Soulsearch aus Österreich
legten jüngst mit Gwynedd ein Album vor, das nicht nur durch
überlange Doom-Metal-Songs zu überzeugen weiß,
sondern auch mit einem interessanten lyrischen Konzept aufwartet.
Renald Mienert unterhielt sich mit Thom Kirchberger,
Die Verwendung von deutschen und
englischen Textpassagen ist recht selten. Ihr scheint großen
Wert auf die Texte zu legen. Warum diese Sprachkombination?
Erstmal freut es mich das es Dir
auffällt wieviel mir die Texte wert sind! Mir liegt schon viel
daran das Gwynedd nicht allein auf den Unterhaltungswert
reduziert wird, deswegen haben wir uns auch für ein
Konzeptalbum entschieden. Auf der anderen Seite bin ich immer bemüht
die Texte nicht all zu kopflastig zu verfassen, weshalb ich auch zu
einigen Liedern Ergänzungen hinzugefügt habe, um dem Hörer
nicht völlig auszuschließen. Die Sprachkombination von
Englisch und Deutsch hat aber keinen großen Hintergrund,
sondern ist rein praktisch. Englisch hat einfach ein angenehme
Klangeigenschaft und im deutschen habe ich den größeren
Wortschatz. Ich spreche deutsch, ich denke deutsch und ich träume
deutsch, also singe ich auch deutsch...
Es ist natürlich zu simpel,
aus der Verwendung bestimmter Wörter auf bestimmte politische
Denkweisen zu schließen. Nun ist der Begriff völkisch
in Deutschland ja ziemlich negativ belastet, das heißt, man
könnte Euch schnell in die rechte politische Ecke einordnen...
Was auch schon des öfteren
passiert ist. Aber ich muß wohl damit leben, wie ich mit
unserer Vergangenheit leben muß, auch wenn ich mir die Schuld
des Deutschen/Österreichischen Volkes nicht eintrichtern lasse.
Und ich will auch gar niemanden mehr überzeugen das wir oder
unsere Werke keinerlei faschistoiden Tendenzen aufweisen.
Tatsache ist das Gwynedd ein keltisches Konzept
beinhaltet, Tatsache ist das die Kelten ein germanischer Zweigstamm
sind, Tatsache ist das beides von den Nazis zu Propaganda Zwecken
mißbraucht wurde. Ich habe mich mit all den schwarz-mystischen
Hintergründen, der Ariosophie und all diesen verpönten
Themen auseinandergesetzt und wenn manch anderer dies auch getan
hätte, würden Fragen nach unserer politischen Haltung
hinfällig sein. Du hast wohl recht das die Deutschen sehr
sensibel auf manche Begriffe reagieren, aber wir wollen es auch
nicht jeden recht machen, denn Musik ohne Ecken und Kanten gibt es
in der Hitparade zu genüge, oder?
Wer sind die Denker/Philosophen
die Euch beeinflußt haben?
Ich möchte Dich jetzt nicht
mit einer Liste mit obskuren Namen langweilen, denn nicht jeder
große Denker der mich beeinflußt hat, ist auch ein
bekannter Schriftsteller oder Philosoph. Es sind auch Freunde und
Menschen die mir etwas bedeuten darunter. Ich will da jetzt kein
großes Geheimnis daraus machen, aber es wäre wirklich
langweilig.
Ihr nennt keine Namen der
Bandmitglieder - die Band ist alles, das Individuum nichts. Ich
weiß, wieder eine voreilige Interpretation...
Ha,ha, Renald...es ist echt
unglaublich welche Zusammenhänge in völlig harmlose
Geschichten interpretiert werden! Ausschlaggebend für die
Nichtnennungen war das wir einem regen Besetzungswechsel ausgesetzt
waren und sind. Deswegen wäre unsere Biographie sehr
kompliziert zu lesen, mit all den Namen und Jahreszahlen hinter den
Instrumenten. Die Vergangenheit hat einfach bewiesen das jeder
Musiker ersetzbar ist, darum steht SOULSEARCH für sich und für
Egotrips bleibt somit sehr wenig Freiraum. Wenn Du sagst, die Band
sei alles, so ist das richtig. SOULSEARCH ist was es ist. Und wenn
sich ein Musiker einer neuen Situation, wie zum Beispiel der
Vertragsunterzeichnung, und der sich daraus ergebenden Zeit
Intensität, nicht gewachsen sieht, muß er gehen. So
jüngst geschehen mit unserem Bassisten. Aber ich glaube auch
nicht das es für den Musikgenießer wirklich wichtig ist,
wer was spielt und warum er geht. Wenn doch, so kann ich jeden mit
der stärksten Besetzung die SOULSEARCH jemals hatte, beruhigen.
Haltet Ihr Metal für die
beste musikalische Form eure textlichen Inhalte auszudrücken?
Ich denke schon, obwohl auf
Gwynedd ein Ambient Stück und eine Dark Wave Nummer
die selbe Aufgabe haben. Aber ich muß das jetzt etwas
relativieren! Wir sind definitiv keine Prediger oder
Weltverbesserer. Es liegt mir wirklich fern mit meinen Texten zu
missionieren. Letztendlich sind wir Musiker und Geschichtenerzähler.
Wir wollen unterhalten und zum denken anregen, wozu sich eben Metal
hervorragend eignet. Er ist keinen kommerziellen Strömungen
ausgeliefert, spiegelt das soziale Umfeld wider und ist sicher eine
der vielfältigsten Musikarten überhaupt. Es gibt eine
Menge Musik, die von Medien und Industrie groß gemacht wird,
Metal wird von den Fans und den vielen Idealisten im Underground
groß gemacht. Metal ist Rebellion und Freidenkertum, ich
könnte mir keine andere Musik für SOULSEARCH vorstellen.
Viele Bands aus der
Death/Black/Doom usw. Ecke gefallen sich in einer für meine
Begriffe ziemlich primitiven Christenhasserei. Wie steht Ihr dazu?
Man muß sehr vorsichtig mit
diesen Polarisierungen sein und ich glaube, daß viele dieser
antichristlichen Gruppen in ihren eigenen Klischees
ersticken werden, ehe sich auch nur ein Christ vom Kreuz abwendet.
Kürzlich las ich ein Interview, in dem ein schwarzer Kämpfer
seinen Haß gegen Christen und andere Religionen wie
Juden, Jehovas u.s.w. zur Sprache brachte. Ich glaube, diese
und ähnliche Sprüche sprechen Bände, mir wäre es
einfach peinlich, über Dinge zu reden, von denen ich nicht die
geringste Ahnung habe. Tatsächlich basieren speziell die
christlichen Riten und Feste auf heidnischen Gebräuchen, man
denke nur an Ostern, Weihnachten, Allerheiligen oder die Sonnenwende
Feiern und das Maifest mit den Maibäumen. Was soll also dieses
elitäre Aufbegehren. Ich kann mich auch mit vielen biblischen
und vatikanischen Lehren nicht identifizieren, aber es wäre
ausgesprochen ignorant, manche historischen Tatsachen anzuzweifeln.
Ein schlauer Mann sagte einmal: Tue was Du willst... Liebe ist
das Gesetz , und dieser Kerl war weder Christ noch Hippie! Was
ich damit sagen will ist, daß dieses Thema viel zu komplex
ist, um es auf ein stures Schwarz/Weiß Schema zu reduzieren.
Wie werdet Ihr in Eurer Heimat
als Künstler akzeptiert?
Hier in Salzburg steht man uns
eher skeptisch gegenüber, aus bereits angesprochenen Grund.
Leute, die uns jahrelang kannten, unterstellten uns plötzlich
rechtspopuläre Propaganda. Die Medienlandschaft im Alpenland
ist bemitleidenswert und besticht in erster Linie durch
Freunderlwirtschaft und Speichelleckerei - der Underground natürlich
ausgenommen. Insofern sieht es eher traurig aus mit der
künstlerischen Akzeptanz. Ihr in Deutschland wißt Eure
Infrastruktur hoffentlich zu schätzen.
Wie kam der Kontakt zu Serenade
- Records zustande?
Ach, das war ganz unspektakulär.
Wir haben ihnen unser Material geschickt und eines Abends rief mich
der Karsten von Serenades an und bot uns einen sehr anständigen
Vertrag an. Ich bin sowohl zufrieden mit der Arbeit, als auch mit
den netten Leuten die dahinter stehen.
Wenn sich jemand mit näher
mit der Keltischen Mythologie auseinandersetzen möchte, was
würdet Ihr ihm empfehlen?
Natürlich gibt es Unmengen
an Literatur, aber es ist ratsam neuere Werke zu studieren, denn im
Gebiet der Keltologie hat sich speziell in den letzten Jahren eine
Menge getan. Außerdem existieren nur wenige Anhaltspunkte, die
eine kompetente Forschung ermöglichen und somit gehen die
einzelnen Arbeiten teilweise arg auseinander. Auf alle Fälle
ist von dem ganzen esoterischen Schwachsinn Abstand zu halten! Des
Weiteren gibt es einige Museen und eine Vielzahl an Schauplätzen,
auch dazu gibt es Führer (z.B. Kultstätten in Deutschland
ect.). Die Kelten waren von den Alpen bis rauf nach Irland
vertreten, insofern für jeden erreichbar. Um einen wirklichen
Eindruck von der keltischen Lebensart zu bekommen, empfehle ich eine
Irland-Reise, ein unglaubliches Land - und erzkatholisch, ha,ha!
Wie sieht es mit Euren
Live-Ambitionen aus? Gibt es eine Tour?
Wir haben immer wieder einzelne
Konzerte, eins der letzten war im Dezember in Südtirol mit
Samael. Eine Tour gibt es voraussichtlich im Februar mit Haggard und
Cemetary Of Scream. Alle die uns Live sehen, werden uns sicher nicht
so schnell vergessen, das kann ich versichern - Das ultimative
Norikum Doom Metal Inferno! Ha!
Was haltet Ihr vom Rockgeschäft,
wie es gegenwärtig existiert?
Natürlich ist alles auf
kommerzielle Ausschlachtung gepolt. Das ist insofern traurig, wenn
es zu lasten der musikalischen Kreativität geht. Um konkreter
zu werden: Ich kann sogenannte musikalische Weiterentwicklungen von
Bands wie Paradise Lost oder Tiamat nur sehr schwer nachvollziehen,
gerade weil mich deren Frühwerke sehr beeindruckt haben. Und
diese Entwicklung ist leider charakteristisch für das
gegenwärtige Rockgeschäft. Es hört sich jetzt altklug
an, aber ich glaube, daß der Metal erwachsen geworden ist.
Neulich habe ich mir ein Slayer-Video von ihrer ersten Hell
awaits Tour (Combat) angesehen und das war wirklich
unglaublich welche Energie da rübergekommen ist. Alles war so
neu und frisch! Ha, ha, ich bin ein Nostalgiker, ich weiß!
Trotz allem ist Metal immer noch urwüchsig und unberechenbar
und ich werde ihn bis zum Ende meiner Tage lieben. Eigentlich ein
gutes Schlußwort, oder?