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Symphony X: Aller guten Dinge sind Fünf!

DURP - eZine from the progressive ocean

Interview

Es hat ja eine Weile gedauert, bis die Amis um Michael Romeo ihr neues Album in trockenen Tüchern hatten, aber dafür ist "V" ein wirkliches Prog-Metal-Highlight geworden. Wir unterhielten uns mit dem Gitarristen aber nicht nur über die aktuelle Scheibe, sondern ließen auch die Bandgeschichte noch einmal Revue passieren.

Es war 1988 als Michael Romeo einer Band namens "Gemini" beitrat mit der er immerhin auch ein Album aufnahm. Aber die Grunge-Welle spülte über "Gemini" hinweg, und so fand er sich recht schnell wieder alleine wieder.

Was folgte war ein Solo-Tape, das ich eigentlich nur so zum Spaß produziet hatte. Die Songs waren rein instrumentale Gitarrenmucke. Das war so um 1993 herum.

Auch wenn er heute diesem Tape eher skeptisch gegenüber steht, so konnte es so schlecht nun auch wieder nicht sein, denn immerhin wurde es später doch noch offiziell veröffenticht. Aber in der Zwischenzeit begann die Suche nach musikalischen Mitstreitern.

Ein paar Jahre später hatte ich dann die Leute soweit zusammen, dass wir eine Band gründen konnten. Wir hatten nicht gerade das optimale Equipment, spielten aber dennoch das erste Album ein, wobei es für mich eigentlich doch mehr den Charakter einer Demo-CD hat. Es war eine Art Bestandsaufnahme, was kann jeder von uns, in welche musikalische Richtung wollen wir gehen.

Aber auch mit diesem Output war man offenischtlich innerhalb der Band noch immer nicht zufrieden.

Das zweite Album "The Damnation Game" wurde sehr schnell nachgeschoben. Wir wollten einfach einen besseren Sound und uns auch vom Songwriting her von einer besseren Seite zeigen. Dies war auch der Zeitpunkt, als wir den Lead-Singer austauschten. Mit Russel in der Band als Sänger, wurden und einfach Dinge möglich, die zuvor nicht machbar waren. Wir waren damals während der Aufnahmen zum zweiten Album noch mit unserem ersten Sänger im Studio, wir hatten die Vocal-Lines und die Backings geschrieben, aber er könnte sie nicht so rüberbringen, wie es nötig war. Russel hat wirklich eine gute Stimme und ist in der Lage, eine Menge Emotionen mit seinem Gesang auszudrücken.

Waren schon die beiden ersten Alben durchaus erfolgreich, so folgte mit dem dritten Streich "The Divine Wings Of Tragedy"ein wahrer Meilenstein. Michael sieht das genaus so.

Ich glaube, das war das Album, mit dem wir zum ersten Mal eindeutig definiert hatten, wozu wir in der Lage waren und was wir wollten. Mittlerweile kannten wir uns alle sehr gut, der ganze Prozess des Songwritings und der Produktion eines Albums funktionierte. Das Album hatte genau die Atmosphäre, die uns immer vorschwebte.

Man war ja von Symphony X ohnehin gewohnt, dass man die Alben wie am Fließband produzierte, aber mit dem vierten Output hätte man sich dann wohl doch lieber etwas mehr Zeit gelassen. Die CD konnte es zwar immer noch mühelos mit der Konkurrenz aufnehmen, wirkte aber gegenüber dem Vorgänger bezüglich des Songwritings doch eher unauffällig.

"Twilight in Olympus" haben wir dann mit einem neuen Drummer eingespielt, aber das war nicht das Problem. Das Album wurde einfach völlig überstürzt eingespielt. Unser japanisches Label setzte uns extrem unter Zeitdruck, wir hatten nicht die Möglichkeit, ausreichend an den Songs zu arbeiten, so dass sie teilweise wie unfertig wirkten. Es war nicht gerade eine besonders gute Erfahrung. Danach gab es eine Tour und unser alter Drummer kehrte wieder zurück – das war es eigentlich. Und jetzt ist das neue Album da. Und bevor ich es vergesse, auch der Bassist ist neu.

Und nicht nur der. Durch die Zusammenarbeit mit EMI konnte man auch einen Major-Deal an Land ziehen – auch wenn man selbst so gut wie nichts dazu beigetragen hat.

Wir hatten von Anfang an sehr grossen Erfolg in Japan und dort hatten wir mit Zero Corporation auch unseren ersten Deal. Aber die Firma ging pleite, während wir an unserem aktuellen Album arbeiteten. Ich schätze, es gab Kontakte zwischen Zero und EMI und so wurden wir zunächst von EMI/Toshiba in Japan unter Vertrag genommen. Von dort kam dann sicher auch der Vorschlag, das Album auch in Deutschland über EMI zu veröffentlichen.

Nun kennt man ja die Sprüche vom bösen Major, der nur die Kohle machen will und den Bands vorschreibt, was sie für ein Album abzuliefern haben. Im Falle von Symphony X scheint das jedoch bisher nicht der Fall zu sein, was die Musik ja eigentlich auch eindeutig beweist.

Ich kann zu solchen Thesen wirklich noch nichts sagen, ich kenne natürlich solche Aussagen, aber was uns angeht, so kann ich sie nicht bestätigen. Ich habe auch keine Ahnung, warum der EMI – Deal nicht auch für den Rest Europas zustande kam, es hat sich einfach so ergeben. Aber auf jeden Fall sind wir auch nach wie vor sehr mit der Zusammenarbeit mit Inside Out zufrieden. Ich denke, mit der jetzigen Situation kann jeder leben.

Und der Bankrott von Zero hatte noch eine andere gute Seite – niemand war mehr da, der die Band zur Eile trieb.

Wir haben wirklich eine Menge Zeit dafür investiert, einen möglichst authentischen Sound zu erreichen. Aber Zeit hatten wir ja diesmal. Wie schon gesagt, es ging natürlich nicht von heute auf morgen, dass wir nach dem Bankrott von Zero den Deal mit EMI bekamen. Wenn also dieses Mal Probleme auftraten, hatten wir auch ausreichend Gelegenheit, diese zu beheben. Die symphonischen Elemente des neuen Albums wurden aus Kostengründen natürlich wieder unter Verwendung von Samples erzeugt, wobei wir ziemlich trickreich vorgegangen sind, um alles ziemlich glaubwürdig klingen zu lassen. Es ist ohnehin manchmal einfacher, eher epische Songs zu schreiben, einfach weil man sich nicht an Zeitlimits halten muss.

Gehen wir abe rnoch näher auf das neue Album ein, das ja mindestens die Qualität von "The Divine Wings Of Tragedy" erreicht.

Ich glaube, die Musik des neuen Albums ist gut. Auch die Texte sind gut. Aber die Kombination von dieser Musik mit diesen Texten heben "V" wirklich auf ein neues Niveau. Wir kamen von der Tour und überlegten, wie unsere nächste CD ausfallen sollte und entschieden uns recht schnell für ein Konzeptalbum. Wir wollten aber auf gar keinen Fall so eine Platte produzieren, wo sich das Konzept lediglich in zusammenhängenden Lyrics äussert. Der Zusammenhang zwischen Musik und Text sollte offensichtlich sein. Die Personen, die in dem Konzept vorkamen, sollten durch musikalische Themen charakterisiert werden. Wir entwarfen das Album wie einen Soundtrack – es sollte ein zsammenhängendes Stück Musik werden, das fuktionierte wie für einen Spielfilm. Wir überlegten uns also zunächst das Konzept. In einer TV-Show sahen wir dann einen Beitrag über Atlantis und über die Rätsel der Antike. Wir griffen das Thema auf und begannen in Bibliotheken uns intensiver damit auseinanderzusetzen – der Mythos Atlantis, das alte Ägypten, die Planeten, all diese Dinge. Wir wählten die Geschichte von Antlantis als Hintergrund für eine Geschichte die den Kampf zwischen Gut und Böse beschreibt, wir entwickelten ein richtiges Storyboard und schrieben die Texte und anschliessend dann die Musik dazu. Es ist ein bisschen wie Star Wars – jede Figur hat ihr musikalisches Thema, genaus so wollten wir es. Die Geschichte beginnt jedenfalls in Atlantis, wir entwickeln einen guten und einen bösen Charakter – aber es ist wirklich schwer, die Story mit nur ein paar Worten wiederzugeben. Es gibt eine weitere Figur, die versucht, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse herzustellen. Die Story bewegt sich auch durch verschiedenen Epochen. Sie beginnt in Atlantis, und als dieses zerstört wird, setzt sie sich in Ägypten fort und wird schliesslich sogar in der Gegenwart fortgesetzt. Wie zeigen, wie sich das Gute und das Böse bis hin in die heutige Zeit entwickelt haben. Es ist aber vermutlich einfacher, die Texte einfach zu lesen, als sie sich erklären zu lassenn

Das kann man sicher so oder so sehen, aber auf jeden Fall wird durch die Story auch klar, was es mit dem (ebenfalls sehr gelungenen) Artwork auf sich hat. Erklären lassen kann man es sich ja trotzdem.

Wir haben auch im Cover versucht, einen direkten Bezug zur Story herzustellen. Man sieht die beiden Personen, die das Gute und das Böse darstellen, man sieht aber auch einmal Wasser, was den Bezug zu Atlantis herstellt, und einmal die Wüste, die wiederum für Ägypten steht.

Bei Konzeptalben steht ja eine Band oft vor dem Problem, es eigentlich komplett spielen zu müssen, was aber auf der anderen Seite bedeuten könnte, dass das restliche Songmaterial zu kurz kommt. Aber auch dafür haben Symphony X eine Lösung gefunen,

Wir haben tatsächlich während der Proben zunächst begonnen, das komplette Album zu spielen. Dann entschlossen wir uns jedoch für eine andere Varinate. So etwa beim neunten Song gibt es eine Art Schlüsselszene in dem Album. Es ist der Punkt, in dem die Story in die Gegenwart verlagert wird. Die eigentliche Geschichte, ist da schon erzählt, was noch folgt hat auch mehr den Charakter einer Zusammenfassung.

Das sollte reichen, die Fans zum Toben zu bringen.


© 12/2000 Renald Mienert
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