KAMELOT sind eine sichere Bank für die Liebhaber von melodischem Power Metal. Mit "The Fourth Legacy" hat man immerhin schon das vierte Album am Start, und eine Kontinuität zeigt sich glücklicherweise nicht nur in der Regelmäßigkeit der Veröffentlichungen sondern auch in der Qualität.
Renald Mienert unterhielt sich mit Gitarrist Thomas Youngblood.
KAMELOT wurden 1991 von Thomas und dem damaligen Drummer Richard Warner gegründet. Vier Jahre später erschien dann das Debüt "Eternity", da hatte man bereits einen Deal bei Noise in der Tasche.
So um 1993 herum begannen wir Demos an verschiedene Label zu schicken. Immerhin erhielten wie etwa fünf, sechs Angebote. Wir entschlossen uns schließlich für Noise Records. Damals hatten sie noch Helloween unter Vertrag und da wir musikalisch ähnliche Richtungen verfolgten, dachten wir, das würde passen.
Und offensichtlich hat es auch gepaßt, denn die Zusammenarbeit mit Noise hat bis heute angehalten - was ja offensichtlich bedeutet, daß jeder mit der Arbeit des anderen zufrieden ist.
Mit einer Plattenfirma und ihren Bands ist es ein wenig so wie mit Eltern und deren Kindern. Jedes versucht das Lieblingskind zu werden. Aber wir sind wirklich zufrieden, wie die Dinge laufen, überhaupt mit unserer Karriere. Wir legen Wert darauf, daß wir uns kontinuierlich verbessern, von Album zu Album dazulernen, auch wenn es nur produktionstechnische Dinge sind. Und ich glaube, das ist uns auch gelungen. Queensryche zum Beispiel sind so gewachsen, O.K., natürlich bis auf die letzten Alben. Die meisten Reviews, die wir bekommen, sind positiv. Es gibt auch negative, aber was soll's. Ich glaube, gerade im Metalbereich sind viele Leute die Reviews schreiben ohnehin Fans von der oder jener Band. Und wenn wer halt gerade nicht auf Kamelot steht, dann kommen wir in einem Review auch schon mal schlecht weg. Aber letztlich haben wir genug Fans, die zu uns stehen, und das zählt. Die Fans in Europa sind übrigens loyaler als in Amerika, auch wenn es von Land zu Land unterschiedlich ist. In den Staaten ist man generell trendorientierter.
Aber auch wenn man ja im Großen und Ganzen mit sich und der Welt im Reinen scheint, zumindest von Wechseln im Line Up blieben auch Kamelot nicht verschont. Nach dem zweiten Album "Dominion" kamen 1997 mit Casey Grillo ein neuer Drummer und mit Roy Khan auch ein neuer Frontmann in die Band.
Wir wollten natürlich auch live spielen, auf größere Tourneen gehen. Mit Richard und Mark ging das aber aus zeitlichen Gründen nicht, wegen ihrer Jobs. Also sind sie ausgestiegen. Roy Khan von Conception hat mir schon immer als Lead Sänger gefallen. Als sich Conception aufgelöst hatten, habe ich Kontakt zu ihm aufgenommen, aber Roy hatte zunächst generell die Nase voll von der Musik und wollte gar nichts mehr machen. Aber ich habe nicht locker gelassen und ihm einige Songs von uns geschickt. Das hat ihn schließlich wohl überzeugt. Den neuen Drummer hat unser Bassist entdeckt. In unsere Gegend kommen viele Urlauber, da gibt es viele Klubs mit Livemusik. Und da sah Glenn dann mal eine Band namens "Sequel". Der Drummer fiel ihm sofort auf. Gemeinsam haben wir ihn dann angesprochen und er stieg bei ins ein.
Keine schlechte Entscheidung, wovon man sich bereits auf dem dritten Album "Siege Perilous" überzeugen konnte, und was man auch auf der neuen Scheibe "The Fourth Legacy" bestätigt-Produziert hat übrigens Sascha Paeth, der bereits für Rhapsody oder Angra gearbeitet hat.
Die Songs waren schon geschrieben und dan gingen wir auf Produzentensuche. Sascha war ideal für uns. Er hat nur wenig an den Stücken geändert, und die gesamte Produktion verlief sehr relaxt. Von solchen Sachen wie Zeitdruck war überhaupt nichts zu spüren. Sascha kennt auch sehr viele Musiker. So war es dann kein großes Problem, einen arabischen Musiker für die Percussion-Parts auf "Desert Reign" zu verpflichten. Natürlich hätte man es auch alles irgendwie über Keyboards machen können, aber so ist es einfach authentischer.
Obwohl natürlich der traditionelle Metal bei Kamelot im Vordergrund steht, gibt es doch auch immer symphonische, klassische und progressive Elemente. Ein schönes Beispiel dafür ist der Titelsong des neuen Albums, wo man in einen typischen Metalkracher einen ziemlich genialen symphonischen Mittelteil integrierte.
Das war eigentlich eine ganz lustige Geschichte. Der Song war eigentlich schon fertig, ohne diesen Mittelteil. Wir waren wieder einmal am Strand, ich hatte meine Gitarre dabei. Da ist mir diese Melodie eingefallen, und wir kamen auf die Idee, sie in den Track "The Forth Legacy" zu einzubauen. Wir gaben es dann Sacha und Miro, und heraus kam dann dieses Resultat.
Bei so vielen Einfüssen verwundert es schon ein wenig, daß man es für besser hielt, auf die einen Keyboarder als festes Bandmitglied gegenwärtig zu verzichten.
Die Songs bei uns entstehen einfach mehr gitarrenorientiert. Dabei soll es auch bleiben, das ist typisch für uns. Im Prinzip schreiben Sänger Roy, Bassist Glenn und ich die Trax. Casey, unser Drummer, hat daran kein Interesse. Glenns Schwerpunkt liegt dabei eigentlich auch mehr auf den Riffs, so daß der Hauptanteil schon bei mir und Roy liegt. Dabei kommt es aber auch schon mal vor, daß ein Song auf ein Album kommt, von dem vielleicht nicht jeder, der am Songwriting beteiligt ist, absolut überzeugt ist. Aber wenn zwei der Leute sagen, der Song ist gut, dann nehmen wir ihn.
Und mit Gastkeyboarder Miro war man ja auch hörbar bestens bedient. Bleibt die Frage, wie man Live mit diesem Thema umgeht.
Wenn wir live spielen, kommt das Intro als Playback, und ansonsten arbeiten wir mit einem Gastkeyboarder. Wenn Miro nicht mit dabei sein kann, dann wird wahrscheinlich ein Freund von mir die Parts übernehmen.
Wenn alles klappt, werden wir uns bald wieder von den Life-Künsten der Band überzeugen können. Und auch sonst dürften wir von Kamelot noch einiges zu erwarten haben.
Wir wollen ein wenig weg von diesem Fantasy-Metal-Image. Ein paar König-Artur-Trax wird es wohl auch in Zukunft noch geben, aber wir haben auch alle noch andere Interessen. Die Basis unseres Sounds wird zwar immer der Metal bleiben, alles andere würde keinen Sinn machen, aber wir wollen uns auch modernen Elementen nicht verschließen. Eine Idee von mir, wäre zum Beispiel ein Konzeptalbum über die Welt der Zukunft. Nicht unbedingt in zwanzig Jahren, da wird sich wohl nicht soviel verändert haben, aber so ein paar Hundert Jahre voraus. Aber wie gesagt, bisher ist das nur so eine Idee von mir.