progressive Interview , progressive band talk

No Name: Durchs Sternentor in den Prog-Himmel?

DURP - eZine from the progressive ocean

Interview

Mit ”The Other Side” haben No Name erneut bewiesen, daß sie alles andere als No Name – Prog abliefern.

Der zentrale Song des Albums ist ja "Tan`Ibhan". Ziemlich eindeutig am Stargate - Film orientiert. Was hat Euch gerade an dem Thema interessiert?

Patrick: Die Idee etwas im Science Fiction Stil - eine Handlung auf einem fremden Planeten - zu machen besteht schon länger. Als ich dann den Film "Stargate" gesehen habe war klar, dass dies das optimale Thema zu einem längeren Stück war.
Ich bin dann zu unserem Keyboarder Alex hin und habe ihn gefragt ob er nicht etwas längeres, mit eventuellem. Soundtrack-Charakter, in der Mache habe. Er hat daraufhin ein 25 Minuten Demo mit dem Arbeitstitel "Planet" geschrieben und produziert, woraus die 4 Musiker dann "Tan 'Ibhan" gemacht haben.

Der Film selbst wird aber nirgends erwähnt - aus rechtlichen Gründen?

Patrick: Nein! Auf "The Secret Garden" haben wir "Orient Express" und "A Tale of Mr. Fogg" erwähnt, ohne dass dies irgendwelche Konsequenzen nach sich gezogen hat.
Das Stargate Thema ist an sich nur der Aufhänger. Danach entwickelt sich die Story doch in eine persönlichere Richtung. Die Texte behandeln alle ein mehr oder weniger persönliches Anliegen. Es sieht natürlich leider ein bisschen nach Kommerz aus, gerade, weil jetzt die Serie anglaufen ist. Allerdings wusste das damals, und auch zum Zeitpunkt der Aufnahmen, noch keiner von uns. Sorry!

Die einzelnen Parts dieses Songs erzählen ja ziemlich genau Sequenzen aus dem Film nach - aber auf die zahlreichen Action-Szenen verzichtet ihr.

Patrick: Der Plot des Films hat mich selbst innerlich berührt. Allerdings nicht in der Hollywood Manier. Es ist mir eher darauf angekommen, meine ganz persönliche Version darzustellen, also das, was mich so berührt hat: Ich kommen auf einen einsamen Planeten und fühle mich verlassen. Dann lernen ich jemanden kennen. Irgendwann bleibt man dann immer ein Stück da, oder lässt ein Stück hängen. Der einzige Teil der an Action erinnern könnte ist "Ra". Da habe ich mir ganz bewusst gesagt: da können die Jungs reinhauen. Ich werde da keinen Ton dazu singen.

Wenn man "The Ruler" hört, in dem ihr ja Ra's Background erklärt, klingt das musikalisch eher nach Verständnis als Verurteilung?

Patrick: Da muß ich Dir Recht geben. Das kommt wahrscheinlich kommt das daher, dass die Musik vor den Texten fertig war. Ich bin jedenfalls positiv erstaunt, dass hier so viele Fragen über Texte gestellt werden. Meistens ist dies nicht der Fall. Danke !

Die einzige düster-dramatischen Passage auf dem ganzen Album ist "Ra" - lassen sich die "lichten" Momente für euch musikalisch einfacher umsetzen?

Yves: An sich nicht! Wir wollten allerdings diesmal viel Wert auf Melodien legen. Das hat dann dazu geführt, dass das ganze nicht allzu schräg wurde. Ich für meine Teil, habe das Thema des Kriegs (am Schluss von Sha 'Uri) aufgegriffen, um darauf das schräge "Ra" folgen zu lassen. Das war für mich sofort klar.

Gilles: Dazu muss gesagt werden, dass hier eine der seltenen Stellen waren, wo aufgrund des Textes die Musik teilweise neu arrangiert wurde. Gerade deshalb macht dieser Teil live um so mehr Spaß.

Habt ihr eigentlich mal daran gedacht, das ganze Album mit dem Stargate - Thema zu füllen?

Patrick: Es war nie geplant ein Konzeptalbum zu diesem Thema zu schreiben. An sich war klar, dass es einen Longtrack – also länger als fünfundzwanzig Minuten - geben sollte, und mehrere kürzere Songs. "Tan 'Ibhan" ist dann eben noch zehn Minuten länger geworden.

Gilles: Es kam auch überhaupt nicht in Frage, die kürzeren Songs mit einzubauen. Der Longtrack ist in einem Stück geschrieben worden, und alles andere wäre in Gebastele ausgeartet.

Könnt ihr etwas zu den anderen Songs sagen?

Patrick: Die 5 kürzeren Stücke sind mir inhaltlich genauso, wenn nicht noch wichtiger. Die beinhalten auch ein Konzept. An sich kann ich es ja jetzt sagen: Sie sind sehr persönlich: Es geht um eine Beziehung die sich zwei Jahre hingeschleppt hat und doch keine war, aber doch eine hätte werden können.

Beinhaltet die CD denn autobiographische Elemente?

Patrick: Teilweise schon. Das sind meine Momente, meine Gefühle, Trauer, Wut¼ Ich lasse das da alles raus. Ich war noch nie so offen in meinen Texten. Auch wenn die Texte vielleicht kompliziert klingen, wissen doch die Leute die mich kennen und um die es geht, wovon ich rede.

Ist das eine Abrechnung?

Patrick: Nein, absolut nicht. Es geht ja hier nicht um Wut. Es ist meine Art dies zu verarbeiten und abzuschließen.

Das Album kam ja doch später als geplant - warum?

Gilles: Ja, an sich hat das Album das Studio am 12. September 1998 verlassen und war an sich fertig gedruckt zu werden. Da gab es eine Reihe Missverständnisse bezüglich Deadlines für Booklet usw. zwischen No Name, Angular und SPV. An sich können wir da keinem die Schuld geben.

Hat sich die Arbeit mit einem Label und jetzt ja auch großen Vertrieb positiv auf euch ausgewirkt?

Gilles: Wir haben ja schon mit "The Secret Garden" mit Angular Records und Musea zusammengearbeitet, und das hat gut geklappt - 3000 Exemplare in 4 Jahren.
Jetzt bei "The Other Side" mit Angular und SPV sind innerhalb von einem Monat 2000 Exemplare verkauft. Da kann man sich nicht beklagen.

"The Other Side" ist eigentlich genau so geworden, wie es zu erwarten war. Ist das jetzt ein Vor - oder Nachteil?

Patrick: Das ist schon ein Vorteil, wenn die Leute wenn sie das bekommen was sie erwarten.

Gilles: An sich haben wir den Leuten schon 1997 Auszüge aus dem Album live präsentiert, so dass die Leute wussten was auf sie zukommt. Jeder muss das für sich selbst entscheiden, ob er zufrieden oder enttäuscht ist. Das Album ist zu einer Zeit entstanden, in der No Name einige personelle Umbesetzungen) durchzustehen hatte. Insgesamt waren drei Gitarristen teilweise an den Arrangements beteiligt Wir haben also nicht unbedingt unser Potential hundertprozentig ausnutzen können. Das soll aber nicht heißen, dass wir mit dem Album nicht zufrieden sind. Im Gegenteil!

Chris: An sich ist das Album genauso geworden, wie wir es uns vorgenommen hatten: Ausgeglichen und transparent arrangiert und gespielt.

Werdet ihr manchmal mit dem Vorwurf konfrontiert, eure Musik ist eigentlich zu seicht um wirklich anspruchsvoll zu sein?

Patrick: Ich bin eigentlich nicht der Meinung, dass unsere Musik seicht ist. Wer uns live gesehen hat weiß, dass da die Post abgeht und wir auf der Bühne härter zur Sache gehen als auf der CD. Das ganze Album kommt live daher auch eine ganze Ecke härter rüber.

Gilles: Es ist halt im Studio sehr schwierig bei einer solchen Musik mit Takt- und Rhythmuswechsel die Live-Atmosphäre einzufangen. Trotzdem sind wir sehr mit der Produktion zufrieden. Live sieht die Sache eben ganz anders aus, in puncto Energie, teilweise ausgebaute Arrangements, Sounds¼

Was sagt ihr zu der Werbekampagne mit dem - zugegeben - nett anzuschauenden, aber ziemlich spärlich bekleideten Mädchen? (Stimmt es, wer euer gesamtes Merchandising-Repertoire kauft, kriegt die Telefonnummer?)

Patrick: Das ist eine Frage für Angular Records. Damit haben wir nichts zu tun.

Gilles: An wen muss man sich wenden um die Nummer zu bekommen?

Ihr habt das neue Album ja auch schon live vorgestellt, wie waren die Reaktionen?

Patrick: Wir haben die CD bis jetzt zwei mal live gespielt. Allerdings waren das zweu Konzerte, auf denen wir unser zehnjähriges Bestehen gefeiert haben und Songs aus jeder Epoche gespielt haben. Die neuen Songs kamen sehr gut an und der Applaus war effektiv am stärksten für "Tan Ibhan" .

Gilles: Die Ansage, dass nun ein 35 Minuten Stück kommt, löst gemischte Reaktionen aus. Die Hardcore Progfans reiben sich die Hände, die anderen greifen sich fassungslos an den Kopf. Nach den 35 Minuten, beziehungsweise 32 Minuten - live geht es schon mal flotter - sind die Reaktionen aber durchwegs positiv. Für uns ist es aber relativ schwierig, objektiv darüber zu urteilen. Ich kann mir jetzt jedenfalls ansatzweise vorstellen, wie fertig sich IQ nach 100 Minuten "Subterranea" fühlen müssen, was die Konzentration angeht.
Irgendwelche famous last words von euch?

Patrick: Wir müssen auf die Festival-Saison warten wo wir in Luxemburg einige wichtige Open Airs spielen werden.
Gilles: Ausserdem werden wir Pfingsten wahscheinlich eine Mini Tour durch Deutschland, Belgien Frankreich und Niederlande machen. Bei Interesse einfach bei Angular Records melden!!
Abwarten und Bier trinken!




© Renald Mienert
DURP - eZine from the progressive ocean
http://durp.cf2.de/