progressive Interview , progressive band talk SERUM: Ein SERUM, das süchtig machen kann |
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Interview |
SERUM aus München kann man wohl im weitesten Sinne in die melodische Prog-Metal Schublade stecken. Das aktuelle Album heisst "See Through My Eyes" und mit unseren Augen gesehen handelt es sich dabei um eine der interessanteren Veröffentlichungen im Metal – Sektor der letzten Monate - Grund genug, SERUM zur DURP-Band des Monats Mai/2001 zu machen.
Renald Mienert unterhielt sich mit dem Sänger Wolfgang Gräbner.
SERUM wurde 1996 gegründet. Die aktuelle Scheibe kann man wohl berechtigt als offizielles Debüt bezeichnen, auch wenn es davor bereits die übliche Demo gab. Allerdings nicht unbedingt mit dem Ziel, Plattenfirmen zu beeindrucken.
Kurz nachdem wir uns zusammengefunden hatten, gab es eine erste CD, die vor allen uns auch einmal klar machen sollte, wo wir eigentlich stehen. Sie hatte eine Spielzeit von 25 Minuten und enthielt vier Titel. Verkauft wurde sie ausschließlich bei unseren Konzerten. Sozusagen der Grundstein zum Reichtum.
Die Kombination von harten Gitarren und zeitgemäßem Keyboardsound hebt sich deutlich von den zahlreichen Dream Theater Klonen im Prog-Metal ab. So hat die Band auch eine eigene Bezeichnung für ihre Musik gefunden.
Wir sind mit dem Begriff "Innovative Heavy Rock" bei einem holländischen Prog-Magazin auch schon mal richtig durchgefallen. Unsere Musik ist ja auch nur etwas progressiv angehaucht. Ich komme eher aus der Blues-Rock Ecke, alle anderen aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen. Diese Bezeichnung war das Einzige, was uns zur Kategorisierung eingefallen ist, und ich glaube, jeder tut sich ziemlich schwer damit, für unsere Musik die richtigen Worte zu finden. Wenn man selbst Musik macht, fallen einem Besonderheiten am eigenen Stil auch nicht auf. Wenn mir die Jungs zum Beispiel im Übungsraum etwas vorspielen, dann sage ich, dass ich hier und da gerne noch etwas Melodie drin hätte und bringe meinen Teil ein. Ich persönlich könnte mir auch durchaus vorstellen, mal eine True Metal Scheibe zu machen, aber in der jetzigen Besetzung ist so etwas natürlich nicht drin. Es hat aber auch keiner bewusst gesagt, wir machen jetzt mal für uns eine eigene Schublade auf. Das Beste, was dir passieren kann, ist, dass man fünf unterschiedliche Charaktere zusammensteckt, und etwas Eigenständiges dabei heraus kommt. Und es haben tatsächlich Leute geschrieben, wir hätte eine neue Nische entdeckt.
Auch wenn einige Mitglieder von SERUM – ob nun aus Spaß oder aus rein finanziellen Aspekten – neben der Band noch musikalisch anderweitig aktiv sind, so steht doch SERUM für sie alle im Vordergrund. Was das Entstehen der Songs angeht, hat sich ein fester Ablauf entwickelt.
Die Texte kommen von mir, ansonsten entstehen die Songs meistens noch mit dem Keyboarder und dem Bassisten. Bei uns kommt die Musik also nicht wie so oft bei einer Metalband vom Gitarristen. Bei uns müssen die ersten Songentwürfe auch schon sehr weit fortgeschritten sein. Der Gitarrist bringt dann zwar seine Ideen ein, es ist aber nicht so, dass das fertige Stück dann total von dem ersten Vorschlag abweicht. Wir legen schon auf melodische Aspekte großen Wert, vor allem im Refrain. Wenn sie da fehlen, dann macht die Sache auch keinen Spaß.
Das Covermotiv "Jack" (www.taron.de) sieht ja doch recht monströs aus, und will eigentlich gar nicht zur Musik von SERUM passen.
Es ist natürlich nicht so einfach, für eine CD auch das passende Artwork zu finden. Wir haben dann im Internet diesen Künstler entdeckt, der dort seine Arbeiten vorgestellt hat – eine davon war auch der "Jack". Bei dem Anblick ist es uns allen kalt den Rücken heruntergelaufen und wir haben gesagt, den müssen wir haben. Die Entscheidung ist auch rein visuell geprägt und steht in keinem direkten Zusammenhang zu unseren Songs.
Wie viele eher unbekannte Bands sind auch für SERUM Auftrittsmöglichkeiten eher Mangelware.
Gigs sind nicht so einfach. Wir würden natürlich viel lieber noch öfter auftreten, aber dazu bräuchten wir einfach ein professionelles Management. Bobby Altvater hat uns bei der Produktion des Albums unterstützt, aber ihm fehlt auch die Zeit, hier noch mehr auf die Beine zu stellen. Bisher sind unsere Liveaktivitäten jedenfalls auf den Raum München beschränkt, alles, was weiter weg ist, wird dann doch schwierig. Mehr als acht, neun Gigs im Jahr sind auch nicht drin. Besonders die Gigs im Theatron - in der kleinen Bühne im Olympiapark – haben richtig Spaß gemacht, aber da kommt man auch nicht jedes Jahr rein.
Auch nicht "reingekommen" ist man mit dem Album bei einem der zahlreichen Metallabel. Was schon ein wenig verwundert, angesichts der zahlreichen oft nur durchschnittlichen Veröffentlichungen.
Wir hatten eigentlich ziemlich fest damit gerechnet, einen guten Deal für unser Album an Land zu ziehen. Es gab einige positive Reaktionen im Vorfeld, die durchaus darauf schließen ließen. Sogar von MTM, weil die sich zu der Zeit auch etwas mehr um die härtere Schiene kümmern wollten. Aber als Newcomer kann man halt nicht viele Forderungen stellen. Unser Produzent hat diverse Verhandlungen geführt, aber es ist am Ende dann doch nichts dabei herausgekommen. Da er für seine Arbeit verständlicherweise auch was von dem Kuchen abhaben wollte, wäre es vielleicht geschickter gewesen, die Band hätte direkt Kontakt zu den Labels gesucht. So ist das Album jetzt eben als Eigenveröffentlichung erschienen und wir probieren es mir den neuen Songs noch mal. Die Zeit dafür haben wir noch.