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RPWL: The Band hasn't failed

DURP - eZine from the progressive ocean

Interview

RPWL hat mit "God Has Failed Again" ein Debüt veröffentlicht, das für alle Fans von Pink Floyd wirken muss, wie eine Oase in einer schier endlosen Wüste. Die hohe Qualität des Albums überrascht allerdings nicht mehr ganz so sehr, wenn man sich etwas mit der Bandgeschichte beschäftigt, denn drei der Mitglieder von RPWL waren bereits bei der Prog-Band Violet District aktiv, die ja mit "Terminal Breath" eines der Proghighlights der Neunziger abgeliefert hat.
Renald Mienert sprach mit Sänger und Keyboarder der Band Yogi Lang.

Nach dem Ende von Violet District entstand 1997 RPWL (der etwas ungewöhnliche Name steht einfach für die ersten Buchstaben der Namen der Bandmitglieder) zunächst als reine Pink Floyd - Coverband. Allerdings war bei der Besetzung klar, dass es nicht beim blossen Covern bleiben würde. Dem erstem Album sind diese Pink Floyd - Einflüsse dann auch deutlich anzumerken - kein Problem für die Band.

Wir wollen diese Einflüsse gar nicht verleugnen. Wir sind alle große Pink Floyd - Fans und haben einfach irgendwann angefangen, diese Songs nachzuspielen. So nach dem Motto, das brauchst du nur auf Ansage zu machen, das kann doch jeder. Es hat viel Spass gemacht und wir haben auch heute noch immer Floyd-Titel im Live-Programm und waren ja auch auf dem Tribute-Doppelalbum vertreten. Allerdings würde ich jetzt die Frage verneinen, dass die neuen Songs auch mit voller Absicht nach Pink Floyd klingen. Die Parallelen zu Pink Floyd sind einfach eine ganz normale und logische Entwicklung. Irgendwann hast du einfach auch mal wieder Lust auf eigene Songs. Das ganze Album ist sehr ungezwungen entstanden, und ich glaube, dass nicht jeder Titel diese Floyd-Parallelen aufweist. Wir sind einfach durch die Musik geprägt, mit der wir aufgewachsen sind. Es ist halt Zufall, dass jeder in der Band die Musik dieser Spätsiebziger mag. Irgendwie sind wir alle nicht in dieser Achtziger-Jahre-Mucke gelandet, sondern haben genau diesen Siebziger-Sound für uns aufgearbeitet. Wir haben alle auch Yes und Genesis gehört, diese Bands mit den symphonischen Sounds, da fühlen wir uns einfach wohl, und da steuern automatisch auch die eigenen Titel hin, wobei wir uns aber generell nicht vor irgendwelchen neuen Einflüssen drücken. Manche Songs sind ja auch etwas schneller, andere haben auch Einflüsse zurück bis zu den Beatles.

Und da die Pink Floyd - Fans ja anstelle von neuen Songs in den letzten Jahren ausgiebig mit aufpolierter Reste und - Wiederverwertung vorlieb nehmen mussten, sollte ihnen (aber nicht nur ihnen) ein Album wie "God Has Failed Again" gerade recht kommen. Beim Hören könnte der Eindruck entstehen, man bevorzuge die von David Gilmour geprägten Floyd-Kompositionen.

Ich glaube das liegt daran, dass unser Material sehr songorientiert ist. Gilmour hat bei Floyd auch immer so gearbeitet - die gesamte Message wurde in einem Song transportiert, hier ist der Text, da die Melodie, beides gehört zusammen. Wir setzen uns mit der Akustikgitarre hin, spielen rum; die Songs entstehen eigentlich ganz klein und im Studio oder im Proberaum beginnen sie dann zu wachsen. Wir mögen aber auch die Bombast-Sounds von Roger Waters.

Genau wie Pink Floyd setzen auch RPWL gezielt Soundeffekte ein, wie zum Beispiel gesprochene Sequenzen. Was für den Hörer oft wie willkürlich zusammengesucht wirkt, ist aber in Wahrheit streng durchdacht.

Die Zusammenhänge zwischen solchen Effekten, dem Song und dem Text sind immer da, mal ganz deutlich und ein anderes mal sehr abstrakt. Bei "Hole In The Sky" wollten wir eine gewisse innere Spannung, eine innere Unruhe erzeugen. Eine Sequenz stammt zum Beispiel aus einer ziemlich strangen amerikanischen Talkshow, in der der Talkmaster seinen Gesprächspartner einfach das Wort abschneidet, wenn er sie irgendwie Scheiße findet. Ich dachte, das eignet sich perfekt dazu, den Hörer auf die Gefühlswelt unsere Geschichten einzustimmen, auf diese oft so ausweglose Situation. Aber die Suche nach solchen Sequenzen kann sich ganz schön aufwendig gestalten.

Aber schließlich war die Suche ja erfolgreich. Und wo wir schon mal beim Suchen sind, wer die Texte nach Anspielungen auf Pink Floyd durchforstet, wird auch fündig, und zwar ebenfalls bei "Hole In The Sky".

Das war der Wink mit dem Zaunpfahl. Es ist aber auch die einzige so offensichtliche Anspielung auf Pink Floyd was die Texte angeht. Auch dies war gar nicht so beabsichtigt. Es geht in dem Song um einen Piloten, der sich im Himmel verloren fühlt und seine Heimat sucht. Er weiss nicht mehr, wo oben und wo unten ist. Im Wahn glaubt er dann dieses Loch am Himmel zu sehen und er versucht dort hin zu fliegen, und da kam uns die Idee mit "I Set The Controls For The Heart Of The Sun" - das ist ein so wunderschönes Bild, da haben wir es einfach in den Song genommen.

Wird bei Produktionen von kleineren Labels oft am Artwork gespart, haben RPWL auch hier ganze Arbeit geleistet, wenn es darum geht, Musik, Texte und Booklet ein kompaktes Ganzes werden zu lassen.

Wir haben ziemlich lange überlegt, wie wir das Cover gestalten. Da ist immer wieder das Bild dieser Frau, die in einer ausweglosen Situation zu sein scheint - sie liegt auf dem Boden, der Wein ist umgekippt, man weiss eigentlich gar nicht, was da passiert ist. War da irgend was, ist sie einfach nur betrunken, kommt mir dem Leben nicht klar? Und dann sitzen wir einfach nur im Kino. Du sitzt da und schaust deinem Leben zu, und du kannst es nicht stoppen. Es trifft dich der härteste Schicksalsschlag, aber am ersten wird ganz normal deine Miete abgebucht. Mit dem Tod meines Vaters hat das ganze auch einen sehr privaten Hintergrund, und irgendwie kam mir da auch wieder einer dieser Sprüche meiner Großmutter in den Sinn: Gott wird schon wissen, was er macht. Und was, wenn er sich nun geirrt hat? Es hat nicht wirklich einen religiösen Hintergrund, sonder ist mehr als Floskel zu sehen, dass man sich die Frage stellt: Warum passiert so etwas? Und das haben wir einfach etwas provokant verpackt.

Yogi betreibt gemeinsam mit Gitarrist Karl Heinz Wallner auch das Farmlands - Studio und verdient sich seinen Lebensunterhalt unter anderem auch mit Werbespots für Firmen wie Toyota oder Audi. Soundtüfteleien zählen eben auch zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.

Du fängst an Musik zu machen und baust irgendwelche Teile übereinander und freust dich dann irrsinnig, wenn von hinten links was kommt. Wir haben für Audi sehr viel Event-Musik gemacht, auf irgendwelchen Messen, teilweise mit Doppel-Quadro-Systemen, wo acht Kanäle liefen. Das ist schon alles sehr interessant, wenn die Autos um dich rumsausen und du dazu irgendwelche Klangcollagen machst. Ich habe auch diese Sende-ID für Toyota gemacht - also immer auf der Suche nach dem Interessanten. Es gibt eben auch diese technische Facette der Musik - und die macht auch Spass. Anders kommst du ja nicht auf die Idee, vier Boxen in dein Konzert zu stellen und zu sagen, he hört mal, die Schweine kommen von hinten. Und ob nun das Schwein oder die Gangschaltung - es macht schon Spass, obwohl natürlich auch jede Menge ganz normales Alltagsgeschäft dabei ist.

Noch vor der Veröffentlichung des Debüts steuerte die Band einen Song für das schon erwähnte Floyd-Tribute-Doppelalbum "Signs Of Life" bei.

"Cymbeline" ist eigentlich ein ganz normaler Song, eher Pink Floyd untypisch. Und wir hatten einfach die Idee, bauen wir das Stück doch einfach ein wenig aus und machen es Pink Floyd - typischer - das soll jetzt aber nicht vermessen klingen. Was mir keinen Spass macht, ist zu sagen, jetzt lass uns Echoes covern. Das ist ein so geiler Song, was will ich denn na noch machen? Da war bei "Cymbeline" mehr Reiz da, ein Thema zu nehmen und damit ein wenig herumzuspielen.

Bleibt zum Abschluss die etwas bange Frage, ob denn RPWL nun ähnlich wie Violet District das Schicksal einer Eintagsfliege erleiden wird. Aber die Gefahr scheint nicht zu bestehen.

Die Songs des Albums sind nur eine Auswahl aus dem Material, das wir schon geschrieben hatten und das thematisch gut zusammen gepasst hat. RPWL ist eine sehr regelmäßig arbeitende Band, und schon jetzt wären genügend Songs für ein zweites Album vorhanden.


© 12/2000 Renald Mienert
DURP - eZine from the progressive ocean
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