Da haben bestimmt einige
gedacht, jetzt ist der Kost völlig übergeschnappt. Erst
die Titten-Reklame, und jetzt noch das: Eine Thrash-Kapelle in den
heiligen Hallen des Prog. Aber während wir in diesem, unseren
Land seit nunmehr fast zehn Jahren mit nur bescheidenem Erfolg
versucht, zusammen wachsen zu lassen, was zusammen gehört,
schaffen Megace aus Norddeutschland das Kunststück, zusammen
wachsen zu lassen, was eigentlich nicht zusammen wachsen kann
Thrash - und Progressive Metal. Und man mags nicht
glauben es klappt hervorragend!
Seid ihr wirklich die
Kultband, als die man euch manchmal bezeichnet?
Mela: Es gibt sicher Menschen, die
uns als solche bezeichnen. Ich persönlich liebäugele nicht
so gern mit diesem Wort, da ich es ziemlich qualitätsbeladen
finde. Sieht man mal davon ab und betrachtet man die Dauer unser
Existenz immerhin schon elf 11 Jahre - , unsere
kontinuierlichen Veröffentlichungen - soweit man Demos als
solche bezeichnet - und ganz herausragend unsere Präsenz auf
Samplern, dann könnte man von sowas wie Kult sprechen.
Zumindest seid ihr
außergewöhnlich. Die Verbindung von Thrash und
Progressive scheint ja eigentlich gar nicht möglich,
sonderbarerweise funktioniert sie bei euch....
Mela: Finden wir auch. Allerdings
ist das gerade die Komponente, die uns so schwer verdaulich macht.
Wir mögen das.
Düwel: Außerdem
denken wir eigentlich nicht viel darüber nach, was das gerade
für ein Musikstil ist, den wir da kreieren. Wir machen einfach
das was aus uns heraussprudelt.
Trotzdem sitzt ihr natürlich
ziemlich konsequent zwischen den Stühlen. O.K. - gute Kunst
kommt nur zustande, wenn sie das ist, was der Künstler auch
wirklich will. Aber, wenn sich keiner dafür interessiert....
Mela: Das ist das Problem derer,
die sich nicht interessieren. Schön ist zweifelsohne, wenn man
ein Publikum hat, das zuhört. Ich denke aber, das hat man
immer. Die Frage ist nur, ob man den Anspruch hat, das Ganze
massentauglich zu machen. Den haben wir NICHT. Etwas ausdrücken,
das man fühlt - das ist das Zentrum. Und dann macht es Spaß,
ergo es macht Sinn.
Trotz der hätte
progressiven Elemente, hätte ich euch eher bei einem Label wie
Massacre, Nuclear Blast oder auch Noise erwartet....
Mela: Die haben sich an der
Schwerverdaulichkeit verschluckt.
Wie seid ihr denn überhaupt
an Angular geraten? Und als klar war, daß Angular es
machenwürde, habt ihr dann einfach nur gesagt, immer noch
besser als gar nichts?
Mela: Stefan hat ein Ohr für
Frickelbands und er hat Spaß daran. Das hat uns überzeugt.
Wir werden als Musiker gemessen und nicht als Produkt.
Ich kenne euer Debüt
nicht. Wie würdet ihr die Unterschiede zwischen den Alben
beschreiben?
Düwel: Ich denke die Songs
an sich stehen mehr im Vordergrund, es kommt alles etwas kompakter
rüber. Ausserdem würde ich "INNER WAR" als
wesentlich abwechslungsreicher sehen.
Kein Metal-Album ohne
Coversong. Wann macht ein Coversong für euch Sinn, wann nicht?
Mela: Wenn er eine
Herausforderung ist und der Song an sich schon geil ist.
Düwel: ...und wenn alle
Bock drauf haben.
Auch wenn ihr zumindest im
Augenblick lediglich Insider-Status habt, Kontakte zu Szene-Größen
aus dem Metal-Bereich bestehen ja schon. Immerhin liest man im
Booklet Namen wie Dirk Schlächter oder Charlie Bauerfeind.
Mela: Das sind für uns die
Jungs von Nebenan, schließlich haben wir unseren Proberaum
direkt neben den Hansen Studios. Die schnorren uns immer an
Habt Ihr noch ne Flasche Wein und so. Dafür fragen
wir dann : Habt ihr noch mal n´Mischpult für 3
Monate oder n´paar Mikros?.
Mußte euer Album
wirklich ein paar Jahre reifen, oder wurdet ihr einfach nicht
fertig?
Mela: Wir haben uns nach der letzten
Platte erst einmal sortieren müssen und unsere Songs auch. Das
hat was mit Zeit zu tun und hinterfragen und neu anfangen.
Düwel: Außerdem sind
immerhin zwei "neue" Mitglieder dabei. Wir haben uns halt
auch die Zeit gegeben, als Einheit zusammen zu wachsen. Als ich vor
fast fünf Jahren als Letzter dazu kam, haben wir zuerst mal
Live gespielt. Außerdem waren wir auch aufnahmetechnisch nicht
untätig, wir haben in der Zwischenzeit viele Demoaufnahmen
gemacht, die wir allerdings nie veröffentlicht haben.
Eine Frage an speziell an
Mela: Wie kommt denn eine Frau zu dem Job als Sängerin in einer
Band wie Megace?
Mela: Eigentlich genauso wie ein
Mann, man singt vor. Falls Du meinst, wie ich als Frau dazu komme,
in so einer komischen Band zu singen, dann kann ich nur sagen, ich
hatte einfach Bock rumzurotzen und das wars am Anfang ja auch.
Macht einfach Spaß.
Zum Teil arbeitet ihr mit
deutschen Texten, warum?
Mela: Der erste Song wurde aus
der Not heraus geboren, mir fiel einfach kein passender Text auf
Englisch dazu ein. Außerdem bot sich ein punkiger Gesang für
den Song an und da finde ich deutsch sehr passend, weil deutsche
eine extrem harte Sprache ist. Uns gefiel das, also wiederholten wir
es.
Wie könnt ihr euch eine
stilistische Weiterentwicklung vorstellen?
Mela: Unsere neuesten Songs sind
etwas atmosphärischer und düsterer, das ist aber keine
Ankündigung, daß sie nächste Platte so klingt!
Düwel: Auf jedem Fall sind
wir schon wieder ziemlich fleißig am Songs schreiben. Wir
haben gerade eine ziemlich kreative Ader.
Betrachtet ihr Megace als
eine Art Hobby neben einem "normalen" Job oder träumt
ihr noch von der großen Karriere?
Mela: Ehrlich gesagt, denkt da
keiner drüber nach. Wir wollen mit der Musik , die aus uns
heraus kommt und die uns zufriedener aus dem Proberaum rauskommen
läßt als man hineingegangen ist, so viel wie es geht
anstellen. Das heißt: aufnehmen, drüber reden mit der
Schreiberzunft, Live spielen, proben und so weiter. Wir sind nicht
verkrampft, was man meistens ist, wenn man mit seinem Job
unglücklich ist und hofft, daß einem die Musik die
Gelegenheit bietet, da rauszukommen. Ich denke, die meisten von uns
sehen in ihrem Beruf mehr als nur das Brötchen verdienen, so
daß solche Träume keinen Boden haben.
Kennt ihr eigentlich die
Prog-Szene?
Düwel: Wir alle hören
eigentlich ziemlich unterschiedlich Musik. Es gibt dann halt ein
paar gemeinschaftliche Lieblinge: Voivod unde Watchtower zum
Beispiel. Aber man könnte sagen von Jazz, Punk über Techno
bis hin zum Metal ist eigentlich alles vertreten, wir denken
eigentlich auch nicht so sehr in Schubladen, sondern hören uns
einfach nur an was uns gefällt.
Wie sehen eure nächsten
Aktivitäten aus?
Düwel: Im Moment sind wir
wie gesagt fleißig am Songs schreiben, das nächste Album
soll ja schließlich nicht wieder in 10 Jahren herauskommen.
Außerdem ist es immer ungünstig im sogenannten
"Sommerloch" zu touren oder Live zu spielen. Wir wollen im
Spätsommer mal schaun was sich so ergibt. Wir sind halt alle
auch beruflich sehr eingespannt, das muß erstmal koordiniert
werden.