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Michael Vescera: Mehr als nur Yngwie's Voice

DURP - eZine from the progressive ocean

Interview

Kaum haben wir mit "Windows" das erste Album des Michael Vescera Projects vorgestellt, da steht mit "Animation" schon der Nachfolger in den Läden. Da wird es schon mal Zeit, sich etwas intensiver mit dem Kopf dieses vielversprechendes Projektes zu beschäftigen.

Und da fangen wir mal ganz vorne an. Michael Vescera war Leadsinger für Yngwie Malmsteen, aber das ist lediglich die bekannteste Station seiner Karriere, nicht aber die einzige.

Vor Yngwie war ich der Frontmann der japanischen Band "Loudness". Ich habe zwei Studioalben und eine Liveplatte mit ihnen aufgenommen. Davor stand ich für eine Band aus New York hinterm Mikro. Sie hieß "Obsession" und hier waren es drei Platten. "Windows" und "Animation" sind meine beiden einzigen Soloalben bis her und ich bin ganz zufrieden. Wir hatten eine Menge gute Sachen über Mark Alger und Z-Records gehört. Wir nahmen Kontakt auf, schickten unser Material und das war's. Das Label scheint einen guten Job zu machen und die Alben wurden sowohl von der Presse als auch von den Fans ziemlich gut aufgenommen.

Beide Alben wurden ja mit einem sehr unterschiedlichen Line Up eingespielt - was den Projektcharakter von MVP unterstreicht, es fällt aber auf, daß auf dem neuen Album "Animation" viel mehr Musiker beteiligt sind, als auf dem Debüt.

Ich empfinde es schon als schwieriger, im Rahmen eines Projektes zu arbeiten, als in einer festen Band. Zum Glück habe ich so viele Freunde, vor allem großartige Gitarristen, daß ich wirklich froh bin, sie auf meinen Alben dabei zu haben. Daß auf "Animation" mehr Künstler involviert sind, ist allerdings Zufall.

Auf "Windows" steuerte Yngwie Malmsteen ein paar Gitarrenklänge bei, auf "Animation" nun ist mit Roland Grapow ebenfalls ein ganz Großer der Szene mit im Boot. Das sieht fast nach ein wenig Kalkül aus, ganz nach dem Motto: Ein Topstar pro Album wird den Verkaufszahlen schon nicht schaden" Aber auch hier haben wir es eher mit Zufall.

Ein großer Name ist sicher kein Muß für meine Alben, aber bisher hat es sich einfach so ergeben, aber ich bin sehr froh darüber. Ich hatte die Gelegenheit, mit einigen wirklich großen Musikern zusammen zu arbeiten, und dafür bin ich sehr dankbar.

Vergleicht man die beiden MVP - Alben, dann fällt auf, daß man auf der ersten CD doch stilistisch ein wesentlich breiteres Spektrum abdeckt, als auf "Animation", welches sich im wesentlichen im Rahmen des Melodic-Metals bewegt.

Als wir "Windows" aufgenommen haben, war ich auch noch bei Yngwie. Ich brauchte etwas Abwechslung, darum die stilistische Vielfalt. Mit "Animation" kehre ich wieder mehr zu meinen Wurzeln zurück, die ja im härteren Bereich liegen.

Auf "Windows" gab es ja auch dieses Beatles-Cover. Cover-Versionen sind ja in der Szene sehr beliebt, allerdings bleibt man in der Regel innerhalb des Genres - und das trifft in diesem Fall ja nun nicht gerade zu...

"Strawberry Fields" ist so eine Art Klassiker für MVP. Wir haben in unseren Anfängen den Song einige Male live gespielt und das Publikum war immer total aus dem Häuschen. Da haben wir uns entschieden, den Titel mit auf das Album zu nehmen.

Was seine Fans angeht, so geht es Michael Vescera wie den meisten seiner Kollegen.

Am populärsten bin ich wohl in Europa, Japan und Südamerika. In den Staaten ist es natürlich immer noch sehr schwierig mit dieser Art von Musik, allerdings glaube ich, daß es besser wird. Ich bin der Meinung, daß wir es in der Musik mit einer Art Kreislauf zu tun haben. Dinge, die irgendwann einmal populär waren, kommen plötzlich wieder, natürlich in einem moderneren Gewand.

Wenn Michael Vescera auf die Stationen seiner bisherigen Karriere zurückblickt, so gibt es eigentlich kein Ereignis, das er besonders hervorheben möchte.

Es gab nicht daß eine ganz besondere Erlebnis. Ich bin einfach zufrieden, daß ich diese Dinge machen kann und damit Erfolg habe. Ich denke auch über Stile und solche Dinge nicht groß nach. Ich schreibe Einfach, was ich in diesem Augenblick fühle. Ich versuche, weiter Alben aufzunehmen und zu touren so viel wie es geht. Ich hoffe übrigens, demnächst in Europa zu touren, wir führen gerade Gespräche mit einigen Promotern.

Zwischen dem Erscheinungzeitraum beider Alben lag ja nur etwa ein halbes Jahr. Das riecht ja förmlich nach einem Workaholic...

Ich arbeite einfach mit einer gewissen Konstanz. Ich produziere auch, während ich mein eigenes Material aufnehme. Wir haben extra ein eigenes Studio hier in Conneticut um die ganze Arbeit erledigen zu können. Aber diesmal hat einfach alles funktioniert, und das, obwohl ich ziemlich beschäftigt war, so habe ich zum Beispiel zeitgleich an Roland Grapow's "Kaleidescope" gearbeitet. Und ich würde am Ergebnis auch gar nichts ändern wollen. Es gib bei einem Album immer so viele unterschiedliche Faktoren, es würde mich verrückt machen, wenn ich nur damit beschäftigt wäre, die eine oder andere Sache immer noch verbessern zu wollen. Durch die Studioarbeit wird man sich auch der immensen Möglichkeiten bewußt, die neue Technologien oder das Internet bieten - wenn man diese bewußt und korrekt einsetzt. Man muß auch bei diesen Dingen immer auf dem aktuellsten Stand bleiben.

Was das Songwriting angeht, so klingt das bei Michael Vescera alles sehr unkompliziert.

Ich lasse mich von vielen Dingen inspirieren, persönliche Erfahrungen, Dinge, die in der Welt geschehen. Ich schreibe normalerweise die Musik zuerst und überlege mir dann, welcher Text zu den Gefühlen passen könnte, die durch die Musik hervorgerufen werden. Die Lyrics sind auch wichtig und sollten eine Geschichte erzählen.

Zum Anschluß noch eine Frage aus der Rubrik "Wünsch dir was!"

Eine Tour mit Iron Maiden wäre nicht schlecht. Sie haben eine wirklich große Fangemeinde und es wäre toll vor einem solchen Publikum zu spielen und diese Leute auch zu unseren Fans zu machen.

Meinen Segen hat er.


© 05/2000 Renald Mienert
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