Den Großen läuft
man hinterher, die Kleinen läßt man links liegen. Fast
wäre dies auch dem Empire passiert. Aber zum Glück fiel
unserem Mitarbeiter Renald Mienert noch rechtzeitig ein, daß
dieser langhaarige, Kisten schleppende Typ aus der Arena-Road-Crew
doch eigentlich nur der Keyboarder von Moria Falls sein konnte. So
saß es drei Tage nach dem Konzert in Stuttgart (diesmal in
Leipzig) erneut in dem Tournee-Bus, diesmal allerdings einem gerade
aus dem Bett geholten Dave White gegenüber.
Wie entstand eigentlich
die Idee eine eigene Band zu gründen?
Polly - das ist der
Spitzname von Patrick, unserem Bassisten - und ich spielten schon
zusammen in einigen anderen Bands. Wir trafen Richard bei einem
Jadis - Gig und danach nahm er uns zu ein paar Freunden mit - Miff
und Glenn. Wir spielten ein wenig Gitarre und sangen. Ich glaube,
das war der Anfang.
Wie kamen die
Bandmitglieder eigentlich zur Musik?
Meine ganze Familie
ist sehr musikalisch. Meine Mutter ist Klavierlehrerin und meine
Schwester hat auch mit Musik zu tun. So ist es nicht verwunderlich,
daß ich bereits sehr früh anfing, Musik zu machen. Ich
glaube, Pollys Eltern sind auch Musiker. Was mit den anderen ist,
weiß ich eigentlich gar nicht so genau. Ich denke aber, sie
waren auch alle so um die fünf, sechs Jahre, als sie mit der
Musik anfingen. Miff und Glenn spielten dann auch schon vor Moria
Falls in anderen Bands, aber ich kann dir jetzt beim besten Willen
nicht sagen, wie die hießen.
Wie sieht es eigentlich
für Euch mit Live-Auftritten auf? Oder ist Moria Falls eine
reine Studio-Band?
Nein! Wir haben schon
ein paar Mal live gespielt, allerdings nur in England - im Rothering
Rocks, im Society, im Marquee als auch Pendragon dort spielte. Wir
würden auch gerne nach Europa auf Tour gehen und natürlich
versuchen wir, so oft zu spielen wie es geht.
Woher stammt eigentlich
der Bandname? Was bedeutet Moria Falls?
Moria Falls ist ein
Begriff aus J.R.R. Tolkiens Herr der Ringe.
Der Herr der
Ringe? Das ist mir ja nun schon fast peinlich, als Fantasy-Fan
hätte ich das natürlich wissen müssen. Allerdings ist
es schon ein paar Jährchen her, daß ich das Buch gelesen
habe. Aber mit Fantasy haben Eure Texte nichts zu tun...
Nein, nicht direkt. In
unseren Texte geht es um Träume, um das Leben und den Tod
allgemein. Tolkien stand nur für den Bandnamen Pate, nicht für
die Textinhalte.
Wir bleiben mal bei der
Literartur. Als ich den Titel des Albums las, dachte ich spontan an
den gleichnamigen Kriminalroman von Raymond Chandler. Aber auch das
ist sicher nur Zufall...
Ja, absolut. Ich kenne
das Buch nicht, habe den Film aber gesehen. Mit dem Album hat es
aber nichts zu tun.
Über Euer Album wird
häufig gesagt, daß große Ähnlichkeiten zu
anderen Bands bestehen , z.B. IQ oder Pendragon. Ich habe damit
keine Probleme. Wie siehst du das?
Nun, wir haben
natürlich eng mit Clive Nolan zusammengearbeitet, besonders was
die Studioarbeit betraf. Ich denke, da ist es ganz normal, daß
Ähnlichkeiten zu anderen Bands bestehen, mit denen Clive
ebenfalls arbeitet - Bands wie Shadowland oder auch Arena. Und wenn
mir jemand sagt, daß Moria Falls an manchen Stellen klingt wie
IQ... Nun, du muß wissen, daß IQ meine Lieblingsband
ist. Ein solcher Vergleich ist für mich ein sehr großes
Lob, keine Kritik.
Und wird sich das in
Zukunft ändern? Werdet Ihr mehr versuchen einen eigenen Stil zu
entwickeln?
Ja natürlich.
Vielleicht gelingt uns das ja schon mit dem nächsten Album. Die
Titel sind soweit schon fertig und im Februar werden wir ins Studio
gehen.
Ich habe mich
eigentlich gewundert, daß Euer Debüt nicht bei Verglas
erschien...
Nun gut, wir haben es eben
alleine gemacht. Die Sache ist einfach die, daß die Arbeiten
für unser Album bereits liefen, bevor Verglas existierte. Also
haben wir unser eigenes Label gegründet. Es gehört mir,
Miff und Richard. Bisher sind auf diesem auch keine anderen Bands
veröffentlicht worden. Vielleicht später...
Wie sieht es eigentlich
mit einem offiziellen Vertrieb aus. In Deutschland seid ihr ja nur
über Mail-Order erhältlich...
Es gibt einen Vertrieb
in Frankreich, Spanien und Japan. In Deutschland leider noch nicht.
Wir haben zwar auch hier Pläne für die Zukunft, aber im
Augenblick läuft es noch nicht.
Du bist Clives
Keybord-Roadie. Was hast du da eigentlich alles zu machen?
Nun, mein Job hier
betrifft das Auf - und Abstellen der Instrumente, das Checken des
Equipments vor den Konzerten. Mit Kunst hast das ganze nicht viel zu
tun. Es ist mehr ein tragender Job als ein
musizierender.
Wie groß ist
eigentlich der Einfluß von Clives Musizierstil auf dich. Als
ich hörte, du bist sein Keyboardrodie, da dachte ich, der hat
bestimmt über Clives Schultern geschaut und sich gesagt, Mann,
das ist doch gar nicht so schwer, das kann ich auch...
O, Clive ist wirklich
gut, er ist einer der besten Keyboarder der Gegenwart. Ich versuche
schon, von ihm zu lernen, ohne allerdings seine Stil nur zu
kopieren. Aber ich glaube schon, daß man sagen kann, er ist so
eine Art Lehrer für mich.
Arbeitest du schon länger
für Clive?
Neben Arena habe ich
ihn mit Pendragon und Shadowland begleitet. Mit Shadowland wird es
dann auch eine Tournee im nächsten Jahr geben. Im Augenblick
läuft es wirklich so, daß immer, wenn Clive irgendwo auf
Tour ist, ich mit von der Partie bin.
Wie waren eigentlich die
Reaktionen auf Euer Debüt?
Es gab einige Reviews,
die meisten in England und die meisten waren auch ganz gut. Wir
haben auch aus Spanien etwas bekommen, hatten bisher aber noch nicht
die Zeit, es zu übersetzen. Auch in Deutschland gab es
interessante Reaktionen. Vor dem Konzert in Stuttgart haben wir zur
Einstimmung unsere CD abgespielt. Das muß vielen Leuten
gefallen haben, denn wir haben ungewöhnlich viel Exemplare
verkaufen können. Das hat mich schon etwas erstaunt, denn
schließlich waren die Leute ja gekommen, um Arena zu hören.
Du bist hier mit Arena
auf Tour. Sicher kommen recht häufig Leute und fragen nach Mick
und nach Clive - und keiner fragt nach dir. Ist das ein Problem für
dich?
Nein. Ich erwarte da
nicht zu viel. Es ist nun mal eine Arena - Tour und keine von Moria
Falls. Da ist es vollkommen natürlich, daß man sich in
erster Linie für sie interessiert und nicht für mich. Und
außerdem - du bist ja gekommen.