Inquire haben vor einiger
Zeit ihr Debüt veröffentlicht, ein Debüt, an dem es
ich zwar auch einiges zu meckern hatte, daß es aber trotzdem
verdient, etwas mehr beachtet zu werden. Vielleicht hilft ja dieses
Interview.
Man ist sicher nicht gerade
erfreut, wenn man in einem Review liest, daß die Fähigkeiten
des eigenen Sänger kritisiert werden...
Erfreut sind wir sicher nicht,
doch war das eigentlich zu erwarten. Nachdem die Stücke unserer
CD alle Ende 96/ Anfang 97 unter der Voraussetzung einen Sänger
zu finden entstanden sind und wir nach zwei Jahren Suche leider den
passenden Sänger nicht gefunden haben, entschlossen wir uns die
CD auch ohne Sänger aufzunehmen. Im Laufe der zwei Jahre
probten wir unser Programm mit insgesamt zwei Sängern und zwei
Sängerinnen, was leider aus den unterschiedlichsten Gründen
scheiterte. Aus dieser Not heraus übernahm schließlich
Dieter, der bis dahin so gut wie keine Erfahrung auf diesem Gebiet
hatte, die Vocals. Das er nicht der begnadete Sänger ist, war
uns natürlich bewußt und somit sind die Kritiken
nachvollziehbar. Wir stehen aber zu unserer Entscheidung, denn
weitere zwei Jahre zu warten, erschien uns dann doch zu
nervenaufreibend. Das Thema Sänger ist auch weiterhin aktuell
und wir hoffen den auch irgendwann zu finden. Es war jedoch wichtig
für uns,diese erste Phase mit der Veröffentlichung der CD
abzuschließen, um die Zeit zu haben uns musikalisch weiter zu
entwickeln.
Erklärt mal einem
Nichtmusiker, was "live im Studio aufgenommen" bedeutet,
warum man es macht und welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt!
Live im Studio aufgenommen,
haben wir in erster Linie aus finanziellen Gründen. Die
Alternative dazu wäre gewesen, jedes Instrument einzeln
aufzunehmen, was zu zeitintensiv gewesen wäre. Grundsätzlich
kann man die Situation mit der eines Live Konzertes vergleichen. Das
Resultat klingt halt etwas rauher und ist
letztendlich Geschmacksache. Wir
sind allerdings nur begrenzt zufrieden und werden in Zukunft
wahrscheinlich anders arbeiten.
Was gibt es zu den beiden
Songs mit deutschen Titeln zu sagen?
Eigentlich nicht sehr viel. Es
handelt sich um Arbeitstitel, an die wir uns im Laufe der Zeit so
gewöhnt haben,daß wir sie so auf die CD übernommen
haben. Der Mann ist ein klassisches Klavierstück
von Aram Khatchatourian und heißt eigentlich Toccata. Das
Stück wurde von uns so stark verändert, daß uns ein
anderer Name sinnvoll erschien. Dieses Stück ist in der
Zwischenzeit nochmals überarbeitet worden und heißt jetzt
"Fußball ist unser Leben".Eine sehr gelungene
Mischung aus traditioneller deutscher Schlagermusik und virtuosem
klassischem Klavierspiel. Live schon jetzt ein Klassiker.
Was habt Ihr euch denn beim
Cover gedacht?
Auf jeden Fall wollten wir kein
klischehaftes Prog-Rock Cover. Als uns ein Freund diesen Vorschlag
vorlegte,fanden alle die Idee gut und dabei ist es dann geblieben.
Wir denken das gesamte Booklet ist sehr gut gelungen und spiegelt
unsere Musik auch gut wieder. Eben ein bißchen düster und
mystisch.
Besonders der Opener erzeugt
eine sehr düstere Grundstimmung, quasi das Intro für ein
"Alptraumszenario"....
Genau. Dieses Stück wurde
ursprünglich als Intro für Live Konzerte verwendet, um
eben genau diese düstere Grundstimmung zu erzeugen und auch
eine gewisse Spannung aufzubauen.Im Studio kam uns dann die Idee, es
in einer leicht veränderten Version mit auf die CD zu nehmen.
Kein gutes Progalbum ohne
zwanzig Minuten Track...
Natürlich gibt es jede
Menge gute Progalben ohne zwanzig Minuten Track. Für uns war
allerdings von Anfang an klar einen Longsong ins Programm zu
integrieren. Erfahrungen damit hatten alle schon aus früheren
Zeiten, mit der Band Trespass haben wir zuletzt sogar einen sechzig
Minuten Song gespielt, der leider nie veröffenlicht wurde.
Longtracks gehören halt zum Prog Rock und uns haben solche
Songs schon immer begeistert, da sie kompositorisch herausfordernd
sind und einfach den sonst üblichen musikalischen Rahmen
sprengen.
Aber ein inhaltliches
Gesamtkonzept gibt es wohl nicht?
Es handelt sich natürlich
nicht um ein Konzeptalbum. Jeder einzelne Titel steht für sich,
wenn auch "When Darkness turns to Light" mit über 26
Minuten durchaus Konzeptcharakter besitzt. Unser Gesamtkonzept ist
in erster Linie auf Live Konzerte ausgerichtet, wo wir eine Mischung
aus Coverstücken und eigenen Songs spielen.
Des weiteren wollen wir auch in
Zukunft Stücke aus der Klassik proggerecht bearbeiten. Unsere
Konzerte sollen in erster Linie Unterhaltung für Progverrückte
bieten.
Wart Ihr mit eurer CD
eigentlich auf Labelsuche oder war sie sozusagen als erste
musikalische Visitenkarte mit Promo/Demo-Charakter gedacht?
Die CD kann man als erste
musikalische Visitenkarte verstehen. Es ist nun mal ungeheuer
schwer, Auftrittsmöglichkeiten ohne entsprechendes Demomaterial
zu bekommen, für Progressive Bands nahezu unmöglich. Die
meisten Veranstalter können mit dem Begriff Progressive Rock
rein gar nichts anfangen und winken sofort ab. Durch die CD haben
sich in den letzten Monaten einige interessante Kontakte ergeben,
auf die wir jetzt aufbauen.Wir haben die CD auch einigen
Plattenfirmen aus dem Bereich Prog Rock angeboten, jedoch waren
unsere Erwartungen von Anfang an realistisch und daher hält
sich unsere Entäuschung nach mehreren
Absagen auch in Grenzen. Immerhin
hat Musea die CD in ihren Katalog aufgenommen und es gibt auch erste
Kontakte nach Polen und Italien, wo die CD bereits in mehreren
Radiostationen lief.
Ich habe euch auf dem
DURP-Sampler vermißt...
Das wir nicht auf dem
DURP-Sampler vertreten sind, liegt sicherlich daran, daß der
Sampler fast zeitgleich mit unserer CD erschienen ist. Wir stehen
aber in Kontakt mit Markus Weis, der uns angeboten hat die CD auf
seiner Internetseite anzubieten. Der DURP-Sampler ist ein sehr
interessantes Projekt, welches neuen Prog Bands ein Forum bietet
sich darzustellen. Den persönlichen Einsatz der DURP Macher
kann man gar nicht genug loben.
Worin seht Ihr die Vor-und
Nachteile der deutschen Prog-Szene?
Da wir nur sehr wenige Kontakte
zur Prog-Szene haben, fällt es schwer Vor-und Nachteile zu
nennen.
Als Prog Hörer und Fans
verfolgen wir die Szene seit Jahren in den verschiedenen
Fanmagazinen und halten diese für sehr wichtig, da es sich
offenbar um die einzige Möglichkeit handelt Informationen zu
bekommen. Es ist sicherlich nichts neues, wenn wir feststellen, daß
die Szene jenseits dieser Magazine so gut wie nicht existiert. Die
alljährlich stattfindende Prog Rock Convention ist wohl eine
gute Einrichtung und die Versuche hier und da Festivals zu
organisieren ist auch zu begrüßen. Im Internet werden die
Seiten, die sich mit Prog Rock beschäftigen auch immer besser.
Immerhin haben es Vertriebe, wie Inside Out geschafft,daß Prog
CD`s nun auch in größeren Plattengeschäften zu
bekommen sind. Wieviel davon verkauft werden und ob es außerhalb
der Szene noch Interessenten für Prog Rock gibt, können
wir nicht beurteilen. Grundsätzlich ist das Niveau gestiegen,
die Informationsquellen vielseitiger geworden und das ist mit
Sicherheit ein Verdienst der Fanzines und den Leuten, die seit
Jahren versuchen eine Szene aufzubauen. Ohne diesen Background gäbe
es für Prog Bands in Deutschland wohl keine Chance. Wir denken
das es im Vergleich mit anderen Ländern, aber noch genug zu tun
gibt. In Frankreich oder Holland scheint die Szene größer
und auch aktiver zu sein. Man denke allein an die häufigen
Festivals in Holland.Was der deutschen Szene vielleicht fehlt, ist
eine auch international anerkannte Band,wie es beispielsweise
Spock`s Beard, IQ oder die Flower Kings in anderen Ländern
sind. Im Schatten solcher Bands würde die Szene sicher auch in
Deutschland mehr Beachtung bekommen.
Wie sieht es mit eurem
musikalischen Background und musikalischen Erfahrungen vor Inquire
aus?
Eigentlich haben wir bis auf
wenige Ausnahmen immer Prog Rock gespielt. Robert war sieben Jahre
Keyboarder bei Kampai, alle anderen Mitglieder waren mal bei
Trespass, einer Band, die von 1984 bis 1993 existierte. Aber auch
vor dieser Zeit haben wir in anderen Bands schon Progressive Rock
gespielt. Wir sind halt völlig begeistert von dieser Musik und
das war schon immer so. Wenn man sich die Liste unserer Coversongs
anschaut, ist eigentlich alles über unsere musikalischen
Einflüsse gesagt. Camel, King Crimson, Genesis, IQ, ELP u.s.w.
Des weiteren gehören auch die
sogenannten Kraut Rock Bands dazu, wie Nektar, Grobschnitt, Eela
Craig oder Guru Guru. Das sind halt die Bands, die man in den 70-er
Jahren in fast jeder Stadthalle in unserer Gegend zu sehen bekam.
Und wir haben damals kein Konzert ausgelassen. Robert hat ein
abgeschlossenes Musikstudium und ist noch bei vielen anderen
Projekten beteiligt. Alle anderen haben den üblichen
Musikunterricht genossen und Erfahrungen in allen möglichen
Bands auf lokaler Ebene sammeln können.
Da Ihr live auch Coversongs
spielt, hat man nicht manchmal das Gefühl, die Fans warten nur
auf die so geliebten Klassiker?
Na ja, von Fans zu reden wäre
sicher etwas vermessen. Es gibt einige Freunde, die unsere Musik
mögen und dankbar sind gelegentlich mal King Crimson oder Camel
Coversongs in der Kneipe an der Ecke zu hören.
Es macht uns einfach Spass diese
Songs zu spielen, unsere eigenen Stücke kommen aber auch gut
an. Da wir bis jetzt auch im lokalen Raum noch wenig bekannt sind
gibt es auch keine Fans, die auf Coverversionen warten.
Wir hoffen aber diesen Zustand in
näherer Zukunft ändern zu können.
Some famous last words...
Erstmal bedanken wir uns für
Dein Interesse an Inquire. Wir würden uns freuen in Zukunft
mehr Kontakt zur Szene zu bekommen und vielleicht auch mal außerhalb
unserer Region auftreten zu können. Wer Lust hat uns zu
schreiben kann das übers Internet tun. Hier die Adresse unserer
Homepage: http://www.inquire-music.de
Weiterhin ist für das nächste
Jahr eine zweite CD geplant, zur Zeit arbeiten wir an neuen Stücken.
Und als Fußballfans hoffen wir,daß der F.C. und Gladbach
im nächsten Jahr wieder aufsteigen.