progressive Interview , progressive band talk Like Wendy: Schöne Songs und kleine Tricks |
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Interview |
Eigentlich wäre ein Interview mit Bert Heinen ja schon nach dem ersten Album „The Storm Inside" fällig gewesen, das ja immerhin „CD des Monats" im Empire war. Der eigenständigere Zweitling „Rainchild" hat es zwar nicht soweit gebracht (Kollege Bäcker hatte es zu der Zeit wohl nicht mehr so mit dem Kuscheln), trotzdem war es an der Zeit, dem Holländer ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
Für dein erstes Album hast du ja ziemlich viel Zeit gelassen. Immerhin entstanden die Stücke über einen Zeitraum von sieben Jahren...
Das erste Album besteht aus Titeln, die ich aus insgesamt etwa zwanzig Songs ausgewählt habe, die seit etwa 1991 entstanden sind. Ich hatte einfach nicht das Selbstvertrauen, früher zu einer Plattenfirma zu gehen, ich war zu unsicher. Erst 1997 wählte ich dann acht Songs aus und produzierte das erste Album. Aber ich habe das ganze Projekt zunächst völlig alleine durchgezogen und mich anschließend nach einem geeigneten Vertriebsweg umgeschaut. Ich wandte mich an Cdistributions, die wiederum gerade dabei waren, mit LaBraDor-Records ein eigenes Label auf die Beine zu stellen. Sie sprachen mich an und fragte, ob ich das ganze Album nicht dort veröffentlichen wollte. Ich war ziemlich überrascht.
Beim Nachfolger ging es dann ja wesentlich schneller. Oder hast du erneut auf älteres Material zurückgegriffen?
Bis auf zwei Ausnahmen enthält das zweite Album „Rainchild" nur neue Titel. Bei den Ausnahmen handelt es sich um „The River", den letzten Song und um Teile von „Space Of The Deep". Drei Monate nach „The Storm Inside" begann ich mit den Arbeiten zum zweiten Album, und ich habe insgesamt neuen Monate dafür gebraucht.
Das bedeutet dann ja wohl, daß uns unter Umständen eine Menge an guter Songs durch die Lappen gehen...
Viele dieser alten Songs haben nur die Qualität einer Demo. Ich müßte sie also alle wieder neu aufnehmen. Aber irgendwie ist das Kapitel für mich abgeschlossen. Sie neu aufzunehmen ist für mich keine besonders interessante Sache. Wenn du etwas neues machst, dann stehst du viel intensiver dahinter. Es gibt ja noch ein Projekt von mir, das ich vor Rainchild produzierte. Aber ich habe dort mit einem ziemlich veralteten Drumcomputer gearbeitet, was mir viele Leute vorgeworfen haben. Vielleicht werde ich das noch einmal überarbeiten und einen Teil der restlichen alten Songs. Musikalisch ist es eigentlich eine Mischung aus den beiden „Like Wendy" - Alben, die Songs sind kürzer als auf „The Storm Inside", haben aber dennoch diese Einflüsse von Arena oder Pendragon.
Auch wenn die meisten Leute dein Debüt mochten, es gab auch Stimmen, denen „Like Wendy" einfach zu stark nach den schon erwähnten Vorbildern klangen...
Das ist ein ganz typisches Problem, wenn du gerade ein Debüt veröffentlicht hast. Die Leute lesen über deine Scheibe, sie klingt wie Pendragon, und wenn sie Pendragon mögen, dann kaufen sie vielleicht das Album. Jetzt kaufen sie vielleicht Rainchild, und entdecken das hinter Like Wendy doch mehr steckt, als nur eine Band, die wie Pendragon oder andere Neo-Progbands klingen. Die Leute erinnern sich an das erste Album, und sind dann überrascht, wenn sie nicht mehr den gleichen Stil vorfinden, wie auf dem Debüt.
„Like Wendy" kann man ja getrost als eine One Man Show betrachten. Es gibt da aber noch dieses geheimnisvolle zweite Bandmitglied...
Ich habe Mariln als offizielles Bandmitglied erfunden, weil viele Leute keine Drumcomputer mögen. Es war aber kein Drummer aufzutreiben, aber ich besitze ein elektronisches Drumkit. Die Drums auf „The Storm Inside" waren programmiert, die auf „Rainchild" nicht, sondern per Hand auf diesem Drumkit eingespielt. Die Leute kaufen das Album und denken, es ist ein richtige Drummer.
Dann ist es eben eine echte One Man Show. Ich glaube, diese Schummelei kann man grade noch so durchgehen lassen. Ich habe mich bei „Rainchild" über das Cover gewundert. Im Empire-Katalog war ja ein anderes Artwork abgedruckt. Gab es Probleme?
Ursprünglich hatte der gleiche Künstler, der auch das Cover für „The Storm Inside" gemacht hatte, auch ein Bild für „Rainchild" gemalt. Ein Freund von mir macht aber ziemlich gute Photos. Ich gab ihm eine Vorabtape und bat ihn, sich passende Motive zu suchen. Ich wollte die Zeichnung für das Cover und die Fotos für da Booklet, aber damit war die Plattenfirma nicht so glücklich. Den Leuten gefiel nicht die Kombination von Fotos im Innern und einem gezeichneten Bild auf dem äußeren. Sie stellten mich also vor die Wahl - Fotos oder Bild. Ich wählte dann das Foto mit dem Mädchen an dem See aus, das dann auch auf dem Frontcover zu sehen ist, weil es perfekt zur Stimmung von Rainchild passt. Die Plattenfirma kombinierte es dann noch mit dem gemalten Bild - und so entstand das Cover.
Verglichen mit dem Debüt ist „Rainchild" sehr ruhig ausgefallen. Das könnte manchen wiederum zu langweilig werden....
Da haben sie schon recht. Auf „The Storm Inside" gibt es mehr Uptempo - Nummern, aber es ist halt bei „Rainchild" einfach so passiert. Das Debüt habe ich größtenteils auf Keyboards und Sequenzern komponiert, die Songs von „Rainchild" fast ausschließlich mit akustischer Gitarre. Aber es gibt auch einige rhythmischere Nummern auf diesem Album.
Du hast „Rainchild" deinem Vater gewidmet....
Rainchild ist zwar meinem Vater gewidmet, die Texte stehen aber in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit seiner Person. Ursprünglich wollte ich ihm schon das erste Album widmen, aber ich habe es irgendwie verpasst. Rainchild ist ein Konzeptalbum und erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der an einem Punkt angekommen ist, an dem er in seinem Leben keinen Sinn mehr sieht. Er steht an einer Brücke und beabsichtigt herunterzuspringen, als ihm ein Schutzengel erscheint. Der Engel rettet ihn und gibt ihm eine zweite Chance. Gemeinsam betrachten sie noch einmal bestimmte Stationen aus seinem Leben, so spiegelt jeder Track eine Erfahrung aus dem Leben des Helden wieder. Am Ende der Story steht er wieder vor der Wahl - springe ich, oder bleibe ich am Leben.
Zum Abschluß noch eine ziemlich simple Frage. Was hat es denn eigentlich mit dem Namen „Like Wendy" auf sich?
Sehr viele Proband verwenden ja Namen aus Tolkiens „Der Herr der Ringe". Ich saß mit einigen Musikern zusammen und dachte über einen Namen nach. Und es gibt eine Figur in diesem Buch, deren Name wird zwar nicht so geschrieben, aber genauso ausgesprochen wie diese zwei Worte „Like" und „Wendy".