als Artwork-Künstler arbeitete. Ich lud ihn also zu mir ein, als der Rough Mix der Songs fertig war, um sich die Songs anzuhören, dass er sich ein Bild machen könnte, was für ein Cover zu der Musik passen würde. Er hörte die Titel und sagte, das ist Kaipa, warum wird das nicht die neue Kaipa-Scheibe? Er kannte die Band aus den Siebzigern und so viel an dem neuen Material erinnerte ihn sofort an die alten Sachen! Und es lag ja auch in meiner Absicht, eine Art musikalische Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu bauen, die berücksichtigt, wie ich mich über die Jahre weiterentwickelt, was ich dazugelernt habe. Ich diskutierte diese Möglichkeit mit Roine und wir hielten es für eine gute Idee.
Aber trotzdem sind mit Roine und Dir nur zwei „richtige“ Kaipa-Mitglieder im Line Up...
Es gab auch in den Siebzigern permanente Wechsel im Line Up von Kaipa. Ich war das einzige Gründungs-Mitglied der Band, als wir uns 1982 auflösten. Am Anfang von Kaipa schrieb ich sämtliche Songs, später kam Roine hinzu. Wir beide wurden schließlich zu den Köpfen von Kaipa, und so ist es meiner Meinung nach auch gerechtfertigt, dass das neue Album ein neues Kaipa-Album geworden ist. Als wir 1991 versuchten eine Kaipa-Comeback zu starten, nahmen wir auch Kontakt zu anderen früheren Bandmitgliedern auf, aber es hat nicht funktioniert. So haben wir es dieses Mal dann gar nicht mehr probiert, weil ich damals sehr deutlich gemerkt hatte, dass sie keinerlei Interesse mehr an solcher Musik haben.
Die früheren Alben von Kaipa wurden auf schwedisch gesungen...
Die Musik des neuen Albums hat Anhänger auf der ganzen Welt, und Schweden ist sehr klein. Es gibt hier nur sehr wenig Leute, die sich für diese Musik interessieren, da ist die einzige Möglichkeit, ein solches Album vernünftig zu vermarkten, auch Englisch zu singen.
Ihr habt mit Inside Out das gegenwärtig wohl wichtigste Prog-Label für die Veröffentlichung gewinnen können, was nicht so verwunderlich ist, da es ja seit einigen Jahren auch das Label der Flower Kings ist. Werden auch die alten Alben erneut aufgelegt?
Anfang 2003 laufen die Verträge mit Musea aus und dann werden wir versuchen, die alten Alben auch über Inside Out wieder verfügbar zumacheh. Natürlich werden wir sie zunächst remastern.
Welchen Status hat Kaipa für die anderen am Album beteiligten Musiker? Man kennt ja zum Beispiel Sänger Patrick Lundström von Ritual und Bassisten Jonas Reingold von den Flower Kings.
Alle anderen Musiker haben ihre eigenen Bands, die für sie im Mittelpunkt stehen, somit ist Kaipa für sie nur ein Projekt gewesen. Aber natürlich war es eine hervorragende Zusammenstellung von Künstlern, so dass ich auch in der Zukunft gerne mit den gleichen Leuten arbeiten würde.
Bei der
Konstellation stehen Konzerte wohl noch nicht an?
Über Gigs haben wir noch nicht gesprochen. Wie ich schon sagte, alle beteiligten Musiker haben ihre eigenen Bands, da ist es schwer, Konzerte zu organisieren. Allerdings gab es schon viele positive Reaktionen auf das neue Album, in denen wir auch um Gigs gebeten wurden.
Dann könnte doch Kaipa einfach die Flower Kings supporten – mit Roine und Jonas hätte man zumindest keine Terminprobleme!
Das halte ich ehrlich gesagt für keine so gute Idee. Die musikalischen Unterschiede zwischen Kaipa und den Flower Kings sind nicht so groß, und ein Zweistunden – Set von Kaipa vor einem Dreistunden-Set von ihnen würde die Fans wohl überfordern.
Dann
bleibt zumindest die Hoffnung auf ein neues Kaipa-Album?
Ich bin sicher, dass es ein weiteres Album von Kaipa geben wird. Die Fans lieben das neue Album, und ich erwähnte ja bereits am Anfang, dass ich urprünglich ein Doppelalbum veröffentlichen wollte. Das heisst, ich habe schon jetzt Kompositionen für etwa 80 Minuten, die noch gar nicht aufgenommen sind. Und darüber hinaus habe ich so viele Ideen zu neuen Songs.