Vielleicht erinnern sich ja
einige von euch noch an mein Review des Debüts dieser Band aus
Norddeutschland. Mittlerweile ist man auch woanders auf die Band
aufmerksam geworden, Zeit also für ein Interview.
Euer Album ist ja schon eine
Weile auf dem Markt, die Reaktionen in den Medien kommen aber erst
sporadisch in Gang....
Das hat unterschiedlichste
Gründe. Zum einen kannte ich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
noch gar nicht alle relevanten Magazine und konnte sie somit auch
nicht bemustern. Zum anderen kommen Fanzines ja auch eher selten
raus und wenn man dann gerade zum Redaktionsschluß seine CD
einsendet, dann dauert es halt noch längere Zeit, bis
eineKritik erscheint. Die beiden letzten Kritiken (im Empire und im
RockHard) kamen erst jetzt weil unsere CD bei Michael Bäcker
wohl verloren gegangen war und weil Michael Rensen ziemlich viel um
die Ohren hat und guten Zuspruch braucht, damit was passiert. Das
hat dann sein Freund Axel Nolting von Radio Discovery, der auch ein
großer Sophistree-Fan ist, für mich erledigt. Und
Reaktionen aus dem Ausland brauchen dann ja noch mal um einiges
länger
Was ist wichtiger für euch,
ein Review im Rock Hard oder in einem Szene Magazin....
Ich denke, das ist keine Frage
der Wichtigkeit. Wir freuen uns über jede Reaktion auf unsere
CD. Interessanter ist dabei dann schon, wieviel Feedback wir
aufgrund dieser Kritiken bekommen, und da ist ein Szene-Magazin oft
mehr wert als eine Kritik in einer Mainstream-Postille mit hoher
Auflage. Der Szene-Mag-Leser liest aufmerksamer und ist
interessierter an neuen Bands als der Rock-Hard-Leser, der ja
meistens (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel!) nur seine
Stars abgefeiert haben möchte.
Haben auch Label auf euer Album
reagiert?
Wenige. Die wichtigen Prog-Label
(wie z.B. InsideOut, GEP) haben wir ja schon abgeklappert, bevor wir
die CD dann doch selbst veröffentlicht haben. Wir haben auch
einen Vertrag angeboten bekommen, der aber ziemlich schlecht war,
und die Firma hat dann, als wir unsere Konditionen in der
Verhandlung verbessern wollten, sofort einen Rückzieher
gemacht. Peter Wustmann war ebenfalls interessiert, wollte aber die
Platte nochmal bei sich aufnehmen. Das kam für uns aber nicht
in Frage, da die Aufnahmen (die ja auch teuer waren) genauso sein
sollten wie sie geworden sind.
Ihr seid musikalisch sehr schwer
einzuordnen, die gängigen Vergleiche funktionieren ja
offensichtlich nicht....
Ist das als Kompliment gemeint?
Ich denke, das liegt u.a. daran, daß wir uns über solche
Fragen keine Gedanken machen. Klar sagt der eine oder andere im
Probenraum schon mal: "Hey und in dem Part muß das dann
so Dave-Meros-mäßig klingen!" oder "Das muß
vom Feeling her in Richtung Jellyfish gehen!", aber wenn wir
dann alle zusammen spielen klingt es eben doch nur wie wir halt
klingen. Häufiger schon sind wir mit Everon verglichen
worden, was zwar auch nicht
hinhaut aber uns schon freut, da Everon eine echt gute Band sind!
Einen eigenständigen Sound zu haben sichert uns hoffentlich
auch einen festen Platz in der Prog-Rock-Szene.
Was die Produktion angeht, so
gibt es verglichen mit sogenannten "professionellen" Bands
keinerlei Abstriche zu machen....
Was den Preis für diese
Produktion angeht auch nicht! Aber ernsthaft: Das war auch eine
wichtige Sache für uns, die Scheibe so klingen und aussehen zu
lassen, daß sie neben den "Profi"-Produktionen im
Regal stehen kann ohne sich schämen zu müssen. Wir waren
bei Jens Lück im Art of Music-Studio (vielleicht kennt den noch
jemand als Kopf der Band Odyssee, später Bohemian Odyssee) der
selbst ein großer Prog-Rock-Fan ist und ein super Studio hat!
Er hat viel zu dem guten Sound beigetragen!! Und eine enger Freund
der Band, Alexander Beitz, hat die Covergestaltung gemacht und der
ist genau wie Jens ein absoluter Profi.
Ist es nicht schwierig Texte in
einer anderen als seiner Muttersprache zu schreiben? Würde zum
Beispiel ein Engländer merken, daß hier kein Engländer
zugange war?
Klar würde er das! Es ist
schon ein Unterschied, welchen Wortschatz man zur Verfügung hat
und ob das Wort, das man gerade nachgeschlagen hat auch wirklich so
und in dem Zusammenhang in dem man´s gerade braucht auch
benutzt wird. Wir geben uns natürlich Mühe und haben die
Texte der CD auch von diversen "Native-english-speakers"
überprüfen lassen und dann auch ein paar Sachen geändert.
Für den Text von "The seven seas" sind wir sogar
gelobt worden! Wenn man nicht gerade über Belanglosigkeiten und
Herz-Schmerz schreibt, ist es schon schwer einen guten Text zu
schreiben.
Habt ihr Kontakte zu anderen
Progbands?
Ein paar schon. Ich bin mit Lars
(unser Bassist) auf die CD-Release-Party von "Sylvan"
gegangen und dort haben wir zu den Jungs Kontakt aufgenommen. Wir
werden bestimmt mal zusammen auftreten! Außerdem haben wir mit
"Silent Lucidity" CD´s getauscht und wenn es sich
ergibt, werden wir auch mit denen mal was zusammen machen. Ebenfalls
progressiv und aus Hamburg sind "Drowning in Real" mit
denen wir schon zwei Auftritte gemacht haben. Nicht zu vergessen
"Ricochet" zu denen wir jedoch kaum Kontakt haben. Wir
freuen uns aber über jede Kapelle, die Kontakt zu uns aufnehmen
will! Schreibt uns eine mail! sophistree@bandnet.de
Seid ihr mit der Einordnung in
die ProgSzene zufrieden, dadurch wird ja von vornherein die Zahl der
Interessenten drastisch minimiert....
Besser wenig als gar keine
Interessenten! Wohin sollte man uns sonst einordnen? Für Pop
sind die Nummern zu lang und zu frickelig. Mag sein, daß wir
für manchen Die-Hard-Proggie zu wenig frickeln oder der Sound
zu poppig
ist, aber ich finde schon, daß
wir hierher gehören.
Wie oft schafft ihr es
Live-Auftritte zu organisieren, und was muß eine Progband ohne
Label-Unterstützung alles anstellen, um überhaupt live zu
spielen?
Wir spielen schon recht selten.
Das liegt natürlich auch daran, daß der Publikumsandrang
nicht soo groß ist. Und der wird ja auch nicht besser, wenn
man alle paar Wochen live spielt. In Hamburg lohnt es sich nicht,
öfter als 1-2 mal pro Jahr zu spielen. Und lange Reisen in
andere Orte oder wohlmöglich eine Tour kosten Geld und bedürfen
aufwendiger Planung. Ich habe mal angefangen, so eine Tour zu planen
und festgestellt, daß auch der Zeitfaktor eine wichtige Rolle
spielt. Es darf nicht zu kurzfristig sein, aber länger als ein
Jahr im voraus planen die wenigsten Clubs. Dann müssen alle
Bandmitglieder zusammen frei haben und die Knete haben, um so einen
"Urlaub" machen zu können. Obwohl mein erster
Tour-Versuch in die Hose gegangen ist, werden wir es dennoch weiter
versuchen auch mal im Süden Deutschlands Auftritte zu machen.
Welche Songs neben euren eigenen
gehören noch zu eurem Repertoire?
Wir haben schon öfter mal
darüber gesprochen, Coverversionen zu spielen, konnten uns aber
nie einig werden. Außerdem geht die Arbeit an eigenem Material
vor, und da hatten wir bisher immer gut zu tun. Wenn man covert,
dann muß man auch gut überlegen, was man spielt. Wenn ich
"The only thing she needs" von UK nachspiele, was ich gern
mal machen würde, dann kennt das kaum einer und identifiziert
es also auch nicht als Fremd-Stück. Wenn ich dann eine
Coverversion einer Beatles-Nummer spiele, müßte sie erst
"sophistrisiert" werden, damit sie auch zu uns passt und
das ist dann wieder genausoviel Arbeit, wie bei einem eigenen Stück.
Aber wer weiß, vielleicht klappt´s ja doch noch mal.
Aber was wir dann spielen, weiß ich jetzt noch nicht.
Arbeitet ihr bereits an neuen
Songs?
Ja, wir schreiben fleissig für
die nächste Produktion. Wir werden sicherlich vorspielreife
Versionen davon auf unsere homepage zu Anhören packen.
Gibt es stilistische Änderungen?
Nicht bewußt. Klar
verändern sich Vorlieben im Laufe der Zeit, aber wir bleiben
uns schon treu. Da wir bei unserer ersten Produktion noch nicht
alles ausprobieren konnten, was wir so machen wollen, wird es beim
nächsten Mal schon anders klingen. Ich hoffe jedoch, daß
diese Erweiterungen auch für den Zuhörer eine Bereicherung
sein werden und unsere Musik verbessern aber nicht grundlegend
verändern werden.
Gibt es sonst Neuigkeiten?
Seit März '99 sind wir nur
noch ein Trio, bestehend aus Frank, Lars und mir. Wir sind jedoch
zuversichtlich, bald einen adäquaten Ersatz für Jan zu
finden, um mit den Vorbereitungen für unsere nächste CD zu
beginnen. Die möchten wir gern im nächsten Jahr
veröffentlichen.