progressive Interview , progressive band talk
Dreams of Sanity:
Eine göttliche Komödie?
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Dreams Of Sanity aus
Österreich, die gerade bei Hall of Sermon ihr Debüt
Komödia veröffentlicht haben, entsprechen
zwar nicht unbedingt der Progressive-Rock--Mainline, gute Musik
macht man aber trotzdem. Ein guter Einstand für
Artverwandtes, dachte ich mir und befragte Bassist und Texter
Michael Knoflach.
Dreams of Sanity - mit
Bandnamen ist da ja solche Sache. Manchmal soll er einfach nur
gut klingen, manchmal steckt mehr dahinter. Wie ist das bei Euch?
Das mit Bandnamen ist
wirklich so eine Sache. Christian und ich haben vor Dreams of Sanity
in einer anderen Band gespielt, die wie es damals in Innsbruck so
üblich war "böse" war: Härter, schneller,
lauter, wilde Dissonanzen etc. Uns wurde das dann zu viel und haben
uns getrennt und versucht einen etwas klareren harmonischeren Sound
zu machen. Einen Traum des gesunden Geistes eben. Wir führen
diesen Namen schon seit Jahren obwohl ich manchmal die Befürchtung
habe, daß er in englischsprachigen Ohren etwas seltsam klingt.
Damals wählten wir ihn um klarzustellen, daß wir uns von
den klassischen damaligen Untergrund-Themen distanzieren wollten.-
- Ihr habt den Lacrimosa-Preis
gewonnen, ein Preis, der in der Szene nicht ganz unumstritten ist.
Die Sieger signen anschließend bei HOS und das Preisgeld wird
Für die Produktion genutzt. Ohne Preis hätte sich
finanziell eigentlich nichts geändert, klingt aber besser! (Ich
weiß nicht, ob diese Information stimmt, Ihr dürft mich
gerne korrigieren)
-
Na ja, wir können das
nicht bestätigen. Erstens: Das Preisgeld ist in unserem Fall
definitiv nicht in die Produktion der CD geflossen. Zweitens: Wir
waren auf den HOS-Vertrag nicht angewiesen, sondern haben die
Plattenfirma gewählt. Und Drittens: Ich weiß nicht, was
da für Gerüchte über HOS im Umlauf sind, aber ich
kann mir nicht vorstellen, daß man einen engeren Draht und
eine bessere Unterstützung von einer Plattenfirma bekommen kann
besonders als Newcomer!-
Entspricht Eure Musik einem
bestimmten Lebensgefühl, einer bestimmten Philosophie? Punk zum
Beispiel steht in der Regel als Symbol der Rebellion gegen die
bestehende Gesellschaft, wie ist das bei Euch?
-
Ja, die Musik (und wenn ich
Musik schreibe, dann meine ich auch gleichzeitig den Text der mit
ihr verwoben ist) soll ein gewisses Lebensgefühl ausdrücken.
Das ganze eine Philosophie zu nennen wäre völlig falsch.
Es geht nicht um Belehrungen, Bewertungen oder gar Erklärungen
von Gefühlen, sondern um eine Beschreibung in Form von Musik.
Wenn Punk für Revolution steht, dann könnte
man unsere Aussage eher mit Resignation als Reizwort
umschreiben. Wir versuchen mit unserer Musik eine süße
Melancholie - einen Weltschmerz - zu verbreiten, die aber nie in
eine Depression abstürzt. Zum Wechsel der Jahrhunderte scheint
sich immer eine vielleicht sogar gesunde Portion Fatalismus und
Weltuntergangsstimmung zu verbreiten. Deswegen habe ich in die
Bandinfo ich Musik eines endenden Jahrtausends
geschrieben.-
- Österreich ist ja nun nicht
gerade das Mutterland des Rock - wie werdet ihr in Eurer Heimat
akzeptiert?
-
Ermangelung österreichweit
vertriebenem Tonträger - bisher - konnten wir das noch nicht
richtig austesten. Bei den Konzerten in Innsbruck spielen wir seit
zwei bis drei Jahren in der Untergrund-Oberliga, was allerdings
nicht viel zu bedeuten hat. Im Klartext: Hundert bis fünfhundert
Besucher pro Konzert. neunzig Prozent stehen irgendwo in sicherem
Abstand zur Bühne und horchen sich das ganze an und klatschen
brav. Nach dem Konzert bekommen wir dann sehr viel positives
Feedback. Ich weiß nicht wie es da in Deutschland zugeht, aber
wahrscheinlich genauso. Auf der Dark Winter Nights - Tour hingegen
hatten wir so richtig Leute in der ersten Reihe, die mitgegangen
sind! Die Szene in Innsbruck hat einiges an Potential, ist aber erst
dabei sich zu organisieren.-
- Warum nervt es Euch so, wenn
Leute Euch in eine bestimmte Schublade stecken, nach dem Motto: Das
ist jetzt Gothic Metal und Ruhe....
Eigentlich nervt mich die
Schubladisierung generell; nicht nur wenn sie auf uns angewandt
wird. Es gibt niemanden mehr, der einfach sagen kann: Ich
spiele Heavy Metal oder Wir spielen Speed Metal.
Immer heißt es: Wir können uns nicht festlegen, wir
spielen so etwas wie Power - Gothic - Dark - Wave - Metal
....Wir wollten immer Heavy Metal spielen und deswegen
bezeichnen wir unsere Musik als Heavy Metal -Punkt.
Wir glauben mit unserer Musik
Leute aus vielen verschiedenen Musik - Fraktionen anzusprechen, aber
deswegen muß sich unsere Musikbezeichnung nicht wie die
Suchbegriffe einer Internetseite anhorchen (Gothic - Heavy - Pop -
Klassik - female-fronted - Metal). Um ehrlich zu sein haben wir auch
die deutsche Musik-Szene etwas aus den Augen verloren. Wir haben in
Innsbruck nur versucht Musik zu machen, die uns gefällt.
Eigentlich haben wir uns auch nie um einen Plattenvertrag bemüht,
er ist einfach passiert. Insbesondere, da dieser Frauengesangstrend
ganz gut über uns hinweggerollt ist. Zusammenfassend kann man
sagen, daß uns die ganze Schubladisierung einfach zu
kompliziert erscheint und wir nach langem gegrübelt was unsere
Musik eigentlich ist uns entschlossen haben das Kind einfach Heavy
Metal zu nennen. Gothic ist übrigens eine Musikrichtung, der
wir zumindest passiv hörend uns nicht verschließen.-
Wie kamt Ihr auf die Idee Dante's
Werk umzusetzen?
-
Irgendwie ist mir seit Jahren
immer wieder Dantes Inferno oder Die
göttliche Komödie als Wortfetzen und in
verschiedensten Zusammenhänge zu Ohren gekommen. Alles was ich
so von der Schule her wußte, ist, daß es um einen
gewissen Dante geht, der durch die Unterwelt und durch das Paradies
reist. Aber mehr war nicht so einfach zu erfahren. Besonders
gewundert hat mich immer wie man dazu kommt eine solch seltsame
Reise zu unternehmen und vor allem warum man so etwas macht.
Irgendwann bin ich dann in der Büchersammlung meiner Mutter
über das Werk gestolpert und mußte mit gewisser
Enttäuschung feststellen, daß es keine Vorgeschichte oder
Epilog gibt, ja nicht einmal eine wirkliche Handlung. Das textliche
Konzept umschließt also das Buch der göttlichen
Komödie als Rahmen und versucht nicht die Reise an sich
zu vertonen, sondern den Menschen Dante zu charakterisieren: as ihn
Treibt und was mit jemandem geschieht der soviel gesehen hat.
Komödia Pt. 1 ist zeitlich vor dem Buch anzusetzen, die
restlichen Teile danach. The Prophet ist als Appendix zur göttlichen
Komödie zu sehen und beschreibt die Person des old man,
der in Komödia Pt. 1 vorkommt.-
I
Im Duesterrock wird oft mit
diesem Beauty & Biest - Konzept gearbeitet. Bei Euch gibt es
zwei Beauties - (wie das Bild beweist, darf man das durchaus
wörtlich nehmen) wie ist das mit den Biestern?
Auf diese Frage fallen mir
auf anhieb nur blöde antworten ein, die ich Dir vorerst
erspare. Mir sind diese B & B - Konzepte durchaus geläufig
- Grunz - Grunz - Grunz / Träller - Träller - Träller.
Man braucht allerdings nicht unbedingt immer ein Gegrunze oder
einen Mann um etwas Biest-artiges auszudrücken.
Die feinere Kunst ist es wohl mit Harmoniewechsel, böseren
Zweistimmigkeiten oder textlichen Absurditäten zu arbeiten.
Ich gebe zu, daß das nicht ganz so leicht zugänglich
ist, aber seinen Effekt dafür nicht nach fünfmaligem
Anhören verliert.
- Diese feine Kunst beherrschen
Dream of Sanity allerdings bereits in einem beträchtlichen
Umfang, wovon man sich auf Komödia überzeugen kann. Wer
mehr Infos zur Band möchte, hier noch die entsprechenden Seiten
im Internet:
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www.hall-of-sermon.de
www.focusion.de
© Renald Mienert DURP - eZine from the progressive ocean http://durp.cf2.de/
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