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Enchant: Nach der Genesung der Bruch?

DURP - eZine from the progressive ocean

Interview

”Break” heißt das neue Album dieser amerikanischen Band, die bisher besonders in der hiesigen Prog-Szene eine große Fangemeinde aufweisen konnte. Die wird wahrscheinlich jetzt noch größer werden, da das neue Output auch für die breitere Masse konsumierbar ist, ohne daß sich die Gehörgänge verknoten. Unter Prog-Hardlinern ist ”Break” zwar umstritten, aber das dürfte Doug Ott so ziemlich egal sein.

Euer letztes offizielles Studioalbum ”Wounded” reflektierte eine Phase in der Geschichte von Enchant, die voller Schwierigkeiten war. Nach dem erfolgreichen Debüt ”A Blueprint Of The World” war es lange Zeit ruhig um euch. Es gab Probleme innerhalb der Band, Ärger mit dem alten Label. Wofür steht jetzt ”Break”?

Es gibt eine Menge Dinge, die ”Break” beeinflußt haben. Wir haben uns von unserem Bassisten Ed Platt getrennt. Wir haben das Studio gewechselt. Das neue Album ist stark auf die Zukunft ausgerichtet, auf die Zukunft der Band. Diese negativen Dinge aus der Vergangenheit wollten wir hinter uns lassen. Das Album reflektiert das Vorwärtskommen der Band, wenn es auch nur Schritt für Schritt ist. Ich glaube, auch wenn es auf ”Wounded” viel um negative Dinge ging, so war es nicht notwendigerweise ein komplett pessimistisches Album. Ich glaube, es wäre falsch zu sagen, es ist ein optimistisches Album, aber es war definitiv nicht rein pessimistisch.

Zwischen den beiden Alben gab es aber noch eine weitere Veröffentlichung von Enchant. ”Time Lost” enthielt altes Material, wobei man sich bei solch einem Release oft den Vorwurf gefallen lassen muß, nur die schnelle Mark im Visier gehabt zu haben.

Darum ging es uns auf ”Time Lost” definitiv nicht. Wir betrachten es eher als eine Art Geschenk für unsere Fans. Eigentlich war es für die Leute gedacht, die unsere Tour im letzten Jahr besuchten. Aber das Album hat sich so gut verkauft, daß es sehr schnell ausverkauft war. Viele Fans kamen dann zu den Shows, und haben es nicht mehr kaufen können. Dann haben wir es also auch offiziell veröffentlicht, einfach um es für die Leute wieder verfügbar zu machen. Und wir haben ja schließlich von Anfang an gesagt, daß es sich um kein offizielles neues Studioalbum handelt, sondern um alter Material – Songs von den Blueprint-Sessions, Songs von den Wounded-Sessions und ein Song sogar noch aus der Phase vor Blueprint.

Trotz dieser Studioaktivitäten hattet ihr aber auch ausgiebig die Möglichkeit zu touren. Und nicht mit irgendwelchen Bands, sondern mit den Prog-Metal-Göttern (jedenfalls waren sie das vor dem letzten Studioalbum) schlechthin – Dream Theater und Threshold, auch alles andere als ein unbeschriebenes Blatt.

Der größte Unterschied bestand sicher darin, daß Dream Theater einfach vor größerem Publikum spielen. Sie sind eben bekannter als Threshold. Aber zwischen den Fans gab es eigentlich kaum Unterschiede. Ich denke, beide Gruppen von Fans haben sich mit uns in die richtige Stimmung für den jeweiligen Headliner gebracht. Viele kannten uns ja vorher nicht, und wir haben sicher auch eine Menge neue Fans gewonnen. Besonders zu Mike Portnoy gab es sehr guten Kontakt, wir wurden richtige Freunde. Letze Woche hat er angerufen, und gefragt, ob wir nicht wieder den Support für sie machen wollen, weil sie in der Nähe unserer Heimat spielen. Es hat aber nicht geklappt, weil wir gerade dann mit Spock’s Beard unterwegs sind. Mit den Leuten von Threshold haben wir keinen direkten Kontakt, aber das soll nicht heißen, daß es zwischen uns Probleme gab. Aber wir leben eben an verschiedenen Enden der Welt, da ist es nicht so einfach, Kontakt zu halten.

Nun zu dem neuen Album. ”Break” – ein Bruch mir dem progressive Rock?

Ich würde es nicht gleich als einen Bruch mir dem progressive Rock bezeichnen, obwohl der Sound stärker mainstream orientiert ist.

Aber wenn ich mir so euer Review im Rock Hard anschaue....Es ist ja schön, daß euer Album so gefällt, aber ich komme trotzdem nicht umhin, mich zu fragen, warum ihr nun unbedingt gerade für Fans von Arena, Spock’s Beard oder Pendragon interessant sein sollt. (Vielleicht sollten es sich Rezensenten ja zur Regel machen, sich die Alben, die sie besprechen auch man anzuhören.)

Ich habe auch keine Idee, woher solche Aussagen immer kommen. Früher haben die Leute immer gesagt, wir würden wie Rush klingen. Rush, Saga, Queensryche – das sind alles Bands, die uns beeinflußt haben, oder auch Marillion. Aber ich kann wirklich nicht sagen, daß wir nun wie eine dieser Bands klingen würden. Ich habe Gruppen gehört und habe gesagt, ja, die klingen wie Rush. Aber ich glaube nicht, daß jemand wirklich unsere Alben hört und sagen würde, wir klingen wie Queensryche. Ich glaube, wir haben wirklich eine ziemlich individuellen Sound gefunden.

Machmal glaube ich sowieso, daß Enchant besonders in der Prog-Szene so gepusht werden, ist eher Zufall. Euer Debüt wurde von Steve Rothery (Marillion) produziert, euer Label hat den Schwerpunkt auf Progressive Rock/Metal. Musikalisch ist eine Katalogisierung aber nicht so einfach...

Weißt du, nicht wir drücken uns diesen Stempel auf, andere Leute tun das. Ich bin mir auch nicht ganz darüber im klaren, wie wir nun wirklich in die Progressive Rock – Kategorie geraten sind. Würde man uns einfach dem Metal zuordnen, wäre es sicher auch nicht richtig. Es ist wirklich schwer, unser Musik zu beschreiben, indem man sie lediglich einem Stil zuordnet. Manchmal ist unsere Musik heavy, manchmal progressive, aber sie ist eigentlich nie nur das eine oder andere.

Man kennt ja dieses Getue mit den Bonus-Trax. Man investiert dreißig Mark für die europäische Version, und nach zwei Monaten macht man noch mal vierzig (oder mehr) locker, nur weil die CD in Japan mit einem Titel mehr erschienen ist – und die gibt es nur als teuren Import. Wie verhält es sich mit dem Bonus-Track auf ”Break”?

Nun, die Idee war, daß dieser Bonussongs nur auf den ersten fünftausend Kopien von ”Break” zu haben ist. Kaufst du das Album schnell, dann kriegst du auch den Bonussong. Danach, ist es dann nur noch ein Zehn-Track-Album. Ich hatte ein bißchen die Nase voll davon, daß man in Japan immer einen Bonus-Song kriegt, und alle anderen gucken in die Röhre. Da haben wir gesagt, O.K., machen wir eine limited edition. Die wirklichen Fans haben so auch die Chance, an den Song zu kommen, ohne auf teure Import-Scheiben zurückzugreifen.

Sind eigentlich alle Bandmitglieder von jedem Song auf dem neuen Album hundertprozentig überzeugt?

Es ist natürlich schwer, immer alles unter einen Hut zu kriegen. Aber ich glaube, gerade dieses Mal sind wirklich im großen Ganzen alle zufrieden. Früher kam es öfter vor, daß der eine oder andere mit einem bestimmten Song nicht so glücklich war. Aber so ist es nun mal. Irgendwann muß man zu einem Ende kommen. Entscheidungen müssen getroffen werden, sonst passiert nichts, das ist Teil des Jobs.

Ich habe ja schon erwähnt, daß euer Debüt von Steve Rothery produziert wurde. Kannst du dir eine Zusammenarbeit noch einmal vorstellen?

Wenn man berücksichtigt, wie wir uns musikalisch entwickelt haben, bin ich mir nicht sicher, ob Steve überhaupt noch Interesse hätte, uns zu produzieren. Damals war es natürlich für uns das einfachste, das Album von jemand anderem produzieren zu lassen, aber mittlerweile bin ich auch mit all dem so vertraut.

Wir bleiben mal bei Marillion. Ihr seid ja demnächst nicht nur auf Co-Headliner-Tour mit Spock’s Beard, sondert supportet auch Marillion. Du freust dich ja wohl besonders auf ein Bandmitglied...

Steve Hogarth ist für mich einer der besten Sänger aller Zeiten. Ich plane gerade ein Soloalbum für das nächste Jahr. Und wenn ich bei den Sängern freie Auswahl hätte, ich würde ihn wählen.

Vielleicht klappt es ja!


© Renald Mienert
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