progressive Interview , progressive band talk

Toxic Smile: Prog aus dem Osten!

DURP - eZine from the progressive ocean

Interview

Mit M.A.D. haben die Leipziger Progger Toxic Smile ihr Debüt im Kasten. Wir wollten mehr über die Band wissen und unterhielten uns mit Bandleader Marek.

Alle Songs vom Demo "Hate Me" haben es auch aufs Debüt geschafft. Ihr habt aber den Album-Titel von"Hate Me" in "M.A.D" geändert....

Es war eigentlich immer geplant, das die CD "Madness and despair" heißen sollte. Leider zogen sich aus finanziellen Gründen die Aufnahmen solange hin, das wir unbedingt eine Demo-CD brauchten. Daher haben wir die Titel, die bereits aufgenommen waren, zunächst unter dem Namen "Hate me" auf CD genommen, um Verwechslungen vorzubeugen. Unsere erste Demo-MC hieß übrigens auch "M.A.D." (1997),obwohl da 3 andere Titel drauf waren (neben Madness),die jetzt leider nicht mehr auf die CD "paßten".

Über welchen Zeitraum sind die Songs entstanden?

Mit dem Titel "Toxic Smile" hatte im Januar 1996 alles begonnen- in einem Proberaum der Leipziger Musik-und Musikhochschule hatte ich Daniel, dem Drummer, erste Themen vorgespielt (eben jenes Maintheme war dabei).Ich freue mich, dass dieser Titel fast unverändert seitdem im Repertoire ist und auf die CD kam...Wir hatten seitdem viele Umbesetzungen, spielen erst seit 2000 in dieser Besetzung. So kann man sagen, dass 50% der Titel bis 1999,und der Rest ab 1999 entstanden sind.

Wie kam es zu dem Song für den Motorrad-GP?

Unser Produzent Thomas hatte die Musik für die Rennen dort geschrieben (das Motiv wird seit Jahren bei jedem Rennen eingespielt) und Anfang des Jahres entstand dort die Idee, neben diesem Song passende Musik auf ne Verkaufs-CD zu packen.Thomas spielte den Organisatoren ein paar Sachen vor und die sagten zu, wollten allerdings 2 Songs, die möglichst "massenkompatibel" sind..."Rollercoaster" hatte ich schon fertig und "Burning" entstand wegen des Termindrucks an effektiv einem Tag, meine Bandkollegen mußten machmal ganz schön leiden...keine Zeit für große "Korrekturarbeit" *g*. dennoch sind wir mit "Burning" sehr zufrieden, er markiert halt eine Seite unserer Bandbreite.

Warum Autumn Leaves II in einer Live-Version und was ist mit Autumn Leaves I?

Wir wollten gerne einen Live titel auf die CD haben, damit wir auch für Veranstalter ein Produkt zum Vorzeigen haben.Mit Studiotechnik ist schließlich vieles machbar, wir wollten zeigen, dass wir es auch live so spielen können...Außerdem war es uns lieber, die Livegeräusche (die wir auf dem Demo weggeschnitten hatten...) zu belassen, weil man schon den Soundunterschied mitbekommt. Autumn leaves (1) ist ein Jazz-Standard...*g*...Er war ausschlaggebend für den Titel des Songs...Ich habe ja in Leipzig bis letztes Jahr Saxophon studiert, Daniel Drums (Jazz-Studiengang) Unter den jazzern besteht immer so eine Geringschätzung gegenüber Rockmusik, so daß wir uns einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen konnten (Zitat: "nach was klingt der Song am wenigsten?" "Nennen wir es doch "Autumn leaves 2..."!")

Werdet ihr den Einsatz vom Sax zukünftig verstärken oder auch mit anderen Instrumenten experimentieren?

Das ist noch nicht ganz vorhersehbar...Einerseits würde ich schon mehr Sax einsetzen, habs ja studiert und es unterscheidet uns ja auch von anderen Bands. Anderenseits wird TS in Zukunft wohl deutlich "heavier" werden (dazu gleich mehr) und da ist ein Sax halt leider kaum dienlich. Dennoch denke ich , wird dies zumindest nicht verschwinden. Was auf der nächsten Scheibe aber an Bedeutung gewinnt- ein MIDI.Blaswandler...den ich mir vor ein paar Tagen zugelegt habe...irres Teil! So ist es mir möglich, z.B.Synthisolos auf nem Blasinstrument zu spielen, was völlig neue Klangeindrücke bedeutet...

Gibt es Kontakte zu anderen (Szene)Bands? ZumBeispiel naheliegend wäre doch Factory Of Art?

Mit Factory haben wir schon Kontakt. So haben wir erst im Mai ein gemeinsames Konzert gegeben. Leider ist FOA aber nicht mehr in die Progecke zu rechnen...(siehe auch letzter satz unter "Presse" auf unserer Homepage)...aber wir kennen sie gut und mögen uns...Ansonsten gibt es kaum andre Bands dieser gattung. Die Ex-Band unseres Bassisten ("Hidden timbre") ist noch dazuzurechnen, die gehen aber eher funky zu Werke, nicht so konsequent Prog.

Gibt es Unterschiede Prog-Szene Ost zu Prog-Szene West? Was mich angeht, so gibt es gegenwärtig im Ostteil Deutschlands weniger Aktivitäten - oder man kriegt überregional einfach nichts mit....

...eben...im Osten ist deutlich weniger...

Wie kam es zu den Korea-Kontakten und was versprecht ihr euch davon? Gibt es in Korea einen Markt für eure Musik?

Mittlerweile laufen konkrete Verhandlungen mit BMG über eine VÖ Anfang nä.Jahres. Am Freitag bereits werden wir einen koreanischen Gitarristen unter uns in Deutschland. begrüßen, der uns als 2.Gitarrist verstärken soll um 1. mehr heavy zu sein (Marktypischer) und 2. unsere Vermarktungschancen zu erhöhen...Für März ist bereits ne Tour in Korea geplant...Noch ist aber nichts schriflich fixiert, daher bitte noch nicht als gegeben hinnehmen...Danke. Entstanden sind die Kontakte über die Freundin unseres Drummers- eine koreanische Pianistin,die in Leipzig studiert.

Wie haben einheimische Label/Verlage reagiert?

Wir haben erstaunlich viele positive Antworten bekommen.Aber wir müssen konstatieren,dass viele Angebote indiskutabel sind (zu hohe Eigenbeteiligungen oder zu unbedeutende Labels), manche Labels haben sich zwar sehr wohlwollend geäußert, aber nehmen für die nä.2 Jahre keine Bands mehr auf. Wenn die Verhandlungen in Korea scheitern sollten (danach siehts aber zur Zeit nicht aus...) werden wir das alles noch mal prüfen.

Wie sieht der Input der anderen Bandmitglieder aus, wenn der Grossteil an dir hängen bleibt?

Hängen bleibt...ist vielleicht der falsche Ausdruck.Ich laufe einfach den ganzen Tag mit nem dicken Kopf voller Ideen rum, die anderen freut das ja eher. Dennoch gibt es sehr unterschiedliche Herangehensweisen. Burning,Could it be, M.A.D. oder auch Arirang sind mangels Zeit komplett von mir vorgegeben worden und nahezu unverändert aufgenommen worden, andere wie z.B.Autumn leaves 2 sind schon komplett im Proberaum entstanden, mit Anteilen aller anderen Musiker. Und "The crown" stammt gar zu 80% von Uwe, er klingt natürlich auch anders...(Druckfehler auf der CD). Also es ist sehr unterschiedlich, natürlich verlassen sich meine Kollegen immer bissel auf mich,aber ich rechne fest mit ihrem Input. Larry hat immer 50% der Gesangspart beizutragen...erwarte ich auch von ihm...*g*

Und wird sich das ändern?

Muß es das?

Worin seht ihr die grösste Herausforderung beim Progrock/Metal? Ich zum Beispiel empfinde oft, dass Bands den Drahtseilakt zwischen Gerfrickele und Songdienlichkeit nicht hinkriegen...

Das hängt auch von den Bands selbst ab.Von Symphony X erwarte ich neben coolen Melodien auch, dass sie mich zum Staunen bringen, was die technischen Sachen angeht. Aber generell geht es mir immer um den Song...besonders die melodische Seite. Daher wird man bei TS kaum mal 10 minütige Solofrickelstellen finden (außer es sollte wirklich mal dem Song dienen...) TS ist nichtzuletzt wegen des Sängers sehr melodieorientiert, vielleicht auch, weil es keine konstruierten Songs gibt. Selbst das recht krank wirkende "§0815" ist einfach so in meinem Kopf gewesen, ich hab erst hinterher analysiert, welche Taktarten da passieren oder so...Natürlich hat das den Nachteil, dass man in einer Szene, in der viele Musiker einem auf die Finger schauen, sicher nicht die Technik in den Mittelpunkt rücken kann, aber es entstehen dafür Songs, die auch hängenbleiben...hoffe ich zumindest.

Wenn denn ein Label käme und böte euch einen Deal an, aber ihr müsstet ein Album abliefern, dass primär aus Songs wie Hate Me oder Burning besteht. Auch solche Songs muss man ja erst mal hinkriegen, und Geld verdienen ist ja nun so schrecklich auch nicht.......

Ja,sicher würden wir das nicht ablehnen,aber evtl unter anderem namen. TS ist und bleibt eine Progressive-Rock.Band.

Welches Umfeld würdet ihr euch wünschen, um Bands wie eure zu unterstützen?

Mehr Live-Clubs, staatliche Unterstützung der Kultur in höherem maße...aber solange 80% der Menschen sich BigBrother und den Anton aus Tirol reinziehen,wird wohl selbst das kaum Wirkung zeigen.

Traurig aber wahr...


© 12/2000 Renald Mienert
DURP - eZine from the progressive ocean
http://durp.cf2.de/