progressive Interview , progressive band talk Ayreon: Keine Lust auf Langeweile |
![]() |
Interview |
Bereits seine Reise an König Artus Hof wurde begeistert aufgenommen. Auch auf seiner aktuellen CD bleibt Arjen Anthony Lucassen alias Ayreon seiner Vorliebe für phantastische Themen treu, vor allem aber bietet Actual Fantasy hervorragende Musik.
Mein erstes Album veröffentlichte ich 1981 mit einer Synthesizer-Band namens Pythagoras. Danach ging ich zu Bodine - einer Blues und Heavy - Band - und machte mit ihnen zwei Platten. Das war 1981 und 1983. Es waren gute Musker, aber ziemlich langweilig und so ging ich schließlich zu Vengeance. Das war auch eine Hard-Rock-Band und wir nahmen zwischen 1984 und 1994 zusammen sechs Platten auf. Wir tourten auf der ganzen Welt, aber dann nahm ich mein erstes Soloalbum auf. Es hieß Anthony - Pools of Sorrow, Waves of Joy und wurde ein Flop. Die Musik unterschied sich einfach zu sehr von dem, was ich bis dahin gemacht habe. Danach habe ich mir meinen größten Traum verwirklicht, eine Album mit meiner Lieblinglingsmusik - progressiv und rockig - und mit meinem Lieblingsmusiker: Ayreon. Mit einem Wort: Ich habe mein ganzes Leben der Musik gewidmet und nun meinen künstlerischen Gipfel erreicht.
Wie gesagt, es war eine Hard-Rock-Band. Sie hatte zwei Seiten, eine lustige und eine epische , wie Arabia. Wir waren ziemlich erfolgreich. Wir sind zwar nicht reich geworden, konnten aber von der Musik leben. Wir hätten es vielleicht noch weiter gebracht, aber der RocknRoll-Lebensstil - Sex & Drogen & Alkohol - wurde mir zuviel und so stieg ich aus.
Als Kind habe ich natürlich die Beatles gehört. Sie sind auch die Band, die mich immer noch am meisten beeinflusst. Über Bands wie Sweet kam ich dann zu Deep Purple, Led Zeppelin, Black Sabbath, Pink Floyd, ELP, Jethro Tull usw.
Ich habe zwei Jahre an dem Album gearbeitet. Die Probleme begannen, als ich fast fertig war, und mit dem Ergebnis wirklich zufrieden war. Plötzlich stellte ich mir die Frage: Was um alles in der Welt mache ich da? Eine Rockoper in den Neunzigern? Wer will diese Sachen heute noch hören? Das Songwriting war nicht das Problem, auch nicht das Aufnehmen oder das Zusammentrommeln der vielen Musiker. Der schwerste Teil war der Verkauf des Albums, nachdem es fertig war. Es hat über ein Jahr gedauert, bis ich ein Label gefunden hatte.
Es wurde nicht aufgenommen, um jemals live gespielt zu werden. Es wäre einfach zu schwierig. Ich finde es schade, dass es nicht verfilmt wurde, aber wer weiss, es ist ja immer noch möglich!
Die Single war nicht gerade ein Hit, aber das Album verkaufte sich dennoch sehr ordentlich. Und alle Reviews waren einfach brilliant. Ich habe das ganze Geld, das ich in das Projekt investiert hatte, wieder herausbekommen und mir sogar ein eigenes Studio einrichten können. In Japan, wo das Album bei JVC erschienen ist, lief es ebenfalls sehr gut, genauso in Frankreich und Italien. In Deutschland hätte es besser laufen können, aber es gab einige Probleme mit dem Verleih.
Wäre das Album ein Flop geworden, hätte es keine weiteren Ayreon - CDs gegeben. Glücklicherweise ist das nicht passiert und so werde ich so viele neue Alben produzieren wie nur möglich!
Ich habe ja schon gesagt, dass zwischen der Fertigstellung von The Final Experiment und der Veröffentlichung ein ganzes Jahr lag. In diesem Jahr arbeitete ich bereits an dem Nachfolger Actual Fantasy. Im Grunde genommen hat es also genauso lange gedauert wie The Final Experiment. Aber du hast schon recht, Probleme gab es keine. Ich hatte ein eigenes Studio, kein Problem ein Label zu finden.
Absolut. Ich liebe Science Fiction und Fantasy. Die Filme, Star Trek usw. Mit einem Wort: Flucht aus dem Alltag in eine phantastische Welt.
Die Effekte sind ein Teil der Musik. Ich glaube, bei einer CD ist die Atmosphäre sehr wichtig und diese Effekte können in vielen Fällen genau die richtige Stmmung erzeugen. Für mich ist es nicht so wichtig, ob ein Gitarrist besonders schnell oder ein Schlagzeuger ein exzellenter Techniker ist, wichtig ist - und das gilt genauso für meine Person - dass sich die Leute auf eine Reise ohne Grenzen und Einschränkungen begeben.
Auch diese CD wurde nicht geschrieben, um live präsentiert zu werden. Ich habe mehr als zehn Jahre meines Lebens auf der Bühne gestanden. Aber wenn ich die gleichen Songs wieder und wieder live spielen muss, dann fühle ich mich wie eine Marionette. Ich bin dann einfach nicht mehr dazu in der Lage, die notwendigen Emotionen herüberzubringen. Wenn ich alleine in meinem Studio sitze, dann bin ich kreativ. Nicht diese ewige Diskutiererei mit anderen Bandmitgliedern, diese ständigen Proben mit der Band, sitzen im Tourbus, in der Garderobe. Alle diese Sachen. Aber man soll ja nie nie sagen. Vielleicht spüre ich ja mal wieder den Drang auf der Bühne zu stehen, sei es auch nur, um meinen Fans eine Freude zu machen.
Ich glaube, ein großer Teil meiner Musik ist progressiv, wie zum Beispiel Pink Floyd oder ELP es sind. Ich liebe die abenteuerliche Seite des ProgRock. Diese Bands tun genau das, was sie wollen, ohne irgendeinem Trend zu folgen. Aber da ist auch immer der Rocker in mir und genauso eine softere Beatles-Seite.
Wie ich schon sagte, die Musik ist abenteuerlich, und so sollten auch die Texte sein, ebenfalls das Cover einer CD. Wenn du die CD siehst, die Texte liest und die Musik hörst, dann muss dir das diesen Kick geben. Du musst erkennen können: Es ist mir möglich, diesem Alltagstrott für eine Weile zu entfliehen und etwas reicher zurückzukehren.
Es muss auch musikalisch etwas passieren, nicht nur in den Texten. Wenn du AC/DC spielst, dann ist das nicht abenteuerlich.
Natürlich läuft das Video in Holland, aber auch die Japaner lieben es. Wahrscheinlich weil es so High-Tech und modern ist. Bisher ist das Album in Deutschland noch nicht offiziell erschienen, darum warten wir hier noch eine Weile. Von anderen Ländern weiß ich nichts, aber vielleicht senden sie es schon?
Ich würde es lieber sehen, wenn es etwas besonderes bleiben würde. Und nur, wenn es wirklich notwendig ist, wenn das Video die Musik unterstützt oder umgekehrt. Natürlich muß man immer genügend Spielraum für die Phantasie lassen. Es geht nicht darum, die Wirklichkeit zu ersetzen, sondern die Phantasie anzuregen! Dont simulate reality, but stimulate fantasy!
Ich werde definitiv weitermachen, denn im Augenblick mache ich genau die Musik, die ich liebe, und den Leuten gefällt es offensichtlich auch. Es wird aber immer ein Soloprojekt von mir mit wechselnden Musikern bleiben. Ich liebe Veränderungen, und mag es überhaupt nicht, mich zu wiederholen. Und es gibt noch so viele gute Musiker, mit denen ich zusammen arbeiten möchte. Ich habe mein Studio The Electric Castle genannt und genau das ist es auch- ein Schloss, und ich bin der König!