progressive Interview , progressive band talk IZZ: Man bewegt etwas |
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Interview |
Die
amerikanische Band IZZ dürfte in unseren Breitengraden bisher nur recht wenigen
Leuten ein Begriff sein. Nach dem größtenteils überaus positiven Echo auf der
Debüt “Sliver Of The Sun” aus dem Jahre 1998 wurde es eine Weile still um die
Band, doch jetzt liegt erfreulicherweise der Nachfolger vor – und mit “I Move”
haben IZZ noch einen draufgesetzt.
Unsere Fragen beantworteten Tom Golgano
(Keyboards, Gesang) und John Golgano (Bass, Gitarre, Gesang).
Warum hat es solange gedauert, bis der
Nachfolger erschien? Es waren ja immerhin
fast vier Jahre!
Tom: Zunächst haben wir viel dafür
getan, uns einen Namen als Liveband zu erarbeiten, die Band bekannt zu machen.
Wir waren eine neue Band, die gerade ihr erstes Album veröffentlicht hatte, die
aber kaum jemand kannte. Also versuchten wir, so oft es ging in der Gegend um
New York aufzutreten um unser Debüt zu promoten. Etwa ein halbes Jahr nach der
Veröffentlichung von “Sliver Of The Sun” begannen wir, an den neuen Songs zu
arbeiten. So entstanden bis heute etwa zwei Stunden neue Songs. Mitten bei den
Aufnahmen erkannten wir, dass unser neues Album einem bestimmten Konzept folgen
sollte. So wurden dann einige Songs, die nicht in dieses Konzept passten,
wieder beiseite gelegt. Aber wie man sieht, wir haben praktisch ohne Pause an
IZZ und dem neuen Album gearbeitet!
Was für ein Konzept liegt denn nun “I Move” zugrunde?
Tom: Die Worte “I Move” sind zwar recht
simpel, umfassen aber ein weites Feld. Für mich bedeutet es vor allem, sich
auch emotional zu verändern. “I Move” steht auch dafür, dass die Musik es
vermag, den Hörer emotional und physisch zu beeinflussen.
John: Die Texte reflektieren aber auch die aktuelle Situation in der
Musikbranche, die Gratwanderung, einen Kompromiss zu finden zwischen den
finanziellen Zwängen und der Gefahr, die künstlerische Freiheit einzubüßen.
Hier findet sehr oft eine gewisse Unterwanderung durch die Industrie statt. Die
Texte haben schon sehr unterschiedliche Facetten, und wir hoffen, dass der
Hörer sich ein eigenes Bild macht.
Dann sind also die Verknüpfungen zwischen den einzelnen Songs auch ein
Ausdruck für den Konzeptcharakter des neuen Albums?
Tom: Ja, genau genommen sind etwa drei Viertel der Songs miteinander verknüpft.
Dadurch wird es dem Hörer leichter gemacht, dem durchgängigen Konzept zu
folgen. Diese Methode hat sich ja bei vielen anderen Konzeptalben bewährt!
John: Wir wollten den Hörer auch
ermutigen, das Album tatsächliches als Ganzes zu erleben. Ich erinnere mich
noch daran, als ich “The Wall” das ersten Mal hörte –ich konnte einfach nicht
aufhören! Die Musik selbst brachte mich dazu, nicht abzubrechen, bis das Album
vorüber war! Und das war ein entscheidender Moment in meiner künstlerischen
Entwicklung!
Die Musik von IZZ ist sehr abwechslungsreich. Wenn Ihr so viele
unterschiedliche Stilmittel einsetzt, wie kann das Album dann noch als Ganzes
funktionieren?
Tom: IZZ –Musik passiert einfach. In
welcher Form auch immer, das entscheiden nicht wir, sondern der Song! Nimm zum
Beispiel die Beatles und Alben wie
“White Album,” “Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band” und “Revolver”. Heute zählen diese Alben
unbestritten zu den besten Platten aller Zeiten, und das obwohl jeder Song
völlig einzigartig ist und sich komplett von den anderen unterscheidet. Es gibt
keine stilistischen Grenzen auf diesen Alben, und es gibt auch keine im
Progressive Rock. Gehören “Honey Pie” und “Helter Skelter” auf das gleiche Album?
Verglichen mit vielen anderen Prog-Bands klingen IZZ sehr modern, es gibt
keine wesentlichen Retro-Elemente!
Tom: Da würde ich durchaus widersprechen! In der gesamten zweiten Hälfte des
Albums gibt es auch Retro-Einflüsse. Die erste Hälfte klingt aus Gründen des
Konzeptes etwas moderner, aber generell kann man uns nicht in die eine oder
andere Schublade stecken. Dagegen während wir uns strikt! Zu einem wirklichen
Musiker gehört es einfach dazu, für jeglichen Stil offen zu sein, der dich in
einem bestimmten Moment emotional berührt – vorausgesetzt, die Qualität stimmt.
Prog kann bedeuten Klassik, Jazz, Pop, Funk, Country, Avantgarde – völlig egal.
Ich komme nie drum herum, Werke wie das berühmte “White Album” der Beatles oder
ELP’s “Brain Salad Surgery” als Beispiel für solches freies Denken zu zitieren!
Man darf dabei auch nie vergessen, dass
Bands wie Yes, ELP, Genesis und King Crimson, als sie den progressive Rock
entwickelten, dies taten, indem sie auch die damals beste Technologie dafür
einsetzten. Um vital und wirklich progressiv zu bleiben, sind wir der Meinung,
dass eine Band die modernen Sounds nicht einfach ignorieren kann. Die genannten
Bands hätten das sicher nicht. Tony Kaye hat aus solchen Gründen damals Yes
verlassen – er wollte nicht mit dem Synthesizer arbeiten, der ja damals noch
als ein Teil dieses “modernen Sounds” betrachtet wurde.
Gerade die Drums klingen oft sehr elektronisch! Und ihr arbeitet ja auch
mit zwei Schlagzeugern!
Tom: Wir lieben es einfach, die
elektronischen und die akustischen Drumsets nebeneinander zu haben. Darüber
hinaus unterstützt das elektronische Schlagzeug das inhaltliche Konzept an
einigen Stellen besser. Obwohl Brian Coralian auch das akustischen Schlagzeug
auf der CD spielt, so ist er doch vor allem der Mann für das elektronische.
Greg DiMiceli spielt ausschließlich das traditionelles Schlagzeug. Beides
verfügbar zu haben, erlaubt es uns ganz gezielt auszuwählen.
Wenn wir schon bei den Bandmitgliedern
sind, es gab ja auch bei IZZ einige Wechsel im Line Up! Der Gitarrist Paul
Bremner, der ja auf “Sliver Of The Sun” noch als Gastmusiker fungierte, gehört
jetzt voll zur Band, euer ehemaliger Bassist und Gitarrist Philip Gaita ist
nicht mehr dabei,
John: Paul ist unmittelbar nach der
Veröffentlichung des Debüts fest in die Band eingestiegen, so dass es uns allen
vorkommt, als gehöre er schon immer zu uns. Philip verließ uns aus
musikalischen Gründen. Seine musikalischen Ziele begannen sich irgendwann
einfach von unseren zu unterscheiden und so trennten sich unsere Wege und er
wandte sich anderen Dingen zu. Natürlich bringen Wechsel im Line Up auch immer
gewisse Probleme. So übernahm ich den Bass und Paul übernahm die Lead Gitarre.
Aber so konnte ich mich auf das Schreiben und das Bass spielen konzentrieren
- und ein wenig Gitarre spiele ich ja
trotzdem noch. Unterm Strich ist das Beste dabei herausgekommen. Für Leute, die
uns nur von den CD’s kennen, mag es den Anschein haben, als wäre Paul neu in
der Band, aber er hat schon lange vor dem neuen Album live mit uns gespielt.
"I Move" ist so etwas wie sein offizielles Debüt auf CD, jeder kann
seinen großen Einfluß auf unsere Musik hören. Seine Soli sind sehr melodisch
mit einem hohen Wiedererkennungswert. Das besondere daran ist, dass viele davon
wirklich nur improvisiert sind! Paul ist einfach ein perfekter Instrumentalist
und Songwriter, er bringt viel neue Energie in die Band.
Wie geht es mit IZZ weiter?
John:
Im Augenblick promoten wir natürlich die neue CD. Es gibt soviel
positive Reaktionen, dass wir wirklich überwältigt sind. Und viele Fans wollen
uns live erleben. Unsere Musik ist voller Power und voller Emotionen, sie ist
einfach dafür geschaffen, live gespielt zu werden. Also sind wir stark damit
beschäftigt. Gigs zu organisieren. Im November werden wir auf jeden Fall bei
Prog West Festival in Kalifornien auftreten. Aber natürlich arbeiten wir auch
schon an neuem Material.
Tom: Wir haben ja auch noch sehr gute
Stücke, die nicht den Sprung auf die aktuelle CD geschafft haben. Aber was
daraus wird, dazu können wir jetzt noch nichts sagen. Wahrscheinlich wird beim
nächsten Album doch wieder alles ganz anders werden!
Abschließend hier noch die Kontaktdaten:
Email: izzeo@aol.com
Website: izznet.com
Renald Mienert