Nachdem die dänische
Band mit ihrem amerikanischen Frontmann D.C.Cooper schon Star-Status
haben, schicken sie sich nun an, den europäischen Markt zu
erobern. Vor dem Konzert in Nürnberg im Oktober vergangenen
Jahres unterhielt ich mich mit Andre Andersen.
Was hat das denn nun mit dem
Bandnamen auf sich? Seid ihr spezielle Freunde des Königshauses
oder habt ihr eine spezielle Leidenschaft für die Jagd?
Nein, nein. Als Freunde der
königlichen Familie kann man uns nun wirklich nicht bezeichnen.
Allerdings haben wir ihr zu einem unserer Konzerte einmal eine
Einladung geschickt. Ich glaube, daß muß so vier Jahre
her sein. Einer der Prinzen kam auch tatsächlich. Aber was das
Jagen betrifft, da hat nun keiner von uns etwas mit am Hut, ganz
bestimmt nicht.
Und wie war das nun mit dem
Prinzen, hat es ihm gefallen?
Wahrscheinlich. Ich habe nicht
mit ihm gesprochen. Ich habe ihn nur gesehen, aber es sah schon so
aus, als hätte es ihm gefallen.
Bei der aktuellen CD handelt es
sich ja um ein Konzeptalbum, in dem Jesus eine besondere Rolle
spielt.
Jesus starb vor zweitausend
Jahren. Er starb für unsere Sünden und wollte die Welt
dadurch besser machen. Das Paradoxe daran nun ist, zweitausend Jahre
später hat sich praktisch nichts geändert. Was wir
hervorheben wollen ist, daß die Dinge, die wir tun, nicht
abhängig sind von einem Gott. Wir tun was wir tun - Gott machen
wir lediglich für diese Dinge verantwortlich. Wir machen irgend
etwas falsches und verkünden, das geschieht in Gottes Namen. In
den letzten zweitausend Jahren sind so viele furchtbare Dinge
geschehen.
Das heißt, zweitausend
Jahre sind vergangen, aber die Menschheit hat nichts dazugelernt?
Wir haben noch nie aus der
Geschichte gelernt, das ist eines unsere größten
Probleme. Wir wissen ganz genau, ob eine Sache nun gut oder schlecht
ist, aber wir machen es trotzdem. Jeder auf diesem Planeten weiß,
was Drogen anrichten können. Trotzdem nimmt man sie. Wie
bewegen uns im Kreis. Wir machen die gleichen Fehler und schieben
die Verantwortung auf Gott, auf das Schicksal, worauf auch immer.
Bist du religiös?
Nein, ich glaube nicht an Gott.
Und ich denke, keiner glaubt wirklich an Gott als eine Person.
Wahrscheinlich glaubt jeder an irgend etwas, das unterscheidet sich
von Mensch zu Mensch. Ich kann Gott nicht als Person darstellen,
wahrscheinlich ist es etwas in unseren Gedanken, in unseren Seelen.
Wir tendieren dazu, besonders in kritischen Situationen nach Hilfe
zu suchen.
Gerade in Skandinavien gibt es
ja viele Black/Death-Metalbands, die sich vorzugsweise in einem
Christenhasser-Image präsentieren. Wie stehst du zu solchen
Statements?
Das ist genau der Punkt -
Statements auf der einen Seite, Musik auf der anderen. Ich kümmere
mich nicht allzusehr um diese Musik, ich kann also nicht sagen gut
oder schlecht, dazu kenne ich sie einfach zu wenig. Und was diese
Sprüche angeht, ich halte sie für ziemlich idiotisch. Ich
hasse das, ich hasse jenes. Vergiß es einfach und versuche
dein Leben zu leben. Darum gib es ja auch so viele politische
Probleme. Immer sagen irgendwelche Leute, das ist besser als das. Es
ist lächerlich. Ich meine, kümmere ich mich darum, ob du
an Gott oder Buddah oder an sonst was glaubst? Wir sitzen hier, und
führen gleichberechtigt ein Gespräch über ein
bestimmtes Thema, was stört es da, wer an was glaubt?
Auf Paradox gibt es eine Menge
Bonus-Tracks, in dieser Menge eine etwas unübliche
Vorgehensweise, zumal ja die meisten dieser Songs lediglich
Radio-Edits sind, und somit auf der CD doppelt vertreten sind.
Das ist auch lächerlich.
Keinem in der Band gefällt das wirklich. Paradox endet mit dem
letzten Song, Schluß und vorbei. Dann kam unsere europäische
Plattenfirma und sagte, so diese Platte wird in einigen Ländern
veröffentlicht, wo es bisher keine Veröffentlichungen von
uns gab. Mit einem solchen Album kriegen wir dort aber nie Airplay.
Okay, ist ja zu verstehen. Also kürzten wir ein paar Songs und
machten sozusagen ein Radio-Edit daraus. Ich verstehe, daß
DJs Schwierigkeiten mit einem Neun-Minuten-Song haben. Was ich
aber nicht verstehe, warum hat man nicht eine Single oder eine EP
speziell für Radiosender gemacht. Ich denke, man kann damit das
ganze Album zerstören. Du hörst das Album, läßt
das Gefühl langsam abklingen - und dann hörst du die
selben Songs noch mal, bloß kürzer. Ich halte das einfach
für ziemlich dämlich, aber es war nicht unsere
Entscheidung.
Warum seid ihr eigentlich
besonders in Japan so erfolgreich?
Ich glaube, es ist gar nicht so
etwas besonderes. Nun, unsere Plattenkarriere begann in Japan, die
ersten beiden Alben sind in Japan erschienen. Man ist dort also
faktisch dem Rest der Welt zwei Alben voraus, man kennt uns einfach
besser. Wir konnten dort bereits eine große Fangemeinde
aufbauen. Aber generell sind die Fans solcher Musik besonders in
Japan absolut uninteressiert irgendwelchen Trends gegenüber.
Ich sah dort Leute immer noch in Manowar-T-Shirts rumlaufen. In
Europa würde man sagen, mein Gott, das ist doch uralt. Das ist
nicht mehr in. In Japan kümmert man sich darum überhaupt
nicht. Man ist da sehr loyal dieser Musik gegenüber. Aber seit
dem letzten Jahr sind wir auch in Europa recht erfolgreich. Wir sind
mittlerweile auch hier recht populär, die Verkaufszahlen der
Platten sind OK und das ist nun unsere erste Headliner-Tour. Die
Klubs sind ziemlich klein, aber das ist OK. Der Erfolg in Japan gab
uns ökonomische Unabhängigkeit. Jetzt haben wir die
Möglichkeit nach Europa und auch in die Staaten zu gehen.
Paradox bekam in
einem großen japanischen Musikmagazin ja die höchste
Punktwertung aller Zeiten.
Es gibt so viele Alben, die in
Magazinen verrissen werden, und sich millionenfach verkaufen. Ein
Kritiker ist auch nur jemand, der eine Platte hört und dann
sagt, sie gefällt mir oder sie gefällt mir nicht. Wenn er
konstruktive Kritik anbringt, dann ist das in Ordnung. Ich meine,
ich kann auch ein Kritiker sein. Ich höre eine Platte, sage gut
oder schlecht, aus den oder den Gründen, bla bla bla...
Am Ende sind es immer die Fans,
die entscheiden. Wenn die Fans sagen, das Album war gut, dann war es
auch gut. Vielleicht lag diese hohe Punktwertung auch daran, daß
heute nicht mehr allzuviel von dieser Musik veröffentlicht
wird. Viele Bands, auch Dream Theater oder Queensryche, spielen
heute einen eher grungy Sound, einen typisch amerikanischen Sound,
sehr radiokompatibel. Wir würden so etwas niemals tun,
vielleicht ist es das, was die Japaner so beeindruckte.
Eure ersten Platten sind ja
bisher in Europa gar nicht erschienen. Wie kam es eigentlich zu der
Zusammenarbeit mit japanischen Labels?
In unserer Heimat sieht es
ähnlich aus wie hier. Wir haben uns niemals auf Dänemark
konzentriert. Unser erstes Album entstand als Eigenproduktion. Wir
veröffentlichten es auf unserem eigenen Label und organisierten
den Vertrieb in Skandinavien. Und über einige Vertriebe
gelangten ein paar dieser Alben nach Japan. Und ohne das wir etwas
davon bemerkten, waren wir plötzlich in den dortigen Top Ten
und solchen Sachen. Und dann begannen die Plattenfirmen uns mit
Plattenverträgen zu bombardieren.
Mittlerweile seid ihr ja auch in
Europa keine Unbekannten mehr. Da bietet es sich ja an, die ersten
beiden Alben endlich auch hier zu veröffentlichen!
Wir haben mit der Plattenfirma
darüber gesprochen. Mein Vorschlag war, die beiden ersten Alben
auf einer CD zu veröffentlichen zum Preis von einer CD. Ich
meine, wir sprechen hier nicht von riesigen Verkaufszahlen. Es ist
mehr eine Sache für Fans, die wissen möchten, was wir
früher gemacht haben. Wir haben das Thema wirklich schon
mehrfach zur Sprache gebracht und hoffen natürlich, daß
nun auch etwas passiert.
Wenige Monate vor dieser Tour
wart ihr ja bereits mit Saxon unterwegs. Nun liegen Saxon und Royal
Hunt musikalisch ja nicht unbedingt auf einer Wellenlänge.
Ich glaube, es war richtig, die
Tour mit SAXON zu machen. Es war keine Tour, um Paradox
zu promoten, aber wir hatten ja zuvor noch das Live-Album
veröffentlicht. Das Jahr zuvor tourten wir mit Gotthard, waren
dann aber hier nicht mehr present. Also machten wir die Tour mit
SAXON um den Leuten zu sagen, he, uns gibt es auch noch. Jetzt folgt
die Headliner-Tour, und auch die nächsten Monate bis zum Sommer
98 werden wir uns voll auf die Liveauftritte konzentrieren. Die
einzige Veröffentlichung, die es bis dahin geben wird, ist ein
Live - Video von Paradox, das wir bei einem Auftritt in
Japan gemacht haben.
Es gab bei euch einen Wechsel an
den Drums, kannst du dazu etwas sagen?
Unser alter Drummer hatte
Probleme mit seinen Ohren. Bevor wir mit den Aufnahmen zu Paradox
begannen, wurde es immer schlimmer. Wir haben eine Weile gewartet,
aber so ging es dann nicht mehr weiter. Seine Situation war wirklich
sehr ernst und wir wollten es nicht noch schlimmer machen. So haben
wir uns getrennt. Für das erste Jahr betrachten wir den neuen -
Allan Sorensen - als Gastmusiker, aber dann, wenn alle zufrieden
sind, wird er ein reguläres Bandmitglied werden.
Ihr werdet auf dieser Tour von
House of Shakira supported, wie ist das Verhältnis
zu ihnen?
Vor der Tour gab es überhaupt
keine Kontakte zu House of Shakira. Die Idee kam
hauptsächlich von unserem Promoter. Sie haben uns dann ihr
Album geschickt und es gefiel uns und also haben wir es dann
gemacht. Sie sind alle prima Typen. Die Show heute Abend ist die
letzte mit House of Shakira, und wir haben uns ein paar
Überraschungen einfallen lassen.