Sie waren immer ganz kurz
vor dem großen Durchbruch, haben ihn aber nie geschafft. Daran
wird sich vermutlich auch zukünftig nichts ändern, auch
wenn ihre Songs immer noch das Zeug dazu haben. Aufhören können
sie aber auch nicht. Renald Mienert sprach mit Sänger Dave
Meniketti.
Die Geschichte von Y & T
reicht bis weit in die Siebziger Jahre zurück. Ursprünglich
begann man noch als Yesterday & Today, entschloß sich aber
schon bald zu einer Kürzung des Bandnamens.
Ich glaube, wir wollten damals
eine Art Statement abgeben, daß wir noch einmal von vorne
begannen. Wir hatten einen neuen Plattenvertrag und wir hatten
ohnehin schon über eine Kurzform des Namens nachgedacht. Viele
unserer Fans nannten uns ohnehin schon lediglich Y & T, und wir
dachten, dies wäre der richtige Zeitpunkt, den Namen zu ändern
und trotzdem unserer Identität zu behalten.
Die Band war schon immer dem
traditionellen Hard-Rock verpflichtet. Damit hat man allerdings in
den Neunzigern nicht gerade gute Karten. Aber vielleicht kommen ja
auch mal wieder bessere Zeiten.
Ich habe wirklich keine Ahnung.
Ich war niemals besonders gut, wenn es darum ging vorauszusagen, in
welche Richtung sich das Rockgeschäft entwickeln wird. Ich
hoffe, daß diese Art Musik noch sehr lange neben allen anderen
Stilrichtungen bestehen wird. Ich fand es immer sonderbar, daß
sich gerade im Rockgeschäft so viele Leute damit beschäftigen,
ob man nun einen bestimmten Stil gut finden soll oder nicht. Ich
meine, nur weil ein neuer Stil entsteht, heißt das doch noch
lange nicht, daß du einen alten nicht mehr hören sollst.
Es ist schon sonderbar, wie solche Dinge funktionieren.
Trotz zum Teil euphorischer
Kritiken und einer festen Fangemeinde, mit dem ganz großen
Durchbruch hat es bei Y & T nie geklappt. Aber selbst dieser
Tatsache kann man eine gute Seite abgewinnen.
Na ja, es ist nicht besonders
lustig, wenn du immer kurz davor bist, aber den entscheidenden
Schritt nicht schaffst. Ich meine, auf eine andere Art ist es schon
nicht schlecht. Du gibst immer volle Power, weil du ja das nächste
Level erreichen willst. Aber es ist schon auch frustrierend. Ich
meine, wir hatten wirklich das Songmaterial, das das Zeug hatte, uns
ganz nach vorne zu bringen. Aber es hat eben nicht geklappt. So ist
das nun mal im Leben - bei den einen funktionierts, bei den
anderen nicht.
Während sich bei vielen
anderen das Besetzungskarussel nahezu ununterbrochen dreht, gab es
bei Y & T in der gesamten Bandgeschichte nur zwei - und wenn es
nach Dave ginge, waren auch diese noch zuviel.
Nun, ein konstantes Line-Up ist
für uns sehr wichtig. Und selbst diese zwei Wechsel hätten
wir vermieden, wenn es irgendwie gegangen wäre. Für mich
sind Wechsel im Line-Up nie eine Sache, die ich besonders gut finden
würde. Als es diese Wechsel bei uns gab, waren bei anderen Band
viel massivere Wechsel längst an der Tagesordnung. Aber seit
ich begann Rockmusik zu hören, waren Line-Up-Wechsel für
mich immer eine große Enttäuschung.
Wie auch immer, kurz nachdem man
sich 1987 von A&M trennte und dafür einen Deal bei Geffen
unterschrieb, verließen auch Gitarrist Joey Alves und Drummer
Leonard Hazes die Band und wurden durch Stef Burns und Jimmy De
Grasso ersetzt, womit vom Original Line Up neben Dave Meniketti nur
Phil Kennemore am Bass übrig war.Aber irgendwann war bei Y &
T dann doch der Ofen aus. 1991 gab man die Trennung bekannt.
Der Grund für unsere
Trennung lag einfach darin, daß wir seit über siebzehn
Jahren im Geschäft waren, aber von der Industrie praktisch
keinerlei Unterstützung erhielten. Die Fans waren immer da,
aber die Leute, die dir ermöglichen, daß es in deiner
Karriere vorwärts geht, sitzen in der Industrie. Aber wenn kein
Interesse vorhanden ist, dein Produkt vernünftig zu promoten...
So dachten wir, es wäre besser einen Schlußstrich zu
ziehen und sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.
Aber wie es so geht im Leben.
Man merkte doch sehr schnell, daß man unter zwei Jahrzehnte
nicht so einfach einen Schlußstrich ziehen konnte. Das
Comeback begann mit vereinzelten Live-Shows...
Immer, wenn wir dann sporadische
Gigs gaben, fühlten wir uns so merkwürdig. Denn wenn wir
gemeinsam unsere Musik spielten, dann war das immer noch so gut. Wir
fühlten uns, als würden wir unsere Zeit verschwenden, wenn
wir nicht wieder zusammen spielten.
Zunächst arbeitete man aber
an anderen Projekten. Hier sind Namen wie Suicidal Tendencies, Alice
Cooper oder White Lion zu nennen. Dave arbeitete an einem
Soloprojekt und baute ein eigenes Plattenstudio auf. Nach der
Reunion folgte zunächst Musically Incorrect und
Ende letzten Jahres Endangered Species. Das Cover des
Albums zeigt einen Aborigines.
Ich meine, das ist nur die
direkte optische Umsetzung der Titels durch das Cover. Aber es geht
natürlich nicht um Aborigines, sondern darum, daß diese
Band und diese Art von Musik ebenfalls eine Art gefährdete
Species darstellen. Manchmal denke ich auch, daß die gesamte
Menschheit zu einer gefährdete Rasse geworden ist.
Musikalisch bleibt die Band
ihrem Stil treu - aber ein Song, daß instrumentale Rocco mit
seinem jazzigen Feeling fällt aus dem Rahmen
Rocco war mehr ein Experiment.
Nun wir waren im Studio, und ich rief Jimmy ins Studio, um ihm
diesen Beat vorzuspielen - probier mal, sagte ich, ich möchte
gerne daraus einen Song machen. Und in ein paar Minuten war dieser
Song fertig. Er ist zwar kein typischer Y & T Song, aber er hat
uns gefallen und so ist er trotzdem auf das Album gekommen.
Ansonsten dürften wir bei Y
& T von stilistischen Bocksprüngen allerdings verschont
bleiben.
Ich versuche immer, offen
gegenüber allen anderen Genres zu sein. Aber wir planen nicht,
unseren Stil zu ändern. Das ist nichts, das man planen kann.
Wenn wir schreiben, dann denken wir nicht darüber nach, wir
drücken einfach das aus, was wir im Augenblick fühlen.
Darum klingen unsere Alben auch nie vollkommen gleich, weil sie
genau das Gefühl zu einem bestimmten Zeitpunkt ausdrücken.
Ich verwende durchaus Computer, weil sie es einfach leichter machen,
deine Ideen schnell festzuhalten. Aber wenn es um die Musik selbst
geht, halte ich mich da eher zurück. Aber auf meinem Soloalbum
verwende ich sie im Zusammenhang mit dem Sequenzer. Wenn sie dir
helfen, warum sie nicht einsetzen. Was zählt ist, daß es
am Ende gut klingt.
In all den Jahren gab es auch
bei Y & T Dinge, die man aus heutiger Sicht besser nicht gemacht
hätte. Damit hat man allerdings keine Probleme.
Ja, ich denke soetwas gibt es
immer. Es gab alle diese Dinge - schlechte Gigs, jeder macht Fehler
in seiner Karriere. Sicher gab es Songs, die wir besser nicht auf
ein Album packen sollten. Aber es sind eher Kleinigkeiten. Ganze
Platten? Ich glaube nicht. Siehst du, wenn du im Studio bist und
eine Platte machst, sieht alles zunächst einmal ziemlich gut
aus. Wir würden niemals ein Album veröffentlichen, von dem
wir glauben, es wäre nicht gut. Wenn du zurückblickst,
findest du freilich immer Dinge, die du hättest besser machen
können. Aber zurückblicken und jammern ist nicht meine
Art. Man sollte Erfahrungen sammeln und aus der Vergangenheit
lernen. Und was die Y & T Alben betrifft, ich denke, sie hatten
alle ihre Berechtigung. Und Gigs, sicher haben wir auch in einigen
miserablen Clubs gespielt, aber das war eher die Ausnahme.
Blickt man zurück, kommt
man zwar auch zu dem Schluß, das früher vieles besser war
- aber eben doch nicht alles.
Die Technik ist heute wesentlich
besser. Du hast auch mehr Möglichkeiten, Platten zu verkaufen,
wenn ich nur an das Internet denke. Aber es gibt leider auch Dinge,
die nicht mehr so gut sind, wie in der Vergangenheit. Die Loyalität
der Fans war früher besser, die Zusammenarbeit der Bands mit
den Labels. Die meisten Band machen eine oder zwei Platten und sind
wieder verschwunden. Und ich bin überhaupt kein Fan von
Musikvideos a la MTV. Am Ende zählt das Video mehr als die
Musik, und das halte ich für falsch. Aber das nervt nicht nur
mich, sondern sehr viele professionelle Musiker.
Doch bei allem Frust, es gibt
etwas, was einen Künstler wie Dave Meniketti wohl sein Leben
lang daran hindern wird, sich einfach von der Musik zu trennen.
Das wichtigste ist, daß du
als Künstler Musik machen kannst, und damit Zugang zu deinem
Publikum findest. Dieser Einfluß kann größer oder
kleiner sein, aber deine spezielle Kunst kann das Leben anderer
Menschen beeinflussen. Ich habe nie in finanziellen Kategorien
gedacht, oder darüber wie viele Autos ich mir wohl kaufen
könnte. Es ist schön, wenn du deine Rechnung zahlen
kannst, aber das war nie der Grund mit der Musik anzufangen und
immer noch weiter zu machen.
Neben Y & T steht zunächst
jedoch ein neues Soloprojekt ins Haus.
Das Album wird On the blue
side heißen. Einen Japan Deal habe ich schon, was Europa
und die Staaten verhandeln wir noch. Im Sommer 98 wird das Album
veröffentlicht. Es ist stark bluesorientiert, kein
traditionelles Blues Album, aber schon auf dem Blues basierend.
Ob es die Möglichkeit geben
wird, Y & T in absehbarer Zeit in unseren Breitengraden live zu
erleben, steht noch in den Sternen.
Wir sind natürlich sehr
daran interessiert zu touren. Im Moment warten wir auf entsprechende
Angebote. Noch gibt es keine. Wir warten.
Wir auch. Übrigens auch
darauf, daß die frühen Alben endlich wiedeveröffentlicht
werden. Auch hier gibt es bereits Verhandlungen mit A&M: