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KenZiner: Neuentdeckung aus Finnland

DURP - eZine from the progressive ocean

Interview


KenZiner, das ist in erster Linie der finnische Gitarrist Jarno Keskinen. Er hat auf ”Timescape” bis auf die Drums alle Instrumente gespielt, und auch das Songwriting ging bis auf die Vocal Lines auf sein Konto. Verstärkung erhielt der 24jährige lediglich durch Sänger Stephen Fredrick, Drummer Dennis Lesh und - last not least Produzenten David T. Chastain, der auch die Texte schrieb und die Gesangparts komponierte. Herausgekommen ist ein solides Metalalbum, das sowohl Melodic, Progressive und Symphonic - Freaks zufrieden stellen sollte. Grund genug, Näheres bei Jarno zu erfragen.

Und da wäre zunächst einmal der Name. Keine Sau weiß doch, wie das eigentlich auszusprechen ist, geschweige denn, was sich dahinter verbirgt. Aber des Rätsels Lösung ist wie immer ganz trivial.

KenZiner hat einfach etwas mit meinem Namen zu tun. Ob du in Finnland Keskinen sagst, oder KenZiner, das ist eigentlich egal. Das ist der einzige Grund.

Nun gibt es zwar durchaus Bands, die als Trio funktionieren, aber wenn die wichtigsten Instrumente von nur einer Person gespielt werden (Ich hoffe Dennis Lesh verhaut mich jetzt nicht), liegt ja doch der Verdacht nahe, man hat es mehr mit einem Projekt als einer richtigen Band zu tun.

Es gibt sicher einige Punkte, die auf ein Soloprojekt schließen lassen. Ich habe natürlich die Musik geschrieben, aber ich betrachte KenZiner auch als Band. Schließlich arbeite ich mit großartigen Musikern zusammen. Ich denke wir arbeiten alle auf einem technisch gleich hohen Niveau, auch darum betrachte ich KenZiner als Band.

Na gut, aber Live wird man so ja wohl kaum agieren können. Oder hat man das auch gar nicht vor?

Es gibt gegenwärtig keine Überlegungen hier in Europa zu touren. Es gibt Pläne bezüglich einer kleinen Tour in den Staaten wenn das Album dort Ende des Jahres erscheint. Ich habe auch schon konkrete Vorstellungen, wer dann die Keyboard - und Bassparts übernehmen würde. Aber darin sehe ich eigentlich kein Problem. Bis dahin ist unser Album hier schon eine Weile auf dem Markt, so daß auch andere Musiker es gehört haben, und vielleicht sogar auf uns zukommen, wenn sie erfahren, daß wir touren wollen. Aber noch ist alles offen. Es wäre wirklich großartig live zu spielen. Als ich die Songs komponierte, hatte ich das auch immer mit im Hinterkopf. Ich würde nie Songs komponieren, die live nicht reproduzierbar wären. Im Studio sind so viele Dinge möglich, wenn etwas nicht klappt, dann machst du es eben noch mal. Live muß es in diesem Augenblick funktionieren. Und ich glaube unsere Songs würden auch live funktionieren, wir arbeiten nicht mit Dingen wie Streichern oder ähnlichem, was live nur sehr aufwendig und kostspielig realisiert werden könnte.

Jarno ist zwar erst 24 Jahre jung, was freilich dennoch nicht ausschließt, daß es schon vor KenZiner etliche Jahre in diversen anderen Bands verbracht hat. Wie es sich herausstellt, war er aber wohl doch eher der Typ Stubenhocker, der gezielt auf seine Chance gewartet hat.

Es war das erste Mal, daß ich die Möglichkeit hatte, ein Album aufzunehmen. Es war mein größter Traum, und darüber, daß es jetzt geklappt hat, bin ich natürlich sehr froh. Zuvor habe ich mehr für mich selbst Musik gemacht. Ich habe sehr viel rein instrumentale Stücke geschrieben. Wenn es nur darum geht, Musik zu komponieren, dann bist du nicht auf andere Leute angewiesen. Erst, wenn du aus dem stillen Kämmerlein raus willst. Natürlich habe ich als Teenager mal in der einen oder anderen kleinen Band mitgemacht, aber das ist nicht mit KenZiner zu vergleichen. Aber ich habe keine Angst davor, live zu spielen. Allerdings hatten auch meine Demos 1993 bzw. 1994 hier in Finnland Airplay. Es geht mir genauso wie wahrscheinlich vielen anderen Musikern, es fehlt einfach das Geld ein Album selbst zu produzieren. Ohne die Zusammenarbeit mit David T. Chastain wäre ”Timescape” nie entstanden. Das Album wird ja auch weltweit erscheinen, was mich auch sehr freut. Auch über die Reviews war ich froh. Ehrlich gesagt, ich war ein bißchen nervös, was die Leute wohl schreiben würden. Aber ich denke, für ein Debüt ist es ein wirklich gutes Album geworden.

Das kann ich unterschreiben. Und worum geht es in den Texten von ”Timescape”?

Na gut, wenn du unter einem Konzeptalbum verstehst, daß sich so etwas wie einen Story durch das Album zieht, dann hast du vielleicht recht. David hat die Texte geschrieben und es geht darum, das Leute durch die Zeit reisen, um eine Welt zu finden, in der alles noch in Ordnung war. Ich konzentriere mich mehr auf die rein musikalischen Aspekte. Vielleicht habe ich einfach nicht genug Zeit oder bin nicht inspiriert genug, um auch noch Texte zu schreiben.

Was die Instrumente angeht, ist Jarno ziemlich fit, wovon sich jeder auf dem Album überzeugen kann. Nur mit dem Gesang scheint es wohl nicht zu klappen.

Ich habe es einige Male probiert, aber es dann doch sein lassen. Aus Rücksicht auf die Nachbarn probiere ich es momentan auch gar nicht mehr, obwohl es wohl ein wenig wie King Diamond klingen würde. In erster Linie fühle ich mich als Gitarrist, obwohl ich auch schon getrommelt habe.

Und das in einem sehr zarten Alter, was die Eltern sicherlich nicht gerade begeistert hat.

Ich war fünf Jahre alt, als ich zu trommeln begann, und aus dieser Zeit habe ich auch noch ein Tape. Rhythmus hat mich als schon immer interessiert. Ich habe ständig mit allem was mir in die Hände fiel auf irgendwas herumgetrommelt. Ich bin froh über dieses Tape und irgendwann werde ich es auf eines meiner Alben schmuggeln und es dann im Radio hören.

KenZiner wird vor allem in der Symphonic und Progressive Metal Szene gepusht. Eine Zuordnung, die Jarno zwar nicht erfunden hat, mit der er aber sehr gut Leben kann.

Ich habe das zum ersten Mal gelesen, als ich das Album in den Händen hielt. Progressive bedeutet für mich, etwas weiter zu entwickeln, experimentell zu sein. Symphonisch - vielleicht haben einige meiner Tonfolgen diesen klassischen Touch, sie erinnern vielleicht an Komponisten wie Vivaldi. Ich habe in einem Review gelesen, daß mich Leute mit Yngwie vergleichen. Es ist nun mal so, daß man immer mit irgendwem verglichen wird. Natürlich versuche ich nicht bewußt jemand zu komponieren.

Das Cover zu ”Timescape” stammt von Rainer Kalwitz, der gerade in der Prog-Szene sehr populär ist. Was das Artwork angeht, hat ihm dann auch keiner reingeredet

Ich denke, in solchen Dingen braucht ein Künstler seine volle Freiheit. Vielleicht wurde er ja von einigen Songs inspiriert. Ich halte diese Verwendung von indianischen Motiven für sehr interessant. Unser Sänger ist übrigens indianischer Abstammung. Das Motiv mit diesen Totems vermittelt zum einen das Gefühl der Ruhe, zum anderen aber auch das Gefühl einer großen Kraft. Natürlich steht die Musik im Vordergrund. Ich denke alle drei Komponenten sind wichtig, um einen Art Gesamtkunstwerk entstehen zu lassen. Ein Cover ist zum Beispiel in der Lage, die Musik lebendiger klingen zu lassen.

Was wohl stimmen mag, aber diese Musik eigentlich gar nicht nötig hat.


© Renald Mienert
DURP - eZine from the progressive ocean
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