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Ayreon: Wer zu teuer ist, muß sterben

DURP - eZine from the progressive ocean

Interview

Acht Personen aus verschiedenen Epochen der Menschheit finden sich plötzlich an einem Ort jenseits von Raum und Zeit wieder. Dabei sind so unterschiedliche Charaktere wie ein Hippie, ein Barbar, ein Ritter oder auch ein Mann aus der Zukunft. Eine geheimnisvolle Stimme erteilt den Menschen den Auftrag, den Weg zum ”Electric Castle” zu finden, denn nur dort existiert ein Tor, durch das man wieder zurück in die jeweilige Heimat gelangen kann. Nur, daß dieser Weg auch seine Tücken hat, und nicht alle der acht das Ziel erreichen werden. Und außerdem bleibt ja noch die Frage, wer oder was sich hinter der Stimme verbirgt und welchen Sinn diese sonderbare Quest denn eigentlich macht. Was klingt wie der Plot zu einer gar nicht mal uninteressanten Science Fiction Story hat mit Literatur aber gar nichts zu tun, sondern ist lediglich eine kurze Inhaltsangabe zu dem neuen Konzeptalbum des Holländers Arjen Anthony Lucassen, besser bekannt als Ayreon. Bereits seine beiden ersten Alben befaßten sich ja ausschließlich mit SF und Fantasy-Elementen und wurden ja besonders in der Prog-Szene euphorisch gefeiert und das vollkommen zurecht.

Irgendwann hatte Arjen Anthony Lucassen, der es mit Bands wie Vengeance doch zu einigem Ruhm gebracht hatte, die Nase vom ewigen Herumgetingele voll. Der Fan von Fantasy und Science Fiction sowie bombastischen Rockopern machte sich also auf, einen Jugendtraum zu erfüllen. 1994 war es dann soweit und mit ”Ayreon - The Final Experiment” durfte sich eine staunende Zuhörerschaft an der Geschichte des blinden Sehers ”Ayreon” erfreuen, der zur Zeit König Artus eine Botschaft aus der Zukunft empfängt. Und diese Zukunft sieht mal wieder ziemlich trübe aus. Kriege, Umweltverschmutzung und CD’s von Pur haben die Welt an den Rand einer Katastrophe gebracht. Rettung aus dem Schlamassel erhofft man von einer Methode namens ”Time Telepathie”: Man schickt Botschaften aus der Zukunft in die Vergangenheit und hofft, daß diese eine Änderung zum Guten bewirken. Tatsächlich wird die Sendung empfangen, und zwar von Ayreon, einem blinden Sänger und Zeitgenossen von König Artus. Viel hat der arme Teufel allerdings nicht davon. Mal davon abgesehen, daß er ohnehin kaum kapiert, was mit ihm passiert, glauben ihm seine Mitmenschen nicht und jagen ihn erst einmal aus seinem Heimatdorf. Von dort verschlägt ihn der Zufall an König Artus’ Hof. Der einzige, der dort mit den Visionen etwas anfangen kann, ist Merlin. Doch der ist zunächst nur eifersüchtig und sieht seine Position in Gefahr, worauf er unseren blinden Helden prophylaktisch erst einmal umbringen läßt. Dumm gelaufen, kann man da nur sagen. Wenigstens hat olle Merlin hinterher ein Einsehen, und sorgt dafür, daß die Botschaft aus der Zukunft verbreitet wird.
Auch wenn die Sache dem armen Seher nur Scherereien einbrachte, für Arjen Anthony Lucassen erwies sich das finale Experiment als überaus erfolgreich, was dazu führte, daß es glücklicherweise doch nicht das letzte blieb. Mit ”Actual Fantasy” legte er 1996 den Nachfolger vor, nicht ganz so bombastisch wie der Erstling, aber dafür mit einer deutlichen Steigerung im Songwriting. Nur daß wir uns recht verstehen, bereits ”The final experiment” war auf diesem Gebiet alles andere als nur Durchschnitt. Auch auf dieser CD geht es ausschließlich um phantastische Geschichten, aber ob es ein Konzeptalbum ist oder nicht, war mir damals nicht so richtig klar. Aber es ist alles nur eine Frage der Definition.
Es ist ein Konzeptalbum. Ich sehe einen deutlichen unterschied zwischen einem Konzeptalbum und einer Rockoper. ”The Final Experiment” und ”Into The Electric Castle” sind Rockopern, ”Actual Fantasy” ein Konzeptalbum. Ein Konzeptalbum behandelt ein bestimmtes Thema. Alan Parson zum Beispiel haben ein Album zum Thema ”Luft” gemacht. Eine Rockoper hat eine klassischen Geschichte, es gibt mehrere Charaktere, die wie zum Beispiel bei ”Electric Castle” sogar aufeinander reagieren. Die Songs auf Actual Fantasy stehen jeder für sich, sind aber auch zum Teil von Filmen inspiriert. The Abbey Of Sins zum Beispiel von ”Der Name der Rose”. Es ist für mich viel schwerer, ein solches Album zu machen. Bei ”The Final Experiment” hatte ich quasi die gesamte Geschichte bereits im Kopf fertig, wußte genau, wie es weitergeht. Auf ”Actual Fantasy” mußte ich acht verschiedene Geschichten erzählen, die aber auch wieder als ganzes Album funktionieren mußten, darum habe ich mich wohl auch so von Filmen inspirieren lassen.

Worum es auf dem aktuellen Album geht, habe ich ja bereits erwähnt. Ein Film allerdings stand diesmal nicht Pate. Man schämt sich ja fast, es zuzugeben, aber es war....
Ach, das war irgend so ein ganz triviales Comic. Ich habe auch nur eine Idee entnommen, nicht etwa die gesamte Story. Es ging um einen Mann, der in eine Art Labyrinth gefangen war. Als er schließlich den Ausgang gefunden hatte, stellte sich heraus, daß er dort von zwei riesigen Aliens erwartet wurde, die ihn als Versuchskaninchen benutzt hatten.

Wobei aus dem einen Versuchskaninchen schließlich ganze acht wurden. Und die hießen zum Beispiel Fish, Damian Wilson oder Anneke von Giersbergen. Doch auch wenn das fertige Album sicher zu den besten des Jahres (Jahrzehnts, Jahrhunderts, Jahrtausends) zählt, so locker aus dem Ärmel schütteln ist nicht.
Die Umsetzung erwies sich wieder als sehr schwierig. Ich wußte nur, ich wollte wieder eine Rockoper machen, ich wollte ein Doppelalbum machen und ich wollte die acht Sänger, die ich verpflichtet hatte, so singen lassen, daß sie aufeinander reagieren. Du hast zum Beispiel einen Song geschrieben, und denkst, der würde prima zu Fish passen. Aber leider gehört der Song ans Ende der Oper, und Fish hat schon lange das Zeitliche gesegnet. Ich brauchte als eine Geschichte, in der ich die Freiheit hatte, jedem Sänger einen ihm passen Charakter maß zu schneidern. Ich habe also überlegt, was für eine Rolle paßt zu Fish, und kam auf den Highlander. Und so ging es mit allen Sängern. Ich habe sehr viele Sänger angeschrieben und zunächst sogar ganz große. Natürlich habe ich nicht damit gerechnet, daß Dave Gilmour, Robert Plant oder Paul McCartney wirklich zusagen, aber man konnte es ja probieren. Ich war auch einfach sehr überzeugt von meiner Musik. Vor einigen Jahren hätte ich so etwas sicher wahrscheinlich nie gewagt. Ich hätte gedacht, vielleicht lachen sie mich aus, wenn ich ihnen meine Vorschläge schicken, aber heute bin ich einfach selbstbewußter. Paul McCartneys Plattenfirma hat mein Material allerdings wieder zurückgeschickt. Sie haben gesagt, er kriegt täglich fünfzig solcher Vorschläge. (SOLCHE SICHER NICHT!!! R.M.) Fish kannte ich vorher gar nicht persönlich, ich hatte ihn aber auf meiner Liste, weil ich Sänger brauchte, die mit ihrer Stimme wirklich agieren können. Er hat sich die Demos angehört uns zugesagt. Edwin Balogh zum Beispiel hat mich angerufen und gesagt, er wolle unbedingt mitmachen. Bei jedem war es etwas anders, aber sie waren alle auf meiner Liste.

Der Witz dabei war, daß zuerst die Sänger feststanden, und die konkrete Story erst danach entstand.
Zunächst gab es wirklich nur vage Vorstellungen. Als die acht Sänger feststanden, war zum Beispiel noch nicht einmal klar, daß sie aus verschiedenen Zeitaltern stammen sollen. Bei Fish und dem Highlander war die Entscheidung ziemlich einfach. Sharon zum Beispiel trägt immer lange Kleider, also dachte ich, dazu würde ein Indianer passen. Anneke benutzt immer dieses Make up, das wirkt wie eine Ägypterin. Ich habe dann gefragt, könnt ihr damit leben, wenn ihr die und die Rolle verkörpern müßt, und fast alle waren einverstanden. Allen die mich noch nicht kannten, habe ich dann meine Alben geschickt, manche beide, manchen nur eins. Ich habe überlegt, der steht vielleicht mehr auf Rockopern, der auf moderne Sachen. Als die Musik dann fertig war, habe ich zuerst alle Songs eingesungen, die weiblichen Parts meine Frau. Und dann haben alle Tapes bekommen. Und ich habe gesagt, sing, wie du es für richtig hältst! Nur der Barbar war zuerst eigentlich ein Gangster, aber Jay sagte, er sei ein großer Conan - Fan. Auch Damian Wilson hatte anfangs Probleme mit dem Ritter, aber schließlich hat er doch zugestimmt.

Nun hat ja Damian nicht nur Probleme damit, ein Ritter zu sein, er hat ja auch welche damit, ein Rocksänger zu sein und singt dafür jetzt lieber Musicals. Da sind mir Rockopern schon lieber. Arjen selbst hat ja auch wieder eine Rolle übernommen, und zwar die des Hippies. Klar, mag man denken, hat er sich halt das raus gesucht, wo er sich am wenigsten verstellen muß. Von wegen!
Ich hatte einen anderen Sänger entdeckt, einen völlig unbekannten Holländer. Und der klang genau wie John Lennon, es war unglaublich. Ich rief ihn an, und er war einverstanden und weil er so nach John Lennon klang, ist es der Hippie geworden. Er hat die Stücke eingesungen und es war wirklich genial. Aber irgendwann hatte er plötzlich das Gefühl, daß diese Platte etwas ganz Großes werden würde. Und er hat mir einen neuen Vertrag geschickt. Er hatte dann plötzlich alle möglichen Forderungen, kein Foto von ihm auf dem Album, keine Single, mehr Geld - und dabei hatte er schon mehr bekommen als die anderen. Ich habe gesagt, hier hast du deinen Vertrag zurück, hier hast du deine Stimme zurück und verzieh dich. Damit hatte er freilich nicht gerechnet. Ich hatte ihn zuvor noch angerufen, und ihm gesagt, wie sehr mir seine Parts gefallen hatten. Da hat er wohl gedacht, ich würde jeder Forderung zustimmen. Ich bin am gleichen Tag dann völlig frustriert ins Studio gegangen, und habe die Songs selbst eingesungen.

Ist ja wohl ein klarer Fall von ”Dumm gelaufen!”. Nun, den Hörer wird’s nicht stören, zumal ja Arjen selbst ein talentierter Sänger ist. Dumm läuft es auch für vier der Protagonisten, und da fragt man sich natürlich warum. Muß Fish vielleicht sterben, weil er seinerzeit bei Marillion ausgestiegen ist? Und wie kann man ein Mädchen wie Anneke von The Gathering so einfach abnippeln lassen? Ich meine, selbst wenn sie nicht singen könnte, sieht sie immer noch toll aus. Und dann hätten wir noch den Indianer (der ja auch eine Sie ist) und den Barbaren.
Fish hatte zunächst seinen eigenen Text geschrieben. Ich hab gesagt, der Highlander soll ein Feigling sein - da wurde er richtig böse, so etwas gäbe es nicht, einen feigen Highlander. Er war dann also nur müde, immer nur zu machen, was andere von ihm wollten, immer nur zu folgen. In der Geschichte kommen die Figuren zu einem Tunnel aus Licht. Normalerweise ist es in einem Tunnel dunkel, und das Licht ist am Ende. Hier ist es genau umgekehrt. Die erste Aufgabe lautet, jemanden auszuwählen, der sterben muß. Es gibt Streit zwischen dem Highlander und dem Barbaren, und Fish hat einfach die Nase voll. Er sagt, ich folge keinem mehr. Er verschwindet in einem schwarzen Loch, das für die Ewigkeit steht. Anneke wollte eigentlich gar nicht mitmachen. Ich habe aber dann so oft angerufen, bis sie schließlich zugestimmt hat. Sie hat aber gesagt, sie will keine große Rolle. Ich antworte, es gibt keine Hauptrolle, du bist eine von acht, aber sie wollte nicht mehr als vier Songs singen. Und noch mal zu Fish zurück, er mußte gleich dran glauben, weil er einfach viel zu teuer war. Die Ägypterin ist zunächst sehr romantisch, sie glaubt in der Nachwelt ihres Volkes zu sein, nahe Amon Ra. Aber als sie dann erkennt, daß dies nicht so ist, will sie nur noch sterben. Der Turm der Hoffnung gaukelt schließlich jedem schöne Dinge vor. Der Future Man allerdings durchschaut, daß es sich dabei nur um Täuschungen handelt. Die Indianer wollen immer eins werden mit dem Universum, eins mit der Sonne, die sie wie einen Gott betrachten. Diese Sonne verleitet den Indianer dann, vom Turm zu springen, der Winde würde ihn dann zu ihr treiben. Zunächst ist da auch wirklich ein Wind, aber aus dem Wind wird ein Sturm, aus dem Sturm ein Feuer und daraus schließlich der Tod. Kein schöner Tod, und der nächste Song heißt dann auch ”Passing Of an Eagle”. ”Passing” hat ja diese doppelte Bedeutung – ”vorbeigehen”, aber auch ”sterben”. Ich hatte mir eigentlich nach ”The Final Experiment” vorgenommen, nicht mehr mit diesen Death-Metal-Vocals zu arbeiten, aber hier gehört es einfach dazu. Der Barbar ist ohnehin immer nur auf Konfrontation und Eroberung aus. De Überlebenden gelangen schließlich an zwei Tore, eins prunkvoll und eins schlicht aus Holz. Ein Tor führt in die jeweilige Heimatwelt zurück, das andere ins Nichts. Der Barbar wählt natürlich das prächtige, und natürlich ist es das falsche.

Auch wenn es schade ist, bei einem Projekt wie diesem verwundert es nicht, daß man es Live wohl nie erleben wird. Bei allem Erfolg, ein Ayreon verfügt nicht über die finanziellen Mittel, wie sie ein Roger Waters hat. Auch wer auf einen Film hofft, wird wohl vergeblich hoffen.
Auf ”Actual Fantasy” habe ich ja diesen einen Clip als Computeranimation gemacht. Damals war ich echt begeistert, aber wenn ich es mit etwas Abstand betrachte - was hat es eigentlich gebracht? Der Clip lief ein paar Mal in Holland. Auf MTV lief er nicht und auch in Deutschland hat man ihn nicht gespielt. Drei Leute waren fünf Monate damit beschäftigt - es hat eine Menge Geld gekostet für dreieinhalb Minuten und kaum etwas genutzt.

Auch wenn Ayreon besonders bei Proggern populär ist, seine eigene musikalische Bandbreite ist enorm.
Wenn ich einen Song schreibe, denke ich nicht vorher darüber nach, welchen Stil ich nun verwende. Wenn ich mir heute CD’s kaufe, dann stammen die auch aus den verschiedensten Bereichen, wobei meine Favoriten aus der Prog und Hard Rock Szene stammen. Aber der kreative Prozeß, der läuft eigentlich selbständig ab. Natürlich wird man von der Musik beeinflußt, die man selbst liebt. Wenn man nur Dream Theater hört und selbst Musik macht, ist die Gefahr groß, daß es eine bloße Kopie wird. Hat man aber einen breiten Musikgeschmack, ist die Chance da, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.

Da kann dann aber auch schon mal Jazz raus kommen, wie bei einem Part auf dem neuen Album....
Jazz mag ich eigentlich überhaupt nicht. Daß es diese Einlage gibt bei ”Tunnel Of Hope” ist eher Zufall. Der Drummer sagte, das klingt ein wenig jazzig. Ich sagte, spiele es mal so, daß es richtig jazzt! Ich hab dann den Bass gespielt - und die Sache ist quasi als Joke auf das Album gekommen, obwohl ich wie gesagt Jazz nicht mag. Ich habe einen breiten Musikgeschmack, aber manche Sachen hasse ich regelrecht - zum Beispiel Rap in allen Arten.

Und ich dachte schon, ich wäre der einzige. Ayreon avanciert mittlerweile immerhin zu Everyone’s Darling. Immerhin wählten ihn sogar die Kollegen vom Rock Hard zur Platte des Monats.
Wenn ich mit einem Album fertig bin, dann habe ich mit dem Thema abgeschlossen. Ich freue mich über eine solche Wertung, aber es ist nur ein Moment. Wir waren damals mit Vengeance auch mit Platte des Monats im Metal Hammer, vor Van Halen und Priest glaube ich. Wir haben uns damals so gut gefühlt. Jeder wußte es, überall wurden wir gespielt, das ging Wochen so. Heute ist das anders. Das Leben ändert sich dadurch nicht. Bei The Final Experiment hatte ich das Gefühl, daß ich eine so gute Platte gemacht hatte, aber vielleicht hat man nie die Chance, sie zu hören, weil sie einfach keiner veröffentlichen will. Wer weiß, wie viele gute Alben es gibt, die nie auf den Markt gekommen sind. Wir sind damals auch in Deutschland bei sehr vielen Plattenfirmen gewesen, und keine war interessiert. Ich weiß noch, da war dieser Typ bei East West, der sagte, laß mal hören. Nach einer Minute hat er gesagt, daß ist nichts für uns, und da habe ich mich so schlecht gefühlt. Stell dir vor, jemand hört eine Minute von ”Tommy” und sagt dann ”Nein”. ”Pinball Wizard” gäbe es praktisch nicht. Aber dieses Gefühl ist Vergangenheit. Transmission ist auch nur ein kleines Label, aber die Leute arbeiten so intensiv, daß es mir viel lieber ist als bei Sony, wo ich immer nur die Auskunft bekäme, die Leute seien in irgendwelchen Meetings und ich solle doch später noch mal anrufen. Ich weiß mittlerweile auch, daß es Leute gibt, die sich bereits auf das nächste Album von Ayreon freuen. Das ist auch eine Art positiver Druck. Aber ich stehe noch immer morgens auf, gehe einkaufen, wie gesagt, das Leben geht weiter.

Wo wir schon bei der Vergangenheit sind. In der Zwischenzeit gab es ja auch ein neues Vengeance-Album, wenn es auch bestenfalls mittelmäßige Kritiken bekam.
Leon, der Sänger, hatte mich mal besucht, weil er ”Actual Fantasy” hören wollte. Er sagte dann, daß er jetzt in einem Geschäft arbeitete und den ganzen Tag nur stumpfsinnige Dinge tut, wo er doch eigentlich auf der Bühne stehen will. Er bat mich, Songs für ihn zu schreiben und da ich Zeit hatte, habe ich das auch getan. So entstanden in sehr kurzer Zeit acht Songs, eigentlich nur, um ihm zu helfen. Die Songs waren auch überhaupt nicht in der typischen Vengeance-Tradition, sondern viel moderner. Leon gefielen sie aber, also nahmen wie sie auf und er sang sie ein. Die Plattenfirma war auch einverstanden, das Material zu veröffentlichen, aber es sollte unter dem Namen Vengeance geschehen. Auch wenn es nicht wie Vengeance klang, versprach man sich einfach Vorteile davon. Es kamen noch vier Songs auf das Album, die ursprünglich für Electric Castle waren. Im Nachhinein denke ich, ich hätte es nicht machen sollen und ich werde so etwas auch nicht noch einmal machen. Wenn Vengeance eine neue Platte macht, dann sollte sie das im alten Stil tun. Aber das dann nicht mehr mit mir, denn ich werden nie mehr etwas tun, was ich Jahre zuvor bereits zur genüge getan habe.

Das hört sich doch vielversprechend an, und war erwartet uns diesmal?
Ich denke daran, als nächstes wieder zwei Alben gleichzeitig zu veröffentlichen, eine ganz ruhig, die zweite eher heavy. Es gab diese Elemente ja immer schon bei mir, ich möchte sie mal trennen. Ich möchte praktisch an ein Thema von zwei entgegengesetzten Seiten herangehen. Ich will mich nicht wiederholen, nicht wieder ein Rockoper schreiben. Dann ist man gezwungen, noch irgendwie eins drauf zu setzen. Aber es wird sich wohl wieder um fantastische Inhalte drehen.



© Renald Mienert
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