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Headstone Epitaph: Spiele voller Power

DURP - eZine from the progressive ocean

Interview

Das ”Epitaph” ist neu, Headstone sind es nicht. Schon vor zwölf Jahren gegründet, hat die deutsche Metal-Band gerade ihr drittes Album ”Powergames” veröffentlicht. Melodic Journey unterhielt sich mit Sänger Tim Benz.

In den ersten Jahren von Headstone war vor allem eines konstant – permanente personelle Veränderungen.

Die meisten Wechsel im Line Up waren von 87 bis 89. Da haben die anderen Jungen zehn Sänger verschlissen. Dann kam ich und seitdem ist die Sängerfrage geklärt. Unser Gitarrist Martin ist seit 1991 dabei, aber es gab ja noch einen zweiten Gitarristen. Steffen war Gründungsmitglied, hat aber über die Jahre hinweg versäumt, sich weiter zu entwickeln, obwohl wir ihm das ständig gesagt haben. Schließlich mußten wir uns dann aber doch von ihm trennen.

Was zwar nicht unbedingt so schön, aber auch kein Beinbruch war, wie sich herausstellt.

Die Musik haben ohnehin zumeist der Martin und ich gemacht, vom Steffen kam eben kaum etwas. Durch sein Weggang hat sich also musikalisch kaum etwas geändert. So dumm es auch klingt, zum Schluß war Steffen nur noch so eine Art Klotz am Bein.

Aber auch mit Klotz hat man immerhin ein Alben eingehämmert. Und das gleich mit Dennis Ward von Pink Cream 69 als Produzenten, wobei der Zufall wieder einmal kräftig mit half.

Das erste Album erschien bei Good Life Record, einem kleinen Label hier bei uns um die Ecke. Es hatte auch nur eine Mini-Auflage. Es erschien zu einer Zeit, als sich keine Sau für melodischen Heavy Metal interessiert hat. Wir wollten ein paar Demos in einem kleinen Studio machen und zufällig hatte Dennis dort auch gerade ein paar Sachen für PC69 zu erledigen. Der eigentlich vorgesehene Produzent hatte keine Zeit und fragte uns, ob wir mit Dennis als Ersatz einverstanden wären. Wir wollten lernen, er wollte lernen also war die Sache OK. Daraus hat sich dann so eine Art Freundschaft entwickelt. Dennis versucht als Produzent nicht sein Ding durchzuziehen, er hat schließlich selbst genug Scheiße erlebt, sondern macht das was die Band will, ist also mehr ein Berater für uns. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, daß die Musik, die Dennis mit PC69 macht, sich sehr von unserer unterscheidet. Der musikalische Horizont von Dennis reicht natürlich viel weiter als nur bis hin zum Melodic Rock oder Melodic Metal. Wir haben auch überhaupt keinen Bedarf uns zukünftig nach einem anderen Produzenten umzusehen. Damals war es die erste Arbeit von Dennis Ward als Produzent und eben auch für uns eine völlig neue Erfahrung. Im Prinzip war es eine komplette Eigenproduktion, auch komplett von uns finanziert. Das mit dem Label haben wir eigentlich nur gemacht wegen dem Labelcode gemacht, wegen Abrechnungen und solchen Sachen. Wir waren in der Sache ja völlig grün hinter den Ohren. Aufgenommen hatten wir das Album ja schon 1995, wir haben dann aber ein ganzes Jahr gebraucht, bis wir endlich zu Potte gekommen sind. Aber Labelmäßig ging halt überhaupt nichts, außer daß ein paar CD's verschickt worden sind. Sonst haben wir nie wieder etwas von dem gehört. Wir haben dann ganz normal unsere Demos geschickt und haben von Noise den Zuschlag bekommen.

Wo man sich ja in bester Gesellschaft befinden: Gamma Ray, Stratovarius, Iron Savior...

Gut, wir haben aber unsere Marschrichtung auch ein wenig geändert. Die Leute versuchen oft uns mit Bands wie Gamma Ray in eine Schublade zu stecken, nur weil wir beim gleichen Label sind. Sicher, das ist auch ein Einfluß von uns, aber ein eher unwesentlicher. Um unseren musikalischen Stil zu umreißen, wie sind wesentlich amerikanischer als von mir aus Helloween. Gleichzeitig sind wir aber auch wieder europäischer oder auch deutscher als Skid Row.

1998 überraschte man dann die Fans damit, daß mit britische Prog-Band ”Arena” supportete. Auf den ersten Blick ein Package, wie es unterschiedlicher eigentlich kaum sein kann. Trotzdem hat es funktioniert.

Die Gigs hat unsere Platten - bzw. Promofirma organisiert. Zunächst wollten Arena gar keinen Support - eben wegen der recht langen Show und auch aufwendigen Bühnenaufbauten. Sie haben uns dann für vier Shows mitgenommen. Arena haben wohl generell eher schlechte Erfahrungen mit Vorbands gemacht, haben uns aber dann hinterher ausdrücklich bestätigt, wir seien der netteste Support gewesen, den sie je gehabt haben. Ich kann mir allerdings auch gar nicht vorstellen, wie man sich als Vorgruppe so aufführen kann und vielleicht noch Forderungen stellt. Wir jedenfalls waren froh, daß mir mitfahren durften und haben uns ansonsten völlig untergeordnet. Allerdings waren wir bestimmt einige Male einfach zu heftig für das Publikum, obwohl wir immer gesagt haben, der Sound sollte nicht zu laut sein. In Offenbach war es zum Beispiel so, es ging noch grade so. In Stuttgart lief es besser, dort mußten wir sogar noch zu einer Zugabe raus. Richtig erschrocken haben wir die Prog-Fans wohl nicht, aber mit einer Band wie uns hatte tatsächlich als Support keiner gerechnet. Aber es hat uns Spaß gemacht, war eine neue Erfahrung und wir haben Clive Nolan und die anderen Leute von Arena kennen gelernt.

Und zumindest so ganz fremd, war einem ja Progressive Rock auch nicht.

Also ich zumindest höre zum Beispiel gelegentlich Rush. Besonders die ”Chronicles” laufen bei mir verhältnismäßig oft. Was man dann vielleicht noch als ”progressiv” bezeichnen kann, wären aus meiner Sicht Queen. Das war die erste Band, mit der ich richtig bewußt angefangen habe, Rockmusik zu hören. Von denen habe ich auch alle Vinyl-Scheiben. Aber ein spezieller Fan bin ich nicht.

Mit dem neuen Album gibt es auch eine Veränderung im Bandnamen. Zum ”Headstone” kam ”Epitaph” – wenn auch meist klein gedruckt – hinzu.

Es gibt noch eine andere Band namens Headstone in Oberbayern. Von denen haben wir vorher nichts gehört und von denen hatte auch sonst kaum jemand was gehört. Leider Gottes habe die bereits 1985, also zwei Jahre vor uns, eine Platte veröffentlicht. Und die sind jetzt plötzlich auf den Plan getreten und haben mit einem Anwalt rumgefuchtelt und daher mußten wir uns dann umbenennen beziehungsweise unseren Namen erweitern. Nach vier Wochen Hin und Her hatten wir die Sache eigentlich schon wieder abgehakt. Es gab grünes Licht von der Plattenfirma, daß wir wie bisher weitermachen konnten. Und eines schönen Tages gab es dann einen Anruf vom Label und es hieß, wir brauchen innerhalb von zehn Minuten einen neuen Namen. Nachdem ich damit überhaupt nicht mehr gerechnet hatte, dachte ich natürlich zunächst: Scheiße. Dann habe ich mir ein Wörterbuch geschnappt und überlegt, was denn nun irgendwie passen würde. Epitaph heißt ja Grabsteininschrift, Headstone heißt Grabstein – paßt also. Ich habe dann noch schnell die anderen Jungs angerufen und so kamen wir zu dem Namen.

Aber nun von Äußerlichkeiten zur Musik. Während ja die Label-Kollegen von Gamma Ray auf ihrem neuen Album gnadenlos das volle Brett fahren, gehen Headstone etwas differenzierter vor.

Das ist eigentlich etwas, was uns langweilt. Nach drei Songs kann ich keine Double-Bass mehr hören. Ich mag auch keine Bands, die von mir aus ihre ganze Karriere lang die gleiche Art von Songs schreiben. Eine gewisse Bandbreite sollte eine Band schon abdecken. Für mich bedeutet das eben gefühlvolle Balladen, Mid-Tempo-Songs und vor allem eben die typischen Metal-Kracher. Abwechslung ist uns sehr wichtig, zum einen natürlich auf der CD, aber auch bei den Live-Auftritten. Wenn man neunzig Minuten bis zu zwei Stunden spielt, dann sollte schon ein gewisser Spannungsbogen vorhanden sein.

Ein Coversong natürlich auch. Dieses Mal mußten Judas Priest mit ”Breaking The Law” dranglauben.

Geplant war dieses Cover eigentlich nicht. Wir haben auf den früheren Alben keine Cover-Songs drauf gehabt und werden es wahrscheinlich auch nicht wieder tun. Der Titel ist einer der wenigen, die wir in den elf Jahren, in denen ich jetzt dabei bin, eigentlich in jedem Konzert gespielt haben. Es ist life einfach ein total geiles Lied, jeder kennt es und macht sofort mit. Wir haben damit ja auch in einer gewissen Weise gezeigt, daß wir zu Priest halten. Ich meine, das war eine Zeit, als Priest am Boden war, einen neuen Sänger suchte und sich kein Schwein für konventionellen Metal interessiert hat. Wir haben dem Song dann im Studio einmal als Soundcheck einfach so gespielt, und Dennis Ward war davon so begeistert, daß er sofort gesagt hat, also diesen Song müssen wir unbedingt auf das Album nehmen. Wir haben es also aufgenommen, angehört und haben gesagt, O.K. – es paßt. Nicht das unsere Version jetzt vom Original stark abweicht, außer daß sie schneller ist – aber sie hat was. Wir haben dann aber ganz bewußt gesagt, wenn wir den Song schon mit auf das Album nehmen, dann verstecken wir ihn nicht ganz am Schluß, sondern nehmen ihn vorne mit rein.

Vorne mit rein in die Szene, da wollen auch Headstone Epitaph hin. Mit Powergames sind sie dem Ziel ein Stück näher gekommen.


© Renald Mienert
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