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Athena: Auch Götter haben Schwierigkeiten

DURP - eZine from the progressive ocean

Interview

Irgendwo muss doch ein Nest sein, jedenfalls wird der Metal-Fan mit Konzeptalbum in jüngster Vergangenheit geradezu überschüttet. "Twilight Of Days" der italienischen Band Athena fällt jedenfalls auch in diese Kategorie, aber ist natürlich völlig anders. Versicherte uns Keyboarder Gabriele Guidi, von dem wir auch erfuhren, dass die Band in den letzten Jahren doch mit ziemlichen Problemen zu kämpfen hatte.

Athena – nach einer griechischen Gottheit benannt - wurde 1991 gegründet und nach dem üblichen Demo signte man bei einem italienischen Label und schickte 1995 das Debüt "Inside The Moon" ins Rennen. Danach konnte man keinen geringeren als Fabio Leone als Frontmann für die Band gewinnen, der unter dem Namen Joe Terry damals noch bei Labyrinth sang und heute vor allem als Sänger bei Rhapsody für Furore sorgt. Das zweite Album "A New Religion" erschien 1998 und wurde positiv aufgenommen. Was folgte waren zunächst Live-Aktivitäten.

Es gab nach dem zweiten Album eine kleinere Tour und wir spielten auch einige Festivals. Wir traten mit Elegy und Fates Warning auf, besonders neben Fates zu spielen war ein großes Erlebnis für mich, da ich ihre Musik sehr mag. Sie spielen zwar Progressive Metal, aber nicht diese völlig schwierige und komplexe Variante. Im Dezember 1998 supporteten wir dann Axel Rudi Pell.

Doch dann begann es imGebälk zu knistern. Fabio Leone setzte seine Prioritäten für Rhapsody und sein zweites Projekt "Vision Divine", aber das war längst nicht alles.

Es gab jede Menge Ärger nach "A New Religion". Die Band hatte praktisch aufgehört zu bestehen. Es waren nur noch Gitarrist Simone Pelegrini und ich übrig geblieben. Ich wollte aufhören, Progressive Metal zu spielen. Ich halte so etwas für eine ganz normale Situation. Wenn dich eine Sache nicht mehr inspiriert, dann musst du eben einen Ersatz finden. Unser Debüt war sehr progressiv, dass zweite Album war schon ein Kompromiss zwischen Prog – und Melodic Metal, und ich hatte die Absicht, noch mehr in die Heavy-Richtung zu gehen. Allerdings hatte jeder von uns eine andere Meinung zur weiteren Entwicklung von Athena. Wir mussten also neue Bandmitglieder finden. Zum Teil ging das recht schnell, über Leute die Simone von einem anderen Projekt kannte. Das betrifft unseren neuen Drummer Ross Lukather und Bassist Fabio Doveri. Beim Sänger war es schwieriger, ein Mann wie Fabio Leone ist schließlich nicht so leicht zu ersetzen. Aber schließlich fanden wir mit Franceso Neretti jemanden, dessen Gesangsstil noch näher an unserer Musik ist, als es bei Fabio war. Hier kamen die Kontakte über den Sänger von Eldritch zustande. Francesco brachte schließlich unseren zweiten Gitarristen Graziano Pogetti in die Band – und somit waren wir wieder komplett. Wir haben auch im neuen Line-up bereits einige Gigs absolviert, einfach um zu testen wir die neuen Leute und die neue Musik bei den Fans ankommen, und es hat funktioniert. Wir haben dabei auch Songs von den beiden ersten Alben gespielt, aber nicht mehr die progressiven Nummern.

Doch die Probleme waren nicht nur bandintern, sondern erstreckten sich auch auf das Label. Mit "A New Religion" war man seinerzeit bei Rising Sun gelandet.

Wir waren mit Rising Sun schlicht und einfach unzufrieden. Es gab zum Beispiel keinerlei Informationen an uns, was die Verkaufszahlen betrifft. Bei Noise wird das anders sein. Ich weiß, was sie für Stratovarius oder Gamma Ray gemacht haben, und ich halte Noise für eines der wichtigsten Metal-Labels. Die Kommunikation zwischen uns ist prächtig, es vergeht praktisch kein Tag, ohne dass wir in irgendeiner Form Kontakt hätten.

Im Januar 2001 wurde nun also als erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit das Konzeptalbum "Twilight Of Days" veröffentlicht. Melodischer Power Metal, der ohne progressive Zusätze auskommt. Beim oberflächlichen Betrachten, scheint es sich um eine dieser typischen Fantasy-Storys zu handeln, die im Genre ja so beliebt sind – wie gesagt, beim oberflächlichen Betrachten.

Ich liebe Konzeptalben, es ist so ähnlich wie das Schreiben eines Soundtracks. Ich glaube schon, dass sich unsere Geschichte beim näheren Hinschauen von anderen unterscheidet, es ist keine dieser Sachen, wo Ritter gegen böse Drachen kämpfen. Es geht zwar auch um den Kampf zwischen Gut und Böse, aber dieser Kampf finden in unserem Inneren statt, in jedem von uns, solange es Menschen gibt. Wenn jeder gegen diese dunkle Seite in sich selbst ankämpft, haben wir die Chance auf eine wirklich bessere Welt. Wir haben die Geschichte in eine fiktive Vergangenheit verlegt, weil wir es den Hörern nicht zu einfach machen wollen. Wenn die Story in der Gegenwart spielt, zieht man sofort Vergleiche, von mir aus zur Politik, und es besteht die Gefahr, dass der Hörer unsere Absicht wie auf dem Präsentierteller vorgesetzt bekommt. Ich habe es lieber, wenn er gezwungen ist, sich intensiver mit der Geschichte auseinander zu setzen.

Wenn er das dann auch tut und anerkennt, sollten der Band Probleme, wie sie in der Vergangenheit auftraten, zukünftig eigentlich erspart bleiben.


© 02/2001 Renald Mienert
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